George, Elizabeth
was das bedeutet.«
Gina ließ Merediths Tirade
geduldig über sich ergehen. Schließlich sagte sie: »Er wusste, dass ich sauer
sein würde, wenn er mir erzählt hätte, dass er sich mit Jemima getroffen hat.
Er wusste, dass ich irgendetwas Unvernünftiges tun würde. Und das habe ich ja
auch, vor allem gestern Abend. Sieh mal: Du bist so gut zu mir. Du bist die
beste Freundin, die ich hier im New Forest habe. Aber ich liebe ihn nun mal,
und ich muss einfach herausfinden, ob wir beide noch eine Chance haben, uns
wieder auszusöhnen. Die Sache mit Jemima hat ihn in eine schlimme Lage
gebracht. Er hat sich falsch verhalten, das stimmt, aber ich habe mich auch
nicht richtig verhalten. Ich kann doch nicht alles wegwerfen, nur weil er mir
ein bisschen wehgetan hat.«
»Dir hat er vielleicht nur
wehgetan«, rief Meredith, »aber Jemima hat er umgebracht!«
»Das glaube ich nicht«,
entgegnete Gina bestimmt.
Meredith musste einsehen, dass
es keinen Sinn hatte, das Thema weiterzuverfolgen. Gina wollte nur noch zu
Gordon Jossie zurück, »es noch einmal mit ihm versuchen«. Das war schon schlimm
genug, aber noch schlimmer war, dass Meredith keine Wahl hatte. Sie musste sie
ziehen lassen.
Trotzdem wurde sie die Sorge
um Gina Dickens den ganzen Vormittag über nicht los. Ihr fehlte die kreative
Energie für ihre Arbeit bei Gerber & Hudson, und als im Büro ein Anruf für
sie kam, war sie froh, in ihrer Frühstückspause ins Büro von Michele Daugherty
eilen zu können, die gesagt hatte: »Ich habe etwas für Sie. Haben Sie Zeit,
kurz rüberzukommen?«
Meredith kaufte sich einen
Orangensaft und trank ihn auf dem Weg zu der Privatdetektivin. Sie hatte schon
beinahe vergessen, dass sie Michele Daugherty angeheuert hatte, weil so vieles
passiert war, seit sie die Frau gebeten hatte, ihr Informationen über Gina
Dickens zu beschaffen.
Die Detektivin telefonierte
gerade, als Meredith eintraf. Nach endlosen Warteminuten bat Michele Daugherty
sie schließlich in ihr Büro, wo ein ordentlicher Stapel Papier anzudeuten
schien, dass sie sich in Merediths Auftrag mächtig ins Zeug gelegt hatte.
Die Detektivin kam ohne
weitere Umschweife zur Sache. »Es gibt keine Gina Dickens«, sagte sie. »Sind
Sie ganz sicher, dass der Name stimmt? Dass Sie ihn richtig geschrieben haben?«
Zuerst verstand Meredith
nicht, was die Detektivin meinte, sagte: »Ich kenne die Frau, Miss Daugherty.
Es geht hier nicht um einen Namen, den ich in einer Kneipe oder sonst irgendwo
aufgeschnappt habe. Sie ist inzwischen... na ja... fast so etwas wie eine
Freundin.«
Michele Daugherty fragte
nicht, warum Meredith eine Freundin ausspähen lassen wollte. Sie sagte nur:
»Wie auch immer. Ich kann keine Gina Dickens finden. Es gibt eine Menge Leute,
die Dickens heißen, aber keine mit Vornamen Gina in der von Ihnen angegebenen
Altersgruppe. Übrigens auch in keiner anderen.«
Sie erklärte, sie habe es mit
jeder Schreibweise und jeder Variation des Namens probiert. Da Gina vermutlich
ein Kosename sei oder die Abkürzung eines längeren Namens, habe sie Gina, Jean, Regina,
Virginia, Georgina, Marjorina, Angelina, Jacquelina, Gianna, Eugenia und
Evangelina in ihre Datenbank eingegeben. »Ich könnte natürlich endlos so
weitermachen, aber ich glaube nicht, dass Sie dafür bezahlen wollen. Wenn sich eine
solche Situation abzeichnet, sage ich meinen Klienten für gewöhnlich, dass es
keine Person dieses Namens gibt, es sei denn, es wäre dieser Person gelungen,
durch das System zu schlüpfen, ohne irgendwo eine Spur zu hinterlassen, was
nicht möglich ist. Sie ist doch Britin, oder? Besteht daran kein Zweifel?
Könnte sie Ausländerin sein? Australierin? Neuseeländerin? Kanadierin?«
»Aber natürlich ist sie
Britin. Herrgott noch mal, ich habe gestern den ganzen Abend mit ihr
verbracht.« Als würde das irgendetwas aussagen, dachte Meredith, kaum dass sie
es ausgesprochen hatte. »Sie wohnt mit einem Mann namens Gordon Jossie
zusammen, aber sie hat auch noch ein Pensionszimmer über dem Mad Hatter Tea Rooms. Erklären Sie mir, auf welche
Weise Sie gesucht haben. Sagen Sie mir, wo Sie nachgesehen haben.«
»Wo ich immer nachsehe. Wo
jeder Ermittler sucht, einschließlich der Polizei. Meine Liebe, die Menschen
hinterlassen Daten. Sie hinterlassen Spuren, ohne es zu wissen: Geburt,
Schule, Krankenhaus, Kreditkarten, finanzielle Transaktionen - ein Leben lang.
Parkscheine, der Besitz von allem, wofür ein Kredit oder eine Garantie oder
eine Bürgschaft nötig ist
Weitere Kostenlose Bücher