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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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ich hier nütze bin, hätte ich ebensogut daheim bleiben können – nicht,
daß ich damit sagen will, daß ich dieses Haus verlasse, bevor er geht, oder so
etwas je getan hätte, also hätte sich Seine Lordschaft den Atem sparen können!»
    «Was – hat er denn versucht, dich
wegzuschicken?» sagte Venetia überrascht.
    «Nein, und ich hoffe, er weiß es
besser, als zu glauben, daß er das könnte! Nein, ich sagte bloß zu Master
Aubrey, wenn es ihm lieber ist, daß Marston ihn pflege, kann ich lieber gleich
packen und gehen – nun, Miss, er war so nervös und lästig gestern abend, daß
man es jedem nachgesehen hätte, bös zu sein! Aber, daß ich das wirklich gemeint
habe, das hätte Seine Lordschaft besser wissen sollen, und es war überhaupt
nicht nötig von ihm, mich daran zu erinnern, daß es für Sie nicht ginge, hier
Besuche zu machen, wenn ich nicht im Haus wäre! Ich weiß das selbst gut genug,
und besser wäre es, Sie würden überhaupt nicht kommen, Miss Venetia! Ich
glaube, Master Aubrey würde es nichts ausmachen, wenn wir beide ihm nicht
nahekommen, nicht, solange er sein Bett mit einer Menge unchristlicher Bücher
vollstopfen und daliegen und mit Seiner Lordschaft über seine ekelhaften
Heidengötter reden kann!»
    «Er würde sich sehr bald wünschen,
dich zurückzuhaben, wenn er wirklich krank wäre», sagte Venetia besänftigend.
«Ich glaube auch, daß er gerade in dem Alter ist, wo er kein Kind mehr ist,
aber auch noch nicht ein Mann, und daher äußerst eifersüchtig auf seine Würde
bedacht. Erinnerst du dich, wie unhöflich Conway in dem gleichen Alter zu dir
war? Aber als er aus Spanien heimkam, war er doch sehr froh darüber, wie sehr
du ihn verzärtelt und mit ihm herumgeschimpft hast!»
    Da Conway den ersten Platz in Nurses
Herz einnahm, hätte sie auf keinen Fall zugegeben, daß er sich je anders als
geradezu vollkommen benommen hatte, aber sie enthüllte Venetia, daß Seine
Lordschaft genau dasselbe über Master Aubrey gesagt hatte wie jetzt sie. Sie
fügte hinzu, niemand könne besser verstehen als sie, wie sehr Master Aubrey
sein Gebrechen hasse, und seinen leidenschaftlichen Wunsch, sich ebenso
herzhaft und unabhängig zu zeigen wie seine glücklicheren Altersgenossen –
eine beispiellose Erklärung, die Venetia eine ziemlich genaue Vorstellung gab,
wie geschickt Seine Lordschaft feindselige und ältliche Frauenzimmer zu behandeln
wußte.
    Es bestand kein Zweifel, daß es ihm
gelungen war, Nurse beträchtlich zu besänftigen. Sie mochte es vielleicht
übelnehmen, daß Aubrey ihr seine Gesellschaft vorzog, aber sie konnte niemanden
gänzlich verdammen, dem es, abgesehen von einer so großen Besorgnis um Aubreys
Wohlergehen, gelang, ihn bei heiterer Laune zu halten unter Umständen, die
geeignet waren, ihn in einen Zustand gereizter Düsternis zu versetzen.
    «Ich bin nicht eine, die Sünde
gutheißt, Miss Venetia», sagte sie streng, «aber ich bin auch nicht eine, die
jemandem nicht zugesteht, was ihm zukommt, und das muß ich sagen – netter
könnte er sich Master Aubrey gegenüber nicht betragen, und wenn er der Reverend
persönlich wäre.» Sie fügte nach innerem Kampf hinzu: «Und wenn er mir auch
nicht erst hätte zu sagen brauchen, was meine Pflicht Ihnen gegenüber ist, Miss
Venetia, so war es ein Zeichen der Gnade, das ich in ihm nicht zu sehen
vermutet hätte, und man kann nicht wissen, ob der Herr nicht vielleicht doch
Mitleid mit ihm haben wird, falls er seine schlimmen Wege aufgibt – wo doch
das Heil nicht weit für die Sünder ist, wie ich Ihnen oft und oft gesagt habe,
Miss.»
    Trotz diesem Rückfall in Pessimismus
war Venetia ermutigt anzunehmen, daß Nurse mit ihrem Aufenthalt unter einem
unheiligen Dach ziemlich versöhnt war. Als sie Aubrey mit der Wiedergabe
dieses Gesprächs ergötzte, sagte er, ihre Sinnesänderung könne nur darauf
zurückzuführen sein, daß Damerel nach Thirsk geritten war, eigens zu dem Zweck,
eine Rolle Scharpie zu besorgen.
    «In Wirklichkeit war es natürlich
nicht das – er ritt wegen einer eigenen Sache hin, aber als Nurse über die
Scharpie zu brummen anfing – für meinen Knöchel, weißt du! –, sagte er, er
würde welche besorgen, und da setzte sie es sich in den Kopf, daß er aus keinem
anderen Grund nach Thirsk ritt. Bis dahin hat sie über seine Güte nicht
gesprochen, versichere ich dir! Sie sagte, er lache in der Gemeinschaft der
Gläubigen.»
    «Nein!» rief Venetia voll Ehrfurcht
aus.
    «Ja, doch. Weißt du, woher

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