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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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steinern.
    »Soll das ein Witz sein?«,
fragte sie.
    Barbara sah sie verwirrt an.
»Hä?« Sie warf Nkata einen Blick zu. Er wirkte ebenso ratlos.
    »Ist das etwa Ihre Vorstellung
von professionell?«, fragte Ardery.
    »Ach so.« Barbara sah an sich
hinunter. Rote Schnürschuhe, ein marineblauer Rock, der ihr bis an die Waden
reichte, ein T-Shirt mit dem Aufdruck »Talk to the Fist Cos the Face Ain't
Listening« und eine Perlenhalskette mit einem filigranen Anhänger. Tja, das
konnte Ardery durchaus deuten als ein trotziges Dir-werd-ich's-zeigen.
    »Sorry, Chefin«, sagte sie.
»Weiter bin ich noch nicht gekommen.« Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Nkata
sich eine Hand vor den Mund hielt. Zweifellos versuchte er, ein Grinsen zu verbergen.
»Ehrlich«, sagte sie, »großes Indianerehrenwort! Sie sagten, ich solle auf
schnellstem Weg herkommen, und das hab ich getan. Ich hatte keine Zeit...«
    »Das reicht!« Ardery musterte
sie von oben bis unten, die Augen schmal. »Nehmen Sie die Halskette ab! Die
macht es auch nicht besser, glauben Sie mir!«
    Barbara tat wie geheißen.
Nkata wandte sich ab. Seine Schultern zuckten kaum merklich. Er hustete.
    »Was haben Sie
herausgefunden?«, herrschte Ardery ihn an.
    Er fuhr herum. »Die
Jugendlichen, die die Leiche gefunden haben, sind inzwischen weg. Die Kollegen
vom hiesigen Revier haben sie mitgenommen, um ihre Aussagen zu Protokoll zu
nehmen. Aber ich konnte vorher kurz mit ihnen sprechen. Es handelt sich um
einen jungen Mann und ein junges Mädchen.« Er berichtete, was er in Erfahrung
gebracht hatte: Die zwei hatten einen Jungen vom Tatort flüchten sehen. Ihre
Beschreibung des Jungen beschränkte sich auf »einen dicken Hintern, und er war
gerade dabei, sich die Hose hochzuziehen«, aber der junge Mann habe erklärt, er
könne wahrscheinlich bei der Anfertigung eines Phantombilds behilflich sein.
Mehr war aus ihnen nicht herauszubekommen, so Nkata. Sie wollten offenbar in
den Anbau, um zu vögeln, und »die hätten wahrscheinlich nicht mal die
Kreuzigung Christi mitbekommen, wenn sie vor ihrer Nase stattgefunden hätte«.
    »Wir brauchen ihre Aussagen«,
stellte Ardery fest. Sie klärte Barbara über die Einzelheiten des Verbrechens
auf und rief dann den Fotografen zu sich. Während Nkata und Barbara sich die
digitalen Aufnahmen ansahen, sagte Ardery: »Halsschlagader. Der Täter muss
buchstäblich in Blut gebadet haben.«
    »Es sei denn, er hat sie von
hinten überrascht«, bemerkte Barbara, »sie am Kopf gepackt, nach hinten
gerissen und zugestochen. Dann hätte er Blut an Armen und Händen, aber nur wenig
am Körper, oder?«
    »Möglich«, sagte Ardery. »Aber
an der Stelle, wo die Leiche lag, ist es unmöglich, jemanden von hinten zu
überraschen, Sergeant.«
    Von dort, wo sie standen,
konnte Barbara den Kapellenanbau sehen. »Vielleicht von hinten überrascht und
dann dort hineingeschleppt?«
    »Keine Spuren, die darauf  hindeuten.«
    »Wissen wir, wer sie ist?«
Barbara blickte von den Bildern auf.
    »Keine Papiere. Wir lassen
gerade die Umgebung durchkämmen, und wenn wir dabei nicht auf die Tatwaffe
stoßen oder auf irgendetwas, das uns Anhaltspunkte gibt, wer sie ist, werden
wir den gesamten Friedhof abschnittsweise absuchen. Ich möchte, dass Sie das
übernehmen. Setzen Sie sich mit den Kollegen vom hiesigen Revier in Verbindung.
Außerdem möchte ich, dass Sie Haustürbefragungen organisieren. Konzentrieren
Sie sich zunächst auf die Häuser, die direkt an den Friedhof grenzen. Wenn Sie
damit fertig sind, sprechen wir uns wieder in der Met.«
    Während Barbara nickte, sagte
Nkata: »Soll ich auf das Phantombild warten, Chefin?«
    »Darum kümmern Sie sich
ebenfalls«, sagte Ardery zu Barbara. »Sorgen Sie dafür, dass die Aussagen der
beiden in die Victoria Street geschickt werden. Und ich möchte, dass Sie versuchen,
noch ein bisschen mehr aus ihnen herauszuquetschen.«
    »Ich kann...«, hob Nkata an,
doch Ardery unterbrach ihn: »Sie brauche ich weiterhin als Fahrer.« Sie ließ
ihren Blick über die Lichtung schweifen, auf der die Kapelle stand. Mehrere Constables
waren dabei, sie abzusuchen. Sie waren sternförmig ausgeschwärmt auf der Suche
nach der Tatwaffe, der Handtasche des Opfers oder irgendeinem anderen
Gegenstand, der als Beweismittel dienen konnte. Der Ort war ein Albtraum, an dem
man zu viel oder aber gar nichts finden würde.
    Nkata schwieg. Barbara sah
einen Muskel an seinem Kiefer zucken. Schließlich sagte er: »Bei allem Respekt,
Chefin,

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