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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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nicht mehr bei
Vidal, das kannst du nicht leugnen, also verstehe ich nicht, worüber wir uns
noch den Kopf zerbrechen sollen!»
    «Ach,
Rupert, du verstehst überhaupt nichts! Ich habe schreckliche Angst, daß
Dominique sie womöglich auf die Straße gesetzt hat – in einem momentanen
Wutanfall, tu sais.»
    Lord Rupert
rückte sich bequemer in seinem Stuhl zurecht. «Sollte mich nicht wundern»,
stimmte er zu. «Aber das geht uns nichts an – Gott sei Dank!»
    Léonie
stand auf und begann im Zimmer hin und her zu schreiten. «Wenn er das getan
hat, ist es ein unverzeihliches Verbrechen. Ich muß sie finden.»
    Lord Rupert
blinzelte. «Was willst du denn noch von ihr, jetzt, wo sie nicht mehr bei
deinem entzückenden Herrn Sohn ist?»
    «Glaubst du
vielleicht, ich erlaube meinem Sohn, ein Mädchen in Paris einfach seinem
Schicksal zu überlassen?» fragte Léonie empört. «Eine noble Geste, das kann man
wohl sagen! Ich bin nicht umsonst allein in einer großen Stadt gewesen, mein
Lieber! Ich weiß genau, was einem schutzlosen Mädchen alles zustoßen kann!»
    «Aber du
hast doch behauptet, sie wäre eine ...»
    «Ja, ja,
mag sein, aber damals war ich eben verärgert. Was weiß ich denn schon von ihr?
Trotzdem – ich muß sie finden, und zwar sofort. Und wenn Dominique ihr ein
Unrecht angetan hat, muß er sie heiraten.»
    Lord Rupert
schlug die Hände über dem Kopf zusammen. «Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren mit
dir, Léonie!» sagte er. «Da schleppst du mich aus England hierher, damit wir
den Balg aus den Klauen einer Abenteurerin befreien, und jetzt willst du auf
einmal, daß der Junge sie heiratet!»
    Léonie
hörte gar nicht hin, sondern ging weiter rastlos auf und ab, bis sie plötzlich
stehenblieb. «Rupert, ich hab eine Idee! Juliana ist doch in Paris!»
    «Na und?»
fragte Seine Lordschaft.
    «Aber
begreifst du denn nicht – Vidal hat sich ganz bestimmt mit ihr getroffen!»
    «Denkst du,
sie weiß vielleicht, warum dieser Quälgeist nach Dijon gefahren ist?» fragte er
hoffnungsvoll. «Das juckt mich nämlich gewaltig. Warum ausgerechnet Dijon?»
    Léonie
runzelte erstaunt die Stirn. «Aber was hast du bloß mit Dijon? Ich finde das
alles derart ungereimt, daß Dominiques Reise nach Dijon dagegen wirklich nur
eine Bagatelle ist.»
    «Ach, ich
weiß nicht», meinte Rupert. «Es klingt einfach so verdammt komisch. Dijon! Was
in drei Teufels Namen kann er nur dort wollen? Also, wenn du mich fragst,
benimmt sich der Junge höchst seltsam.» Er schüttelte den Kopf. «Der neunte
Earl hat angeblich auch solche Anwandlungen gehabt. Eine schreckliche Sache.»
    Léonie
betrachtete ihn verwirrt, und Lord Rupert tippte sich daraufhin bedeutsam mit
dem Finger an die Stirn. «Willst du vielleicht andeuten, daß mein Sohn
verrückt ist?» sagte sie zutiefst entrüstet.
    «Hoffentlich
nicht!» erwiderte Rupert pessimistisch. «Aber du kannst nicht abstreiten, daß
wohl kaum ein Mensch sein Benehmen vernünftig nennen würde. Dijon! Ist das nicht
absurd?»
    «Wenn du
nicht Monseigneurs Bruder wärst, Rupert, könntest du jetzt was erleben.
Verrückt! Voyons, er ist noch lange nicht so verrückt wie du, denn du
hast überhaupt nicht einen Funken Verstand. Komm, wir gehen zu Juliana.»
    Sie trafen
aber nicht Miss Marling, sondern nur deren Gastgeberin an, die mit dem
Schreiben eines offenbar sehr ausführlichen Briefes beschäftigt war. Als die
beiden Besucher ihr Boudoir betraten, zeigte sie eine für ihr gewöhnlich
phlegmatisch heiteres Gemüt ungebührliche Überraschung. Sie sprang auf, um
Léonie zur Begrüßung zu umarmen, fiel ihr
aber beinahe schon etwas formlos um den Hals. «Mon Dieu, was sehen meine
Augen! Léonie!» rief sie, heftig nach Atem ringend. Dann streckte sie abwehrend
die Hände aus. «Und Justin? Sagt mir bloß nicht, daß ihr meinen Cousin Justin
mitgebracht habt!» flehte sie.
    «Himmel, in
diesem Fall wäre ich sicher nicht in Paris!» beruhigte sie Rupert.
    «Wenn Fanny
auch da ist, kann ich ihr unmöglich unter die Augen treten!» erklärte Madame
mit bebender Stimme. «Ich bin gerade dabei, ihr zu schreiben.» Sie wies auf
ihren Sekretär und die darauf verstreuten goldumrandeten Blätter. «Aber was
führt euch eigentlich her? Ich freue mich zwar sehr über euren Besuch, aber ich
verstehe den Anlaß nicht.»
    «Du freust
dich? Danach hat mir der Empfang aber gar nicht geklungen», bemerkte Seine
Lordschaft trocken. «Wir jagen hinter meinem windigen Herrn Neffen her, was
ich so nebenbei für

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