George Soros: Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika
funktioniert. Das dänische Modell ist seit den Nachwehen des großen Brandes von Kopenhagen seit 1795 ununterbrochen in Gebrauch. Es hat zwar nicht verhindert, dass Häuserblasen entstanden sind, aber es ist noch nie zusammengebrochen. Und es hat 2008 wieder einmal bewiesen, was es wert ist.
Im dänischen System leihen sich Hausbesitzer das Geld weder von einem Hypothekenfinanzierer noch von einem GSE. Sie leihen es sich über einen Kreditvermittler – einem Hypothekeninstitut – vom Anleihemarkt. Jedem Hypothekendarlehen steht eine identische, frei gehandelte Anleihe auf den gleichen Betrag gegenüber. Man nennt das „Ausgleichsprinzip“.
In den Vereinigten Staaten werden Hypothekenanleihen gleich nach der Geburt vom Kreditnehmer getrennt. Danach führen sie ein Eigenleben. Im System des Ausgleichsprinzips hingegen wird die Verbindung zwischen Hausbesitzer und Anleihe nie unterbrochen.
Das System nach dem Ausgleichsprinzip wird von vermittelnden Hypothekeninstituten betrieben. Sie helfen den Hausbesitzern, den Prozess zu verstehen und umzusetzen. Doch vor allen Dingen tragen die Vermittler das Kreditrisiko der Hypotheken. Im Falle einer Säumnis oder eines Zahlungsausfalls sind sie es, die in der Kreide stehen.
In Dänemark werden die Hypothekendarlehen nicht von einer staatlichen Agentur versichert. Das müsste man in Amerika abwandeln. So demoralisiert, wie der Markt derzeit ist, müsste eine staatliche Hypothekenagentur für die Hypothekendarlehen bürgen. Für die Hypothekeninstitute müsste aber auch etwas auf dem Spiel stehen, beispielsweise durch eine Beteiligung von zehn Prozent.
Das Ausgleichsprinzip hat den entscheidenden Vorteil, dass zahlungsfähige Hausbesitzer die Möglichkeit haben, ihre Darlehen abzulösen, wenn die Zinsen steigen. Wenn der Preis der entsprechenden Hypothekenanleihe fällt, kann der Hausbesitzer den entsprechenden Nennwert an Anleihen mit Abschlag kaufen und damit das bestehende Darlehen ablösen.
Die Tatsache, dass der Hausbesitzer seine Hypothekenverbindlichkeiten senken kann, verringert die Wahrscheinlichkeit, dass sein Darlehen nicht mehr durch das Haus gedeckt ist, wenn die Häuserpreise aufgrund steigender Zinsen fallen.
Dies verhindert, dass es zu einer Zwangsvollstreckungskrise kommt. Und es hätte eine nützliche antizyklische Wirkung: Hausbesitzer, die Hypothekendarlehen zurückkaufen, tragen zur Milderung des Aufwärtsdrucks auf die Zinsen bei. Im Gegensatz dazu verschlimmert das derzeitige System durch Verlängerung der Duration eher den Aufwärtsdruck. Damit ist kurzfristig zu rechnen.
Dieses System hätte gegenüber dem System, das hier gerade zusammengebrochen ist, noch viele andere Vorteile.
Es würde das Agency-Problem beseitigen, das die Hauptursache des Scheiterns war. Es würde das Kreditrisiko vom Zinsrisiko trennen. Es wäre vollkommen transparent. Und es wäre offen: Die Duopolstellung der GSEs hätte ein Ende.
Was übrig bleiben würde, wäre eine staatliche Agentur, die allen qualifizierten Hypothekenvermittlern Versicherungsschutz anbietet, ohne mit ihnen zu konkurrieren.
Und wie kommen wir vom jetzigen Stand dort hin? In einzelnen Schritten.
Der erste ist die Einführung von Hypothekenanleihen nach dem Ausgleichsprinzip. Das könnten und sollten die GSEs jetzt tun, wobei die staatliche Regulierungsbehörde klare konservative Standards setzen sollte. Dafür sind keine neuen Gesetze erforderlich.
Der zweite Schritt besteht darin, das Verfahren so zu öffnen, dass alle qualifizierten Hypothekeninstitute Anleihen nach dem Ausgleichsprinzip ausgeben dürfen. Damit dieser Markt funktioniert, brauchen wir ein neues Gesetz, das verlangt, dass für die Hypothekeninstitute bei jedem vom Bund verbürgten Hypothekendarlehen trotzdem etwas auf dem Spiel steht.
Danach könnten die GSEs nach und nach aus ihrer Rolle als Hypothekenvermittler ausscheiden und ihre Garantiefunktion könnte in Form einer staatlichen Agentur ausgegliedert werden. Am Ende würden die GSEs liquidiert werden, indem ihre Portfolios auslaufen.
Außerdem wäre ein Gesetz nötig, welches das Ausgleichsprinzip auf Bereiche ausweitet, die nicht von der staatlichen Versicherung gedeckt sind.
Tatsächlich durchläuft gerade ein Gesetz den Kongress, das gedeckte Schuldverschreibungen erlaubt.
Es wäre allerdings besser, wenn es auch die Lehren aus der jüngsten Krise berücksichtigen und mit der Einführung des dänischen Modells anfangen würde. Dies sollte ein Teil des
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