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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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Gordon verlässt, ohne dass sie einen anderen in
petto hat.«
    »Ja, ich weiß. Allein hält sie
es nicht aus.«
    »Man kann es ihr nicht
verdenken. Nach dem, was mit unseren Eltern passiert ist.«
    Eine Weile schwiegen sie und
dachten darüber nach, welche Ängste der Verlust ihrer Eltern in Jemima
ausgelöst und wie diese ihr Leben bestimmt hatten.
    Auf der Wiese kam ein alter
Mann mit einer Gehhilfe einem Fohlen zu nahe. Der Kopf des Muttertiers
schnellte hoch, aber sie brauchten sich keine Sorgen zu machen. Das Fohlen lief
davon, und die kleine Herde folgte ihm. Der alte Mann stellte für die Ponys
keine Gefahr dar. Er rief ihnen nach, eine Möhre in der ausgestreckten Hand.
    Robbie seufzte. »Die Mühe
hätte ich mir sparen können. Die hören ja doch nicht auf einen. Manche Leute
haben wirklich nur Stroh im Kopf! Sieh dir bloß diesen Alten an, Merry!«
    »Du brauchst ein Megafon«,
sagte sie.
    »Ich brauche eine
Schrotflinte.« Robbie stand auf. Er wollte den Mann zur Rede stellen, und sie
konnte ihn verstehen. Aber zuerst musste sie ihm noch etwas mitteilen. Einiges
von dem, was mit Jemima passiert war, ließ sich ja durchaus erklären, aber
Meredith wurde das Gefühl nicht los, dass trotzdem irgendetwas nicht stimmte.
    »Rob, wie ist Jemima nach
London gekommen?«, fragte sie.
    »Mit dem Auto, nehme ich an.«
    Genau das war der springende
Punkt. Diese Antwort hatte sie gefürchtet. Sie ließ bei ihr alle Alarmsirenen
schrillen. Trotz der Hitze lief es Meredith eiskalt über den Rücken. »Nein«,
sagte sie. »Das kann nicht sein.«
    »Was?« Robbie drehte sich zu
ihr um.
    »Sie kann nicht mit dem Auto
gefahren sein.« Meredith stand ebenfalls auf. »Das ist es ja gerade. Deswegen
bin ich hergekommen. Ihr Auto steht bei Gordon in der Scheune, Robbie. Gina
Dickens hat es mir gezeigt. Es ist mit einer Plane bedeckt, so als wollte er es
verstecken.«
    »Du nimmst mich auf den Arm.«
    »Warum sollte ich das tun?
Gina hat Gordon nach dem Auto gefragt. Er hat behauptet, es wäre seines. Aber
er fährt nie damit, und deswegen hat sie sich gefragt...« Merediths Kehle war
plötzlich wieder genauso trocken wie während des Gesprächs mit Gina.
    Robbie runzelte die Stirn.
»Was hat sie sich gefragt? Was ist los, Merry?«
    »Genau das möchte ich auch
gern wissen.« Sie legte ihm eine Hand auf den muskulösen Arm. »Denn das ist
noch nicht alles, Robbie.«
     
    Robbie Hastings gab sich alle
Mühe, sich nicht zu beunruhigen. Er musste seinen Pflichten nachkommen - die
vorrangigste bestand im Moment darin, das Pony in seinem Anhänger an seinen
Bestimmungsort zu bringen -, und er musste bei der Sache bleiben. Aber Jemima
gehörte ebenfalls zu seinen Pflichten, auch wenn sie mittlerweile erwachsen
war. Doch das hatte zwischen ihnen nichts geändert. Für sie war er nach wie vor
eine Vaterfigur, und sie war seine kleine Schwester, das kleine Würmchen,
dessen Eltern nach einem späten Abendessen im Spanienurlaub ums Leben gekommen
waren: zu viel Alkohol, der unvertraute Rechtsverkehr, und dann war es
passiert. Sie waren sofort tot gewesen, zerquetscht von einem Lastwagen. Jemima
hatte sich nicht mit im Auto befunden, und dafür dankte er Gott. Denn wäre sie
dabei gewesen, hätte er seine gesamte Familie verloren. Er war in sein
Elternhaus zurückgezogen, um sich um sie zu kümmern, und dabei war es
geblieben.
    Während er also das Pony bei
seinem Eigentümer ablieferte, dachte er über Jemima nach - er dachte sogar über
sie nach, während er dem Mann erklärte, was dem Tier seiner Meinung nach
fehlte. Er glaubte, dass es sich um Krebs handelte und das Pony eingeschläfert
werden musste, riet dem Mann allerdings, sich von einem Tierarzt eine zweite
Diagnose einzuholen.
    Er hatte sie am Morgen gleich
nach dem Aufstehen angerufen, weil sie ja Geburtstag hatte, und er rief sie
noch einmal auf dem Rückweg nach Burley an, nachdem er das Pony abgeliefert hatte.
Aber auch diesmal bekam er dasselbe zu hören wie am Morgen: die fröhliche
Stimme seiner Schwester auf dem Anrufbeantworter.
    Beim ersten Mal hatte er sich
noch nichts dabei gedacht, denn es war noch sehr früh gewesen, und er hatte
angenommen, seine Schwester hätte einfach ihr Handy abgeschaltet, um an ihrem
Geburtstag ausschlafen zu können. Aber normalerweise rief sie sofort zurück,
wenn sie eine Nachricht von ihm erhielt, und er begann, sich Sorgen zu machen,
als er die zweite Nachricht hinterließ. Er rief auf ihrer Arbeitsstelle an, wo
man ihm sagte, sie habe

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