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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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fortzuschaffen!»
    «Nach
Dijon», sagte Mylord grüblerisch. «Wißt ihr, je mehr ich darüber nachdenke,
desto weniger glaube ich an diesen Quatsch mit Dijon. Es gibt doch überhaupt
keinen Sinn. Den Rest kann ich verdauen, aber ich muß zugeben, Dijon beunruhigt
mich.»
    «Ja, ich
finde es auch völlig unbegreiflich», bestätigte Madame.
    «Aber
Rupert, du bist wirklich imbécile! Du tust, als wäre es eine
Staatsaffäre, wenn jemand nach Dijon reist! Viele Leute fahren nach Dijon. Was
soll daran so außergewöhnlich sein?»
    «Meinst
du?» fragte Seine Lordschaft skeptisch. «Kenne aber keinen. Warum sollte ein
Mensch dorthin wollen? Was gibt's dort zu tun? Sag mir das!»
    «Es ist
doch eine Stadt, Rupert, nicht? Demnach fahren natürlich manche Leute hin. Das
finde ich durchaus einleuchtend. Aber daß Vidal mit Juliana – voyons, das
ist für meinen Begriff so unbegreiflich, daß ich es auf keinen Fall
glaube!» Sie wandte sich an Madame de Charbonne. «Du brauchst nicht an Fanny zu
schreiben. Ich werde das alles in Ordnung bringen.»
    Madame
seufzte. «Wunderbar, meine Liebe. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Es war ein
denkwürdiger Tag, sehr énervant, das versichere ich dir. Ich frage mich
nur, wo ist das andere Mädchen? Es geht mich zwar nichts an, doch ich finde es
befremdend, daß sie einfach abreist, ohne sich von mir zu verabschieden.»
    «Was für
ein anderes Mädchen?» fragte Rupert verwirrt.
    «Ach,
Julianas Freundin. Juliana hatte sie eingeladen, als sie sie mit ihrer Tante in
Paris traf.»
    «Diese
Freundin interessiert mich überhaupt nicht», sagte Léonie. «Sie ist absolut
nicht à propos.»
    «Selbstverständlich,
meine Liebe, aber ich finde es doch seltsam, daß sie so sang- und klanglos
verschwindet.»
    «Wahrscheinlich
ist sie auch mit Vidal auf und davon», meinte Lord Rupert sarkastisch.
    Léonie zog
es vor, diese plumpe Bemerkung zu überhören. Sie hatte angestrengt nachgedacht
und sagte nun: «Wenn der Niemand – wie heißt er doch, Rupert? – Comyn. Ich will
versuchen, es mir zu merken. Wenn Mr. Comyn in Paris ist, glaube ich, daß er
Juliana entführt hat. Natürlich wollte sie dir das nicht sagen, Elisabeth. Und
wenn Vidal sie begleitet, dann sans doute, um die Form zu wahren.
Vielleicht hatten sie die Absicht, nach Dijon zu fliehen, und Vidal schloß sich
ihnen an als – als – nun, en chaperon, sozusagen.»
    Lord Rupert
lauschte ihr mit wachsendem Erstaunen. «Willst du mir einreden, daß Vidal die
Anstandsdame spielt?» fragte er fassungslos. «Vidal? Gott verdammich,
aber das ist zuviel! Schön, du bist seine Mutter und versuchst klarerweise,
deinen Goldjungen in Schutz zu nehmen, aber zu behaupten, er fährt in ein
solches Nest wie Dijon, nur um Juliana zu chaperonieren – Himmel, du kannst
nicht bei Trost sein, meine Liebe!»
    Léonie
zeigte ihre spitzbübischen Grübchen. «Es mag ja wirklich etwas weit hergeholt
sein», gab sie zu, «aber auf keinen Fall hat er Juliana entführt. Das weiß
ich! Mir brummt schon der Kopf von diesem ganzen Durcheinander, und meines
Erachtens bleibt uns jetzt nur noch eine einzige Möglichkeit.»
    Lord Rupert
stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. «Das habe ich mir gedacht, Léonie! Schließlich
bist du ja eine vernünftige Frau. Mit ein bißchen Glück können wir wieder zu
Hause sein, bevor Avon aus Newmarket zurückkommt.»
    Léonie band
die Schleife ihres Mantels unter dem Kinn zusammen und warf Seiner Lordschaft
einen boshaften Blick zu. «Du täuschst dich, mon pauvre, wir fahren
nicht nach London.»
    Lord Rupert
sagte verdrießlich: «Das hätte ich wissen müssen. Wenn es je ein Frauenzimmer
mit verrückten Flausen gab ...»
    «Aber du
hast soeben selbst gesagt, daß ich sehr vernünftig bin», unterbrach ihn Léonie
mit einem mutwilligen Zwinkern. «Wir reisen morgen in aller Früh ab – nach
Dijon.» Sie hielt inne und fügte dann heiter hinzu: «Du vrai, ich finde
es fort amusant, weißt du. Es sieht nämlich ganz so aus, als müßte mein
armer Dominique nun à l'instant zwei Damen heiraten, und so was ist
doch verboten. Ist das nicht lustig, Rupert?»
    «Lustig?»
Seine Lordschaft rang nach Worten. «Soll ich vielleicht meinen Spaß dran haben,
diesem jungen Teufel mit seinem Harem durch ganz Frankreich nachzuhetzen? Das
ist bei Gott zuviel verlangt! Der einzig mögliche Ort für Vidal ist das
Irrenhaus, und verdammt noch mal, wenn ich dran denke, wie ich Avon dieses
Kuddelmuddel erklären soll, hab ich das starke

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