George, Elizabeth
fragte Honor
Robayo.
»Die Tatsache, dass Mr. Lawes
ihn gemeldet hat. Ich meine den Schatz und den Gentleman, der ihn gefunden
hat.«
»Ah, ja, natürlich«, sagte
sie. »Aber tatsächlich ist es ihm gar nicht so hoch anzurechnen, wie Sie
glauben.« Sie standen vor einer der Vitrinen, in denen der Hoxne-Hort
ausgestellt war, einschließlich einer Acrylrekonstruktion der Truhe, in der der
Schatz vergraben worden war. Von dort gingen sie quer durch den Raum zu der
Ausstellung der enormen silbernen Platten und Tabletts aus dem Mildenhall-Hort.
Honor Robayo lehnte sich gegen die Vitrine und sagte: »Man muss wissen, dass
dieser Eric Lawes mit einem Metalldetektor unterwegs war. Und weil das seine
Leidenschaft war, wird er sich ziemlich gut mit dem Gesetz ausgekannt haben.
Natürlich ist das Gesetz ein wenig geändert worden, nachdem dieser Hort
entdeckt wurde, aber damals war es so, dass ein Fund wie der Hoxne-Hort automatisch
an die Krone fiel.«
»Dann hätte er aber doch ein
Motiv gehabt, ihn für sich zu behalten?«, sagte Lynley.
Sie zuckte die Achseln. »Was
hätte er damit anfangen sollen? Vor allem da das Gesetz vorsah, dass ein Museum
diesen Schatz von der Krone erwerben konnte - und zwar zu einem angemessenen
Marktpreis - und der Finder diesen Kaufpreis als Belohnung erhielt? Das war
schon ein beträchtliches Sümmchen.«
»Aha«, antwortete Lynley.
»Also war der Finder eher daran interessiert, den Fund zu melden, als ihn für
sich zu behalten.«
»Richtig.«
»Und wie ist die Rechtslage
heute?« Er lächelte, weil er sich mit seiner Frage ziemlich albern vorkam.
»Verzeihen Sie, als Polizist müsste ich mich mit diesem Gesetz eigentlich
auskennen.«
»Ach was«, erwiderte sie. »Ich
bezweifle, dass Sie bei Ihrer Arbeit häufig mit Menschen zu tun haben, die
Schätze ausgraben. Jedenfalls hat sich das Gesetz nicht erheblich geändert.
Der Finder hat zwei Wochen Zeit, dem örtlichen Coroner den Schatz zu melden -
falls er weiß, dass es
sich um einen Schatz handelt. Tatsächlich könnte er strafrechtlich verfolgt
werden, wenn er den Coroner nicht verständigt. Der Coroner...«
»Moment mal«, unterbrach
Lynley sie. »Was meinen Sie damit: falls er weiß, dass es sich um einen Schatz
handelt?«
»Na ja, das ist der Haken an
dem Gesetz von 1996. Es definiert, was ein Schatz ist. Eine Münze, zum
Beispiel, macht noch keinen Schatz aus. Bei zwei Münzen allerdings kann man
schon in die Bredouille kommen, wenn man sich nicht gleich ans Telefon hängt
und die Behörden benachrichtigt.«
»Damit die was tun?«, fragte
Lynley. »In dem unwahrscheinlichen Fall, dass man nur zwei Münzen gefunden hat
und nicht zwanzigtausend?«
»Die bestellen dann
Archäologen, die einem das gesamte Grundstück umgraben, nehme ich an«, antwortete
Honor Robayo. »Was, ehrlich gesagt, die meisten Leute nicht stört, denn für
sie springt ein angemessener Preis für den Schatz heraus.«
»Falls ein Museum diesen
kaufen will.«
»Richtig.«
»Und wenn kein Museum ihn
haben will? Wenn die Krone ihn für sich beansprucht?«
»Das ist eine weitere
interessante Änderung im Gesetz. Die Krone hat lediglich Anspruch auf Schätze
aus den Herzogtümern Cornwall und Lancaster. Aber in den übrigen Landesteilen
... Da ist es ein bisschen komplizierter, aber der Finder bekommt in jedem Fall
eine Belohnung, wenn der Schatz irgendwann verkauft wird. Und wenn er etwa
diese Dimension hat« - sie machte eine Kopfbewegung zu den mit Silber, Gold und
Juwelen gefüllten Vitrinen in Raum 49 -, »dann kann man schon davon ausgehen, dass die
Belohnung saftig ausfällt.«
»Sie wollen also sagen«,
resümierte Lynley, »dass der Finder eines solchen Schatzes absolut keinen Grund
hätte, die Neuigkeit für sich zu behalten?«
»Vollkommen richtig. Natürlich
könnte er die Kostbarkeiten unter seinem Bett verstecken und sie nachts
hervorholen, um sie genüsslich zu befühlen. Denn mehr wird er damit nicht anfangen
können. Wie in Silas Marner, falls Sie wissen, was ich meine. Aber ich schätze
mal, dass die meisten Leute Bares bevorzugen.«
»Und wenn der Schatz nur aus
einer einzelnen Münze besteht?«
»Die kann der Finder behalten.
Und das bringt uns jetzt zu... Da drüben bitte! Hier haben wir den Aureus, nach
dem Sie suchen.«
Er lag in einer der kleineren
Vitrinen, in denen verschiedene Münzen ausgestellt und bezeichnet waren. Der
fragliche Aureus sah nicht anders aus als der, den Lynley bei Sheldon Pockworth Numismatics auf
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