Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
Vom Netzwerk:
ein völlig blödsinniges Unternehmen halte.»
    Madame sank
auf einen spindelbeinigen Stuhl und starrte sie mit offenem Mund an. «Dann
wißt ihr es also?» fragte sie zögernd.
    «Ja, ja,
wir wissen alles», rief Léonie. «Und nun sag mir, wo ist Dominique, Elisabeth?
Bitte sag's mir, rasch!»
    «Aber ich
habe keine Ahnung!» rief Madame, indem sie hilflos ihre Würstchenfinger
spreizte.
    «Oh
peste!» sagte
Léonie wütend.
    «Komm, reg
dich nicht auf, denn es gibt schließlich etwas, das wir wissen», sagte
Seine Lordschaft. «Vidal ist in Dijon.»
    Madame
blickte entgeistert von ihm zu Léonie. «In Dijon? Du meine Güte, warum
ausgerechnet Dijon?»
    «Genau das
habe ich mich auch gefragt, Cousine», antwortete Rupert triumphierend. «Der
Junge mag ja meinetwegen seine Gründe dafür haben, aber welcher Art die sind,
ist mir ein Rätsel.»
    «Laß mich
mit Juliana sprechen», unterbrach ihn die Herzogin. «Vielleicht weiß sie, wo
mein Sohn ist. Ich bin sicher, die beiden haben sich getroffen. Dominique hat
sie doch so gern.»
    Madame fuhr
auf wie von der Tarantel gestochen. «Juliana?» wiederholte sie tonlos.
«Barmherziger Gott, dann wißt ihr es also doch noch nicht!»
    Lord
Ruperts Stirn umwölkte sich. Er ahnte Böses. «Verdammt, ich glaube, jetzt
wird's kompliziert. Was nun? Nicht daß es mich interessiert, denn so wie die
Dinge liegen, hab ich schon genug auf dem Hals, aber es wäre besser, du würdest
uns alles sagen, dann hast du's wenigstens hinter dir.»
    Auf diese
Weise ermutigt, ließ Madame die Bombe platzen. «Juliana ist mit Vidal
durchgebrannt!»
    Die Wirkung
dieses einzigen Satzes auf ihre Zuhörer war sehenswert. Léonie erstarrte
förmlich zur Salzsäule, und Lord Ruperts Kinn klappte mit einem deutlich
wahrnehmbaren Ruck auf seine Brust herunter. Léonie fand als erste die Sprache
wieder.
    «Pah, was
für ein Unsinn!» sagte sie. «Das kann ich einfach nicht glauben!»
    «Dann lies
das!» befahl Madame in dramatischem Pathos und reichte ihr ein zerknittertes
Blatt Papier, auf dem ein paar Zeilen in Julianas kritzliger Handschrift
standen.
    «Liebste
Tante, bitte seien Sie nicht böse, aber ich verreise mit Vidal. Ich habe keine
Zeit für eine nähere Erklärung, denn ich bin in schrecklicher Eile. Juliana.»
    «Aber –
aber das ist doch nicht möglich!» stammelte Léonie totenbleich.
    Lord Rupert
riß ihr das Blatt ohne viele Umstände aus der Hand. «Laß mich sehen!» sagte er,
indem er die Nachricht bereits überflog. «Teufel, das ist wirklich der Gipfel!»
rief er. «Jetzt gibt's keinen Zweifel mehr: der Junge ist total
übergeschnappt.» Er schlug mit der Hand auf das Papier. «Eine Unverschämtheit!
Ich habe nichts dagegen, daß er dieses andere Weibsbild entführt hat, das ist
nicht so schlimm. Aber wenn er sich dazu versteigt, mit seiner eigenen Cousine
durchzubrennen, ist es Zeit, daß man ihn einlocht, verflucht noch mal!»
    Mme. de
Charbonne lauschte diesem Erguß in ziemlicher Verwirrung. «Ich verstehe das
Ganze nicht. Vidal ist mit Juliana durchgebrannt, das steht fest. Aber
weshalb, um Himmels willen? Ihr würdet es doch alle gern sehen, wenn sie
heiraten. Jetzt läßt sich ein Skandal nicht umgehen, und bald wird Fanny hier
aufkreuzen, und ich fürchte mich doch so vor ihr.»
    Léonie las
noch einmal Julianas Brief und sagte störrisch: «Nein, ich glaube es nicht.
Dominique liebt Juliana nicht. Es handelt sich bestimmt um einen Irrtum.
Außerdem erinnere ich mich, daß Juliana doch diesen Niemand heiraten will.»
    Mme. de
Charbonne erklärte, sie könne noch immer nichts begreifen. Als man ihr den
Sachverhalt auseinandersetzte, meinte sie nachdenclich: «Ah, das ist sicher der
junge Engländer. Er kommt Juliana sehr oft besuchen.»
    «Was, dann
ist Frederick Comyn auch in Paris?» fragte Rupert.
    «Ja, so
heißt er», nickte Madame. «Ein
junger Mann tres comme il faut. Aber
Juliana wird Dominique heiraten.»
    «Nein!»
sagte Léonie fest. «Er will sie nicht, also warum sollte er?»
    «Aber,
meine Liebe, er hat sie entführt, was bleibt ihm da anderes übrig?»
    «Gott, das
hat nichts zu bedeuten, Elisabeth!» mischte sich Rupert ein.
«Juliana ist nicht die einzige, die mit Vidal durchgegangen ist. Ich kann dir
sagen, was los ist. Der Junge ist ein Blaubart.»
    «Hör auf,
zu behaupten, daß er Juliana entführt hat!» befahl Léonie mit funkelnden Augen.
«Ich weiß nicht, was bei der Sache dahintersteckt, aber er wird schon seine
Gründe gehabt haben, sie

Weitere Kostenlose Bücher