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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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vom Wind. Er hätte es am liebsten berührt, weil er wusste, wie weich
es sich anfühlen würde.
    Er trat an den Wagen. »Können
wir reden?«
    Sie schob sich die
Sonnenbrille, die sie gegen die grelle Sommersonne trug, ins Haar. Ihre Augen
waren rotgerändert. Und er war schuld an ihren Tränen. Es war eine weitere
Last. Wieder einmal hatte er versagt bei dem Versuch, der Mann zu sein, der er
sein wollte.
    »Bitte. Können wir reden?«
    Sie sah ihn misstrauisch an.
Sie presste die Lippen zusammen und kaute auf der Unterlippe; nicht als wollte
sie sich davon abhalten, etwas zu sagen. Eher als fürchtete sie sich vor dem,
was passieren könnte, wenn sie den Mund aufmachte. Als er die Hand auf den
Türgriff legte, zuckte sie leicht zusammen.
    »Ach, Gina«, sagte er. Er trat
einen Schritt zurück, damit sie sich nicht von ihm bedrängt fühlte. Als sie die
Autotür aufmachte, atmete er erleichtert auf. »Können wir...«, sagte er. »Lass
uns da vorn hinsetzen.«
    Da vorn war der Garten, den sie so
liebevoll für sie beide gestaltet hatte, mit dem Tisch und den Stühlen, den
Fackeln und den Kerzen. Da vorn hatten sie bei schönem Wetter im Sommer zwischen den
Blumen zu Abend gegessen, die sie gepflanzt und sorgfältig gewässert hatte. Er
ging zum Tisch und wartete auf sie. Er beobachtete sie schweigend. Sie musste
sich aus freien Stücken entscheiden. Er betete, sie möge sich so entscheiden,
dass sie noch eine Zukunft hatten.
    Sie stieg aus ihrem Wagen,
warf einen Blick zum Pick-up mit dem aufgeladenen Reet und auf die Koppel
dahinter. »Was ist mit den Pferden passiert?«, fragte sie stirnrunzelnd.
    »Die sind weg«, antwortete er.
    Ihr Gesichtsausdruck sagte
ihm, dass sie glaubte, er hätte es für sie getan, weil sie Angst vor den Tieren
hatte. Er hätte ihr am liebsten die Wahrheit gesagt: dass Rob Hastings sie
mitgenommen hatte, weil Gordon weder einen Grund noch das Recht hatte, sie bei
sich zu behalten. Aber andererseits sah er, wie er den Moment nutzen konnte, um
sie für sich einzunehmen, und er wollte sie unbedingt zurückgewinnen. Sollte
sie in Bezug auf die Ponys ruhig glauben, was sie wollte.
    Sie kam zu ihm in den
Vorgarten, wo sie durch eine Hecke von der Straße getrennt waren. Außerdem
waren sie so vor Cliff Cowards neugierigen Blicken geschützt, weil die Scheune
hinter dem Haus lag. Hier konnten sie miteinander reden, ohne gehört oder
gesehen zu werden, was dazu beitrug, dass Gordon sich entspannte, allerdings
auf Gina die gegenteilige Wirkung zu haben schien. Sie sah sich um, bibberte,
als wäre ihr kalt, und schlang die Arme um den Körper.
    »Was hast du denn bloß mit dir
angestellt?«, fragte er. Er hatte die hässlichen blauen Flecke auf ihren Armen
bemerkt und trat unwillkürlich auf sie zu. »Was ist passiert, Gina?«
    Sie betrachtete ihre Arme, als
hätte sie es bereits vergessen. Sie sagte niedergeschlagen: »Das habe ich
selbst gemacht.«
    »Wie bitte?«
    »Hast du dir noch nie selbst
wehtun wollen, weil nichts, was du anpackst, zu etwas Gutem führt?«, fragte
sie. »Was? Wie hast du...«
    »Ich habe mich geschlagen«,
sagte sie. »Und als das nicht gereicht hat, habe ich mit einem...« Sie hatte
sich abgewandt, aber als sie ihn jetzt ansah, hatte sie Tränen in den Augen.
    »Du hast etwas benutzt, um dir
damit wehzutun? Gina...« Er trat auf sie zu, aber sie wich einen Schritt
zurück. Er war erschüttert. »Warum tust du so etwas?«
    Eine Träne lief ihr über die
Wange. Sie wischte sie mit dem Handrücken ab. »Ich schäme mich so«, sagte sie. »Ich habe es getan.«
    Einen entsetzlichen Moment
dachte er, sie wollte sagen, sie hätte Jemima umgebracht, aber sie fuhr fort: »Ich habe die Fahrkarten und die
Hotelrechnung an mich genommen. Ich habe sie gefunden und eingesteckt, und ich
habe sie abgegeben... Es tut mir so leid.«
    Sie fing an zu schluchzen. Er
trat näher, um sie in die Arme zu nehmen, und als sie es zuließ, öffnete sich
sein Herz, wie es noch bei niemandem geschehen war, nicht einmal bei Jemima.
    »Ich hätte dich nicht belügen
dürfen«, sagte er. »Ich hätte nicht sagen dürfen, dass ich in Holland war. Ich
hätte dir von Anfang an sagen sollen, dass ich Jemima treffen wollte, aber ich
dachte, ich könnte es nicht.«
    »Aber warum denn nicht?« Sie
ballte die Fäuste auf seiner Brust. »Was hast du denn gedacht? Warum vertraust
du mir nicht?«
    »Alles, was ich dir über mein
Treffen mit Jemima erzählt habe, entspricht der Wahrheit. Ich schwöre es bei
Gott.

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