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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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hatte er seine Börse nicht bei sich, denn er zog
sie wieder leer heraus. Seine Liebste, die ihn zärtlich als einen verworfenen
Dummkopf apostrophierte, wandte sich von ihm ab, um auf Suche nach Aubrey zu
gehen, und entdeckte, daß Imber unter der Tür stand, das Gesicht ein Bild der
Mißbilligung, der Neugier und des Staunens.
    «Marston bezahlt soeben den
Postjungen, Miss», sagte er. «Aber wenn ich um Verzeihung bitten darf, falls er
nach York zurückgeschickt wird – Miss Venetia, es ist doch nicht Ihr Ernst,
daß Sie hierbleiben wollen?»
    «O doch», antwortete sie. «Sagen Sie
Marston, er möchte bitte die Kutsche fortschicken!»
    Dies schien denn doch in Damerels
ziemlich umwölktes Gehirn vorzudringen. «Nein!» sagte er nachdrücklich, wenn
auch etwas heiser.
    «Gewiß, Mylord», stimmte ihm Imber
erleichtert zu. «Soll ich ihm sagen, er soll eine Zeitlang in den Ställen
warten, oder ...»
    «Kümmern Sie sich nicht um Seine
Lordschaft!» sagte Venetia. «Sie müssen doch sicher imstande sein zu merken,
daß er nicht ganz bei sich ist! Schicken Sie die Kutsche fort, und dann, wenn
Sie nicht wollen, daß ich in Ohnmacht falle, bringen Sie mir etwas zum
Abendessen, ich flehe Sie an! Alles, was ich seit gestern gegessen habe, ist
ein einziges Butterbrot, und ich bin einfach am Verhungern! Sagen Sie Mrs.
Imber, ich lasse sie um Entschuldigung bitten, daß ich lästig falle, und ein
bißchen kaltes Fleisch genügt vollkommen!»
    Imber schaute um Weisung auf seinen
Herrn, aber da Damerel mit dem Versuch beschäftigt war, seinen in Unordnung
geratenen Verstand wieder in Reih und Glied zu bringen, und ihn nicht
beachtete, ging er widerstrebend weg, um Venetias Befehle auszuführen.
    «Venetia!» sagte Damerel und hob den
Kopf, den er sich mit beiden Händen gehalten hatte, und sprach mit sorgfältig
klarer Aussprache. «Du kannst nicht hierbleiben. Ich lasse dich nicht. Außer
Frage. Nicht so besoffen, daß ich das nicht weiß.»
    «Unsinn, mein lieber Freund! Aubrey
genügt als Anstandswauwau, den ich brauche. Wo ist er übrigens?»
    Er schüttelte den Kopf. «Nicht hier.
Weg – habe den Namen des Kerls vergessen – irgendein Pfarrer! Pauker!»
    «Was – ist Mr. Appersett wieder
daheim?» rief sie aus. «Ich habe doch gewußt, ich darf keine Stunde länger
warten! Hat dich Aubrey schon verlassen? Na schön, da kann man auch nichts machen,
und um die Wahrheit zu gestehen, es ist mir auch völlig egal!»
    Er runzelte die Stirn. «Nicht mich
verlassen. Zum Essen in die Pfarrei gefahren. Appersett. Ja, stimmt. Ist
gestern heimgekommen – oder vorgestern. Kann mich nicht erinnern. Aber
unwichtig. Dableiben kannst du nicht.»
    Sie betrachtete ihn mit einem weisen
Auge. «Ja, ich sehe, wie es ist», bemerkte sie. «Ich glaube,
das ist bei allen Männern so, denn ich erinnere mich, wann immer Conway auch
nur im geringsten angesäuselt war, hat er sich irgend etwas in den Kopf
gesetzt, im allgemeinen etwas Idiotisches, und hat mit Zähnen und Klauen daran
festgehalten.»
    Er wiederholte sehr anerkennend:
«Idiotisch!» Ein Lachen schüttelte ihn. «Ich hab geglaubt, ich würde dich das
nie wieder sagen hören!»
    «Sage ich das sehr oft?» fragte sie,
und als er nickte: «O Himmel, wie lästig von mir! Ich muß mich in acht
nehmen.»
    «Nein. Nicht lästig. Aber», sagte
Seine Lordschaft verbissen, «hierbleiben kannst du nicht.»
    «Nun, ich warne dich, Liebster, wenn
du mich hinauswirfst, werde ich mir eine Hütte aus Weidenzweigen vor deinen
Toren bauen – und sehr wahrscheinlich an Lungenentzündung sterben, denn
November ist nicht der richtige Monat dazu, Weidenhütten zu bauen! Oh – guten
Abend, Marston! Haben Sie den Postjungen für mich bezahlt? Ich bin Ihnen sehr
dankbar!»
    «Guten Abend, Ma'am», sagte der
Kammerdiener mit einem seiner seltenen Lächeln. «Darf ich sagen, wie sehr
glücklich ich bin, Sie wieder hier zu sehen?»
    «Danke – ich bin sehr glücklich,
hier zu sein!» antwortete sie herzlich. «Aber was sollen wir tun? Seine
Lordschaft hier droht mir, mich vor die Tür zu setzen – er ist überhaupt nicht
froh, mich zu sehen!»
    «Gewiß, Ma'am», sagte Marston und
warf einen erfahrenen Blick auf Damerel. «Wenn Sie vielleicht in Mr. Aubreys
Zimmer hinaufgehen wollten, um Ihr Hütchen und Ihren Umhang abzulegen ...?
Oben brennt ein schönes Feuer, und ich habe das Stubenmädchen angewiesen, eine
Kanne heißes Wasser hinaufzutragen, falls Sie sich die Hände zu waschen
wünschen. Auch

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