George, Elizabeth
mit ihm.«
Barbara
nickte. »Sicher. Tja. So läuft's meistens, nicht wahr?«, sagte sie. »Irgendwann
ist der Lack ab, und irgendwann zeigen die Leute ihr wahres Gesicht, egal wie
sehr sie sich bemühen, es zu verbergen.«
»Sie wussten
also, dass sie einen anderen hatte?«
Barbara
schüttelte den Kopf. »Ich habe mich gefragt, warum sie abgehauen ist und wo sie
war, aber ich hatte keine Ahnung, dass es einen anderen gab.« Sie sah zum
Vorderhaus hinüber. »Soll ich Ihnen mal was sagen, Azhar? Ich habe immer
gedacht, sie muss komplett verrückt gewesen sein, Sie beide zu verlassen. Vor
allem Hadiyyah. Ich meine, Männer und Frauen haben ihre Probleme, das kapier
ich ja. Aber wie sie Hadiyyah allein lassen konnte, war mir immer zu hoch.«
»Dann verstehen
Sie also.« Er zog an seiner Zigarette. Es war ziemlich dunkel auf dem
Gartenweg, und Barbara konnte sein Gesicht kaum erkennen. Aber an der glühenden
Zigarettenspitze sah sie, wie stark er daran zog. Sie erinnerte sich, dass Angelina
etwas dagegen hatte, dass er rauchte. Sie fragte sich, ob er es wohl jetzt
aufgeben würde.
»Was
verstehe ich?«, fragte sie.
»Dass sie
Hadiyyah mitnehmen wird, Barbara. Beim nächsten Mal. Sie wird sie mitnehmen.
Und das ist etwas... Ich will Hadiyyah nicht verlieren. Ich werde es nicht
dazu kommen lassen.«
Er klang so
entschlossen und, falls das möglich war, gleichzeitig so betrübt, dass Barbara
spürte, wie etwas in ihr nachgab, ein Riss in einer Schale, von der sie gehofft
hatte, dass sie ewig halten würde. »Azhar«, sagte sie. »Sie tun genau das
Richtige. Ich würde es genauso machen. Das würde jeder.«
Denn er
hatte keine Wahl, und das wusste sie. Er war in einer Situation gefangen, die
er selbst herbeigeführt hatte, indem er seine erste Frau und zwei Kinder für
Angelina verlassen hatte, sich aber nie hatte scheiden lassen und nie wieder
geheiratet hatte ... Eine albtraumhafte Situation, die vor Gericht en den würde, wenn Angelina es so
wollte, und dann würde er den einzigen Menschen, der ihm in seinem zerrütteten
Leben etwas bedeutete, verlieren.
»Ich muss tun, was ich kann,
um sie zum Bleiben zu bewegen«, sagte er.
»Da bin ich ganz Ihrer
Meinung«, sagte Barbara.
Und sie meinte es ernst,
obwohl das alles ihre Welt genauso auf den Kopf stellte wie die des Mannes, der
in der Dunkelheit vor ihr stand.
35
Zwölf Tage vergingen, bis Rob
Hastings sich dazu durchringen konnte, Meredith einen Besuch abzustatten.
Während dieser Zeit hatte er täglich im Krankenhaus angerufen, bis sie entlassen
wurde und zu ihren Eltern nach Hause konnte, aber er hatte sich nicht mehr
getraut, als sich nach ihrem Zustand zu erkundigen. Auf diese Weise erfuhr er
ziemlich wenig, und er wusste, dass er mehr hätte in Erfahrung bringen können,
wenn er persönlich hingegangen wäre. Er hätte sie sogar besuchen können. Aber
er hatte es einfach nicht fertiggebracht, und selbst wenn, hätte er nicht
gewusst, wie er mit ihr reden sollte.
Im Lauf dieser zwölf Tage fand
er heraus, wer die Pistole aus seinem Landrover gestohlen hatte und was damit
getan worden war. Er hatte die Waffe inzwischen wieder zurückbekommen, aber
dass er den Diebstahl durch seine Unachtsamkeit ermöglicht hatte, hatte einen
schwarzen Fleck auf seiner Karriere hinterlassen. Zwei Menschen waren tot, und
wäre er nicht ein Hastings gewesen, dessen Familie seit Generationen im New
Forest Dienst tat, hätte man ihn wahrscheinlich sogar gefeuert.
Die Zeitungen waren voll mit
der Geschichte von lan Barker, dem niederträchtigen Kindsmörder - ein Typ, der
es geschafft hatte, nach seiner Entlassung aus dem Knast oder wo auch immer
man ihn und seine mordlüsternen Freunde eingesperrt hatte, seine Identität zehn
Jahre lang zu verschleiern. Als Erstes hatten Journalisten und Reporter sämtlicher
Medien des Landes jeden aufgesucht, der jemals in Kontakt mit Gordon Jossie
gekommen war, egal wie flüchtig. Es war, als haftete der Geschichte, die die
Boulevardpresse so gnadenlos ausschlachtete, eine Art grausige Romantik an. Die
Geschichte erschien unter der Schlagzeile: »MORDBUBE SCHLÄGT WIEDER ZU«, mit dem
kleiner gedruckten Zusatz, dass er es diesmal getan hatte, um eine Frau zu
schützen, und sich anschließend selbst getötet hatte. Das schien allerdings
nach allem, was Meredith Powell und Chief Superintendent Zachary Whiting
ausgesagt hatten, nicht ganz zu stimmen, denn nach deren Darstellung war Frazer
Chaplin auf Jossie losgegangen, und erst da
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