Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
Vom Netzwerk:
Genugtuung zur Kenntnis nahm. Es ließ
darauf schließen, dass der Assistant Commissioner nicht ganz so dominant war,
wie er vorgab zu sein.
    »Ich nehme an«, sagte er in
einem Ton, mit dem er zu erkennen gab, dass er das Gespräch zu beenden
gedachte, »dass Sie darauf brennen, Ihr Team kennenzulernen. Offiziell
vorgestellt zu werden. Sich an die Arbeit zu machen.«
    »Ganz recht«, sagte sie. »Ich
würde mich gern mit jedem Einzelnen persönlich unterhalten.«
    »Dann wollen wir das doch
gleich in Angriff nehmen«, gab Hillier lächelnd zurück. »Soll ich Sie
begleiten?«
    »Sehr gern.« Sie erwiderte das
Lächeln und hielt seinem Blick so lange stand, bis er errötete. Er war ein
rotgesichtiger Mann, dem das leicht passierte. Sie fragte sich jedoch intuitiv,
wie er wohl aussehen mochte, wenn er in Wut geriet.
    »Wenn ich mich vorher noch
kurz frisch machen dürfte, Sir?«
    »Selbstverständlich«, sagte
er. »Lassen Sie sich Zeit.«
    Was natürlich das Letzte war,
was er von ihr erwartete. Sie überlegte, ob er häufiger Bemerkungen machte, die
er nicht ernst meinte. Nicht dass dies eine große Rolle spielte, denn sie hatte
nicht vor, viel Zeit mit dem Mann zu verbringen. Aber es war immer nützlich zu
wissen, wie jemand tickte.
    Hilliers Sekretärin - eine
streng dreinblickende Frau mit fünf Warzen im Gesicht, die dringend
dermatologisch untersucht werden sollten - erklärte Isabelle, wo sich die
Damentoilette befand. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sich niemand
sonst in dem Raum aufhielt, schloss sie sich in der hintersten Kabine ein und
erledigte ihr Geschäft. Dies allerdings diente nur der Tarnung. Der eigentliche
Grund für ihren Besuch der Damentoilette befand sich in ihrer Handtasche.
    Sie nahm das Fläschchen heraus
und trank es in zwei großen Schlucken aus. Wodka. Schon seit Langem ihr treuer
Begleiter. Sie wartete einen Moment, bis die Wirkung einsetzte.
    Sie verließ die Kabine, trat
ans Waschbecken und fischte Zahnbürste und Zahnpasta aus ihrer Handtasche. Sie
putzte sich gründlich Zähne und Zunge.
    Dann war sie bereit, sich der
Welt zu stellen.
     
    Die Detectives, deren
Vorgesetzte sie sein würde, arbeiteten auf engem Raum zusammen, sodass Isabelle
sich zunächst allen gleichzeitig gegenübersah. Auf beiden Seiten herrschte
Skepsis; das war normal, und es machte ihr nichts aus. Hillier stellte sie den
Kollegen vor und gab ihren beruflichen Werdegang in chronologischer
Reihenfolge wieder: Kontaktpolizistin, Einbruchsdelikte, Sitte, Brandstiftungsdelikte
und zuletzt Gewaltverbrechen. Wie lange sie in den jeweiligen Abteilungen
tätig gewesen war, erwähnte er nicht. Isabelle Ardery befand sich auf der Überholspur,
wie sich an ihrem Alter leicht ablesen ließ. Sie war achtunddreißig, wirkte
jedoch, wie sie selbst fand, jünger, was sie darauf zurückführte, dass sie
sich klugerweise ihr Leben lang von Zigaretten und direkter Sonneneinstrahlung
ferngehalten hatte.
    Die Einzige, die sich von
ihrem Werdegang beeindruckt zeigte, war die Sekretärin der Abteilung, eine
junge Frau - Typ Kronprinzessin - namens Dorothea Harriman. Isabelle fragte
sich, wie die Frau es schaffte, sich von einem Sekretärinnengehalt so elegant
zu kleiden. Vermutlich kaufte sie ihre Garderobe in exklusiven Secondhandläden,
wo man zeitlose Schätzchen ausgraben konnte, wenn man ausdauernd genug war,
gründlich suchte und einen Blick für Qualität hatte.
    Sie verkündete den Anwesenden,
dass sie mit jedem Teammitglied ein Einzelgespräch führen wolle. In ihrem
Zimmer, sagte sie. Heute noch. Sie wünsche darüber informiert zu werden, woran
genau die Kollegen derzeit arbeiteten, fügte sie hinzu und forderte sie auf,
ihre Aufzeichnungen mitzubringen.
    Es lief in etwa so ab, wie sie
erwartet hatte. DI Philip Haie gab sich kooperativ und professionell und hatte
seine Aufzeichnungen parat. Er schien sich zu sagen, warten wir's ab, was sie
ihm nicht verübeln konnte. Derzeit unterstützte er die Staatsanwaltschaft bei
der Vorbereitung eines Prozesses gegen einen Serienmörder, der es auf männliche
Jugendliche abgesehen hatte. Mit ihm würde sie keine Probleme bekommen. Er
hatte sich nicht für den Posten des Superintendent beworben und schien
zufrieden mit seiner Rolle im Team zu sein.
    DI John Stewart war von
anderem Kaliber. Er war ein nervöser Typ, zumindest nach seinen abgekauten
Fingernägeln zu urteilen, und die Art, wie er auf ihre Brüste starrte, sprach
von einer Frauenfeindlichkeit der Sorte, die sie

Weitere Kostenlose Bücher