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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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zu, daß er gehen könne, mit einem Zwinkern
in den Augen, das
ihn veranlaßte, die seinen ausdrucksvoll zum Himmel zu erheben, und wagte zu
fragen, wie Aubrey geschlafen habe. «Och – erträglich!» antwortete er.
    «Mein Liebster, Wahrheit ist dir ein
unbekannter Begriff! Ich höre, daß du den Mohnsirup verschmäht hast, den Nurse
so vorsorglich mitgebracht hat?»
    «Nach dem Laudanum, das Damerel mir
gegeben hat! Und ob ich das getan habe! Er hat auch gemeint, ich solle es
lassen, daher ging Nurse
beleidigt zu Bett, worüber ich herzlich froh war. Damerel brachte ein Schachbrett mit, und
wir haben ein, zwei Spiele gemacht. Er ist ein vorzüglicher Spieler – ich habe
nur einmal gewonnen. Dann haben wir geplaudert –
oh, bis nach Mitternacht! Wußtest du, daß er Klassik studiert hat? Er war in
Oxford – sagt, daß er alles vergessen hat, was er je wußte, aber das ist
Humbug! Ich glaube, daß er sogar ein ziemlich guter Scholar war. Er war auch in Griechenland und hat mir
Dinge schildern können – Dinge, die der Beschreibung wert sind! Nicht wie
dieser Kerl, der vergangenes Jahr bei den Appersetts wohnte und nicht mehr
über Griechenland zu sagen wußte, als daß er den Wein nicht trinken konnte,
wegen dem Harz drin, und daß ihn die Wanzen bei lebendigem Leib aufgefressen
haben!»
    «Du hast also deinen Abend
genossen?»
    «Ja – bis auf mein verfluchtes Bein!
Aber wenn ich nicht gestürzt wäre, dann hätte ich vermutlich Damerel nie
kennengelernt, drum tut es mir nicht leid.»
    «Es muß sehr erfreulich sein, mit
jemandem sprechen zu können, der auf die Dinge eingeht, die man am liebsten
hat», stimmte sie zu.
    «ja», sagte er freimütig. «Und was
mehr ist, er ist vernünftiger, als mich dutzendmal in der Stunde zu fragen, wie
ich mich fühle oder ob ich nicht noch ein zweites Kissen haben möchte! Ich will
damit nicht sagen, daß du das tust, aber Nurse könnte in dieser Beziehung
einen Heiligen in Rage bringen. Ich wollte, du hättest sie nicht mitgebracht –
Marston kann alles das tun, was ich brauche – und ohne mich zu verstimmen!»
fügte er mit seinem kläglichen, verzerrten Lächeln hinzu.
    «Mein Lieber, ich hätte sie einfach
nicht von dir fernhalten können! Sag mir nur ein einziges Mal, wie du dich
heute morgen fühlst, und ich verspreche dir – das Wort einer Lanyon –, daß ich
dich nicht wieder fragen werde!»
    «Och, es geht mir ganz gut!»
antwortete er kurz. Sie sagte nichts, und nach einer Weile gab er nach und
grinste sie an. «Wenn du es unbedingt wissen mußt, ich fühle mich teuflisch –
als hätte ich mir jedes Gelenk im Körper verstaucht! Aber Bentworth versicherte
mir, das stimme ganz und gar nicht, daher sind meine Schmerzen unwichtig und
werden bald vorübergehen, bestimmt. Spielen wir doch Piquet – das heißt, wenn
du vorhast, ein bißchen zu bleiben? Karten wirst du irgendwo finden – auf dem
Tisch dort, glaube ich.»
    Sie war ziemlich beruhigt, obwohl
sie, als sie ins Zimmer getreten war, gemeint hatte, daß er blaß und
mitgenommen aussah. Es war jedoch nicht zu erwarten, daß ein Junge von derart
zarter physischer Verfassung von seinem Sturz nicht schwer erschüttert worden
wäre, aber daß er sich nicht in einer seiner reizbaren, unzugänglichen
Stimmungen befand, ermutigte sie zu der Hoffnung, daß er keinen sehr ernsten
Rückfall erlitten hatte. Als die Nurse gleich darauf hereinkam, um eine frische
Kompresse um seinen geschwollenen Knöchel zu legen, sah Venetia auf den ersten
Blick, daß auch sie seine Lage optimistisch betrachtete, und wurde noch mehr aufgeheitert. Nurse mochte ja
vielleicht einen beklagenswerten Mangel an Takt bei ihrer Behandlung Aubreys
zeigen, aber sie kannte seine Konstitution besser als sonst jemand, und wenn
sie mit ihrer jahrelangen Erfahrung mehr Grund zum Schelten als zu Besorgnis
sah, dann konnte eine ängstlich besorgte Schwester dunkle Befürchtungen
verbannen.
    Als Marston mit einem Glas Milch für
den Kranken hereinkam, zog Venetia Nurse in das nebenliegende Ankleidezimmer
und sagte, als sie die Türe schloß: «Du weißt ja, wie er ist! Wenn er glaubt,
daß uns beiden etwas daran liegt, ob er es trinkt oder nicht, würde er es
nicht anrühren, nur um uns beizubringen, daß wir ihn nicht wie ein Baby
behandeln sollen!»
    «O ja!» sagte Nurse sehr verbittert.
«Alles, was Marston oder Seine Lordschaft sagen, tut er, gerade als wären sie
es, die sich seit dem Tag seiner Geburt um ihn gekümmert hätten! Wegen allem,
wozu

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