George, Elizabeth
Zeit für ihr Intermezzo am Eyeworth Pond. Die
Uhr tickte, deshalb konnten sie nicht später noch einmal herkommen, um seine
Sachen zu holen, wenn Gina und Meredith nicht mehr hier waren.
Er rechnete
schon damit, dass Whiting ihm erklärte, dann müsse er eben ohne den einen
erlaubten Koffer verschwinden, und seine Sachen würden ihm später
nachgeschickt. Aber stattdessen sagte Whiting lächelnd: »Ach, ich glaube, dir
wird schon irgendeine interessante Geschichte einfallen, mein Liebchen«, und
Gordon dämmerte, dass auch dies zu dem Spaß gehörte, den sich der Chief
Superintendent auf seine Kosten machte. Zuerst Eyeworth Pond und jetzt das:
Gordon, der seine Sachen packte und Gina irgendwie erklären musste, warum er
sich aus dem Staub machte.
»Eine
Viertelstunde«, sagte Whiting. »Ich an deiner Stelle würde keine Sekunde damit
verschwenden, mit den Damen zu schwatzen. Aber du kannst natürlich mit deiner
Zeit machen, was du willst. Der Hund bleibt so lange hier. Sicherheitshalber.
Du weißt schon. Betrachte ihn als Kaution.«
»Das wird
Tess nicht gefallen«, sagte Gordon.
»Wenn du's
ihr sagst, schon. Du kannst doch gut mit den Frauen, nicht wahr, mein Süßer?«
Gordon
erkannte, dass es tatsächlich besser für ihn war, wenn der Retriever im Wagen
blieb. Wenn sie Tess rausließen, würde sie schnurstracks zu Gina laufen und
damit seine Anwesenheit verraten. Ohne sie konnte er vielleicht durch die
Vordertür ins Haus gelangen, sich nach oben schleichen, tun, was er tun musste,
und dann ungesehen wieder verschwinden. Keine Erklärung. Kein Gespräch.
Er nickte
Whiting zu, befahl dem Hund zu bleiben und stieg aus dem Wagen. Vermutlich
waren Gina und Meredith im Haus, wahrscheinlich in der Küche, aber auf keinen
Fall im Schlafzimmer. Wenn er durch die Vordertür ging, konnte er die Treppe
hinaufschleichen, ohne dass sie ihn bemerkten. Die Dielen knarrten wie der
Teufel, aber das ließ sich nicht ändern. Er würde so leise sein wie irgend
möglich, und er konnte nur hoffen, dass die beiden sich so laut unterhielten,
dass sie nichts hörten. Was Meredith wohl hier wollte? Aber diese Frage weiter
zu verfolgen, würde ihm jetzt überhaupt nichts nützen. Es spielte auch keine
Rolle mehr.
Als er in
der Eingangstür stand, lauschte er auf ihre Stimmen. Aber es war still im
Haus. Vorsichtig eilte er zur Treppe. Das einzige Geräusch war das Knarzen der
Stufen unter seinem Gewicht, als er nach oben ging.
Er betrat
das Schlafzimmer. Ein Koffer und eine Viertelstunde. Gordon wusste, dass Whiting
es genau nahm. Eine Minute länger, und er würde auf das Grundstück schlendern,
und Gordon würde erklären müssen, warum er abtransportiert wurde, oder Whiting
selbst würde das übernehmen.
Gordon zog
seinen Koffer unter dem Bett hervor. Er ging zur Kommode und öffnete die obere
Schublade. Die Kommode stand neben dem Fenster, er musste also vorsichtig sein.
Denn falls Gina und Meredith draußen waren und zufällig hochschauten ... Er
warf einen Blick nach draußen, um sich zu vergewissern.
Er sah sie
sofort. Das Fenster lag zur Einfahrt und zu dem Teil der Koppel hin, wo die
Ponys gewesen waren, die er benutzt hatte, um Gina von der Stelle
fernzuhalten. Jetzt stand sie auf der Koppel und Meredith ebenfalls. Und bei
den beiden war ein Mann, den Gordon nicht kannte. Er stand hinter Meredith und
hatte seinen Arm in einer Weise um ihre Taille gelegt, die deutlich machte,
dass sie keine freiwillige Teilnehmerin an dem Geschehen war.
Das
Geschehen bestand aus hektischem Graben. Gina hatte einen Spaten aus der
Scheune geholt und war dabei, eine rechteckige Grube auszuheben, direkt hinter
der alten Pferdetränke. Sie hatte eine ganze Menge Unkraut ausgerissen. Sie
musste wie eine Wahnsinnige geackert haben, seit sie zurückgekom men war -
wo auch immer sie am Vormittag gewesen sein mochte.
Zuerst
dachte er, wie gut er es gemacht hatte. Es sah alles genauso aus, wie er
gehofft hatte. Dann begriff er, dass er Jemima zu Dank verpflichtet war. Sie
hatte zweifellos einen Teil des Geheimnisses ausgeplaudert, aber aus
irgendeinem Grund nicht alles. Aus perverser Loyalität ihm gegenüber? Aus Misstrauen
gegenüber dem anderen? Er würde es nie erfahren.
Er wollte
gerade vom Fenster wegtreten, weil er wusste, dass die drei sich bis nach China
durchbuddeln konnten, ohne zu finden, wonach sie suchten. Aber plötzlich
machte Meredith eine ruckartige Bewegung - als versuchte sie, sich aus der
Umklammerung des Fremden zu befreien
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