George Soros: Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika
Fortschritte bei der Behebung von Haushaltsmissbräuchen sieht – und es gibt eine Menge Missbräuche, die Raum für Fortschritte lassen.
Somit dürfte für Griechenland provisorische Unterstützung reichen, aber dann bleiben noch Spanien, Italien, Portugal und Irland. Gemeinsam stellen sie einen zu großen Anteil von Euroland dar, als dass ihnen auf diese Art geholfen werden könnte. Auch wenn Griechenland überleben würde, wäre die Zukunft des Euros noch fraglich. Selbst wenn er die aktuelle Krise bewältigt, was ist mit der nächsten? Was gebraucht wird, ist klar: eine strengere Überwachung und institutionelle Vorkehrungen für Hilfen, die an Bedingungen geknüpft sind. Ein gut organisierter Markt für Eurobonds wäre wünschenswert. Die Frage ist, ob der politische Wille für solche Schritte geschaffen werden kann.
DIE REFORM EINES DEFEKTEN HYPOTHEKEN-SYSTEMS
www.politico.com , 25. März 2010
Finanzminister Geithner äußerte sich am Dienstag zu einem langfristigen Plan für eine Reform der staatsnahen Unternehmen (GSEs = Government-Sponsored Enterprises) Fannie Mae und Freddie Mac, die sich derzeit in der Vorhölle befinden. Aber wir brauchen mit der Reformierung des Hypothekensystems nicht jahrelang zu warten – es gibt einen besseren Ansatz, den man sofort einführen könnte.
Das Geschäftsmodell von Fannie Mae und Freddie Mac ist von Grund auf unsolide. Diese Öffentlich-Privaten Partnerschaften sollen eigentlich gleichermaßen dem öffentlichen Interesse und dem Interesse der Aktionäre dienen. Aber diese Interessen wurden nie richtig definiert oder miteinander versöhnt.
Die Interessen der Unternehmensleitungen stimmten eher mit denen der Aktionäre überein. Sie hatten einen Anreiz, im Kongress Lobbyarbeit zu leisten – sowohl damit der Hausbesitz ausgeweitet wurde als auch damit sie ihren Duopol-Status als staatsnahe Unternehmen bewahren und ausnutzen konnten.
Die GSEs weiteten ihre Aktivitäten nach und nach von der Versicherung und Verbriefung von Hypothekendarlehen auf den Aufbau stark gehebelter Wertpapierportfolios aus, wobei sie die implizite staatliche Kreditlinie ausnutzten. Die GSEs profitierten also vom Wachstum, ohne das Risiko eines Kollapses zu tragen: Zahl, wir gewinnen, Adler, ihr verliert.
Die GSEs hatten bereits eine schillernde Vorgeschichte, gespickt mit Unregelmäßigkeiten in der Bilanzierung. Irgendwann flogen sie dann in die Luft – und bescherten dem Steuerzahler einen enormen Verlust, der sich nach manchen Schätzungen auf mehr als 400 Milliarden Dollar belaufen wird.
Anfang des Jahrhunderts hatten Privatunternehmen begonnen, in den Markt für staatlich verbürgte Hypothekendarlehen vorzudringen. Kreditnehmer, für die früher die Federal Housing Administration (FHA) zuständig war, verlegten sich auf Subprime- und Alt-A-Darlehen [Bonität zwischen „Prime“ und „Subprime“, Anm. d. Ü.].
Der Marktanteil dieser „non-agency“-Hypothekenanleihen [„nicht von staatsnahen Unternehmen ausgegeben“, Anm. d. Ü.] wuchs. Sie wurden in Scheiben geschnitten, zerhackt und zu CDOs sowie „CDOs hoch zwei“ umverpackt.
Man nahm an, die geografische Diversifizierung würde das Risiko senken. Aber in Wirklichkeit erhöhte das Modell der Verbriefung aus einer Hand, von der Kreditvergabe bis zum Verkauf, das Risiko, weil dadurch ein ernstes Agency-Problem entstand: Die Agenten interessierten sich mehr dafür, Gebühren einzunehmen, als die Qualität der Hypotheken zu gewährleisten. Die Häuserblase endete mit einem Crash – und der Staat war gezwungen, die GSEs zu übernehmen.
Da der private Sektor weitgehend außer Gefecht war, wurden die GSEs und die FHA quasi zur einzigen Quelle von Hypothekenfinanzierungen. Daher haben wir jetzt die paradoxe Situation, dass ein grundsätzlich unsolides Geschäftsmodell gewissermaßen eine Monopolstellung hat. Das kann nicht so bleiben.
Was getan werden muss, ist klar. Die Hypothekenversicherungs-Funktion der GSEs muss von der Hypothekenfinanzierung getrennt werden.
Ersteres, also die Hypothekenversicherung, ist die legitime Funktion einer staatlichen Agentur – vor allem wenn der Privatsektor zusammengebrochen ist. Dann sollte sie aber auch wie eine staatliche Behörde betrieben werden.
Die Hypothekenfinanzierung sollte jedoch wieder dem privaten Sektor zufallen. Dadurch würde ein Geschäftsmodell wegfallen, das gescheitert ist.
Es gibt ein bewährtes System der Hypothekenfinanzierung, das bereits läuft und gut
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