Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
Vom Netzwerk:
er
bewundernd. «Phantastisch, wie er das schafft! An mir armem Teufel sind sie
immer geklebt wie die Kletten.»
    Léonie warf
ihm einen empörten Blick zu und rauschte die Treppe hinauf. Die Haushälterin
wollte ihr folgen, aber Seine Lordschaft hielt sie zurück, um ihr sein im
Moment vordringlichstes Leid zu klagen. Die Gute war
ganz entsetzt, daß die Reisenden noch nicht gespeist hatten, und machte sich
unverzüglich auf, um alles Nötige zu veranlassen.
    Als Léonie
wieder erschien, stand das Dinner bereits auf dem Tisch, und Seine Lordschaft
kam soeben von einer Inspektion der Stallungen zurück. Er nahm Léonie gegenüber
Platz und stellte etwas verwirrt fest: «Hol's der Kuckuck, aber ich kann aus
diesem Durcheinander nicht schlau werden! Wen von Vidals verdammtem Dienerpack
du auch fragst – jeder ist stumm wie eine Auster. Weißt du, Léonie, der Junge
ist schon ein unglaublicher Kerl. Mir ist es nämlich nie gelungen, auch nur einen aufzutreiben, der über meine Angelegenheiten die Klappe gehalten hätte.»
    «Er kommt
zurück», sagte Leonie voll Überzeugung. «Ich habe in seinem Zimmer nachgesehen.
Alle seine Sachen sind noch da.»
    Lord Rupert
hüstelte. «Und sonst, meine Liebe?» fragte er behutsam. «Nichts», antwortete
Léonie. «Ist das nicht komisch? Wo kann denn das Mädchen nur sein?»
    «Das ist es
ja, was mir nicht eingeht», gestand Rupert. «Habe zwar nie gedacht, daß wir sie
hier finden würden, aber wenn sie schon nicht da ist, warum ist dann Vidal auch
verschwunden? Gibt doch überhaupt keinen Sinn. Na, jedenfalls habe ich die
Reitknechte ausgehorcht, konnte aber nicht mehr herausfinden, als daß Vidal
Paris heute am Port Royal verlassen hat. Natürlich will ich sie nicht klipp
und klar fragen, ob auch ein Mädchen dabei war, und keiner ...»
    «Warum
nicht?» unterbrach ihn die Herzogin.
    «Zum
Henker, du kannst dem Personal nicht solche Fragen stellen, Léonie!»
    «So? Da bin
ich keineswegs deiner Meinung. Ich will es wissen, und wenn ich niemanden
frage, werde ich auch nichts erfahren.»
    «Sie
würden's dir ohnehin nicht verraten, meine Liebe», versuchte sie Seine
Lordschaft zu beruhigen.
    Rupert und
Léonie hatten sich nach dem Dinner bereits in die Bibliothek begeben, als
Fletcher endlich auftauchte. Er trat, gesetzt wie immer, ein und entschuldigte
sich bei den Herrschaften, bei ihrer Ankunft nicht zugegen gewesen zu sein.
Léonie machte eine ungeduldige Handbewegung und verlangte augenblicklich
darüber aufgeklärt zu werden, wo ihr Sohn weilte.
    «Ich
glaube, Euer Gnaden», erwiderte er vorsichtig, «Seine Lordschaft befindet sich
auf dem Weg nach Dijon.»
    Lord Rupert
starrte ihn an. «Was, zum Teufel, will er denn in dem Nest?»
    «Seine
Lordschaft geruhten nicht, mich ins Vertrauen zu ziehen.» Léonie schlug die
Hände zusammen. «Voyons, ich finde es einfach unerträglich, daß mir
niemand etwas über meinen Sohn sagen kann! Du gibst mir
jetzt sofort Antwort – war dieses Mädchen bei M. le Marquis? – Nein, ich bin
nicht still, Rupert! War sie bei ihm, Fletcher?»
    «Ich bitte
um Verzeihung, Euer Gnaden –?» Mr. Fletcher war ganz höfliches Erstaunen.
    «Bitte mich
ja nicht noch einmal um Verzeihung, sonst werde ich böse!» sagte Léonie
drohend. «Es hat keinen Zweck, so zu tun, als ob du nichts von einem Mädchen
wüßtest, denn mir ist bekannt, daß M. le Marquis England gemeinsam mit einer
jungen Dame verließ. Das ist schließlich nichts Außergewöhnliches. Also – was
ist?»
    Mr.
Fletcher warf Lord Rupert einen flehenden Blick zu, aber Seine Lordschaft sagte
gereizt: «Was starrst du mich an? Wir wissen, daß das Mädchen bei Lord Vidal
war.»
    Mr.
Fletcher verbeugte sich. «Sehr wohl, Eure Lordschaft.»
    «Nun, und
jetzt ist sie nach Dijon gefahren?»
    «Das kann
ich leider nicht sagen, Mylord.»
    Léonie
musterte ihn feindselig. «Hat sie dieses Haus mit M. le Marquis verlassen?»
    «Nein, Euer
Gnaden. Als Seine Lordschaft sich auf diese Reise begab, befand die Dame sich
nicht in seiner Gesellschaft.»
    «Na bitte,
meine Liebe!» rief Rupert. «Vidal ist sie inzwischen schon längst losgeworden,
und wir können ruhig heimfahren, bevor Avon von der Sache Wind bekommt.»
    Léonie
entließ Fletcher gnädig, und sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte,
wandte sie sich mit dem Ausdruck größter Besorgnis an Rupert. «Was sagst du
dazu! Die Affäre wird immer ernster!»
    «Aber keine
Spur!» erklärte Seine Lordschaft fröhlich. «Die Kleine ist

Weitere Kostenlose Bücher