Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
Vom Netzwerk:
schlafen? Niemals! Du mußt sofort einen anderen Wagen auftreiben!
Sofort, hörst du, Vidal?»
    «Ich höre»,
sagte Seine Lordschaft kühl. «Nun komm schon, Juliana, sei nicht albern. Es
wird sicher nicht so schlimm. Soviel ich weiß, gibt es auch einen Gasthof,
obwohl ich für die Betten nicht garantieren möchte. Wir haben nicht die
geringste Hoffnung, daß die Kutsche vor morgen repariert werden kann. Richards
muß in die nächste Stadt reiten, denn wir brauchen unbedingt einen Schmied.
Ich schicke ihn jetzt los, und im Augenblick mußt du eben das Beste daraus
machen. Wir werden unsere Ausreißer schon noch rechtzeitig einholen, da kannst
du ganz beruhigt sein.»
    Miss
Marling sank daraufhin, von ihrer schmachvollen Lage überwältigt, auf die
Böschung am Straßenrand nieder und ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Die
Vorreiter betrachteten sie voll Interesse und Sympathie. Richards hüstelte
verlegen. Mylord aber hob die geballten Fäuste zum Himmel und wünschte alle
Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts mit Ausnahme einer einzigen
inbrünstig zum Kuckuck.

15
    Ungefähr zu der Zeit, da Vidals Kutsche ein
Rad verlor, kamen die Herzogin von Avon und Lord Rupert Alastair in Paris an
und fuhren auf dem schnellsten Weg zum Hotel Avon.
    «Was meinst
du, was wir am besten als erstes tun, Rupert?» fragte Ihre Gnaden eifrig, als
ihre Equipage in den Hof einschwenkte. «Essen», antwortete Seine Lordschaft mit
einem ungeheuren Gähnen. «Falls jemand da ist, was ich übrigens sehr
bezweifle.»
    «Aber warum
denn? Wir wissen doch, daß Dominique sich in Paris aufhält!»
    «Du lieber
Himmel, Léonie, sei doch nicht so naiv! Dominic hat zwar eine recht laxe Moral,
aber verdammich, er würde wohl kaum seine Mätresse in deinem Haus
unterbringen.» Lord Rupert krabbelte stöhnend aus seiner bequemen Ecke und
beugte sich aus dem Fenster der Equipage.
    «Alles
still wie in einer Gruft», bemerkte er und öffnete den Schlag.
    Ein
einziger Lakai eilte, angelockt vom Lärm, den die Ankunft der beiden
verursachte, herbei und begann zu beteuern, daß Seine Lordschaft nicht in der
Stadt wäre. In diesem Moment stieg Lord Rupert aus, und als der Diener ihn
erkannte, verstummte er bestürzt und verlegen.
    Lord Rupert
musterte ihn mit einem abschätzenden Blick. «Du gehörst zu
Lord Vidals Personal, wie?» sagte er. «Wo ist Seine Lordschaft?»
    «Ich kann
es nicht sagen, Mylord», antwortete der Lakai vorsichtig.
    «Sag
lieber, du willst nicht», meinte Rupert. Er wandte sich um und reichte Léonie
die Hand, um ihr beim Aussteigen behilfich zu sein. «Das ist einer von Vidals
Leuten, demnach muß der Junge hiergewesen sein. Merkwürdig, verdammt
merkwürdig.»
    Die
Herzogin streifte mit entschlossener Miene ihre zerknitterten Röcke glatt und
richtete dann das Wort an den Diener, der sie sprachlos anstarrte. «Du stehst
im Dienst meines Sohnes? Bon! Wo ist Milor'?»
    «Ich weiß
es nicht, Euer Gnaden. Er ist nicht in Paris.»
    «Ist sonst
jemand hier?» fragte die Herzogin.
    «Nein, Euer
Gnaden. Nur die Dienerschaft.»
    Léonie
hakte sofort ein. «Wie kommt es, daß mein Sohn nicht da ist, wohl aber sein
ganzes Personal?»
    Der Lakai
trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. «Seine Lordschaft ist heute
nachmittag aus Paris abgereist, Euer Gnaden.»
    Léonie
schaute Lord Rupert fassungslos an. «Aber das ist imbécile! Weshalb
sollte er abreisen? Ich glaube kein Wort. Wo ist Fletcher?»
    «Mr.
Fletcher und Mr. Timms sind beide ausgegangen, Euer Gnaden.»
    «Was, Seine
Lordschaft hat seinen Kammerdiener hiergelassen?» fragte Rupert.
    «Ja,
Mylord.»
    «Ich gehe
jedenfalls einmal hinein», verkündete Léonie.
    Rupert sah
ihr nach und nahm sich dann den Lakai zum zweitenmal vor. «Also los, heraus
damit, Mann. Wo ist Seine Lordschaft?»
    «Mylord,
ich kann es Ihnen wirklich nicht sagen. Wenn Eure Lordschaft warten wollen,
bis Mr. Fletcher zurückkommt – vielleicht weiß er Bescheid.»
    «Sieht mir
nach einer verdammt faulen Sache aus, das Ganze», sagte Rupert streng und
folgte Léonie in die Halle.
    Ihre Gnaden
war gerade dabei, die Haushälterin zu befragen. «Rupert», rief sie beim
Anblick Mylords, «das verstehe ich einfach nicht! Sie behauptet, das Mädchen
war gar nie hier. Und ich glaube nicht, daß sie mich anlügt, denn sie gehört zu
meinem Personal.»
    Rupert
legte seinen schweren Reisemantel ab. «Nun, wenn Vidal die Kleine inzwischen
schon losgeworden ist, kann ich nur sagen, flotte Arbeit», meinte

Weitere Kostenlose Bücher