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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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Gehe ich
recht in der Vermutung, daß Sie Lord Vidal lieben?»
    «Zu sehr,
um ihn zu heiraten, Sir», erwiderte sie mit erstickter Stimme.
    «Warum
'zu sehr'?»
    Sie hob den
Kopf. «Wie könnte ich ihn heiraten, Sir, wo ich doch weiß, daß seine Eltern
alles tun würden, was in ihrer Macht steht, um eine solche Verbindung zu
verhindern? Wie könnte ich ihn auf mein Niveau herunterziehen? Ich gehöre nicht
zu seiner Welt, auch wenn Sir Giles Challoner mein Großvater ist. Bitte
sprechen wir nicht mehr davon! Ich
bin fest entschlossen. Meine einzige Angst ist nur, Seine Lordschaft könnte
mich auch hierher verfolgen.»
    «Ich
verspreche Ihnen, meine Liebe, solange Sie unter meinem Schutz stehen, droht
Ihnen von Lord Vidal keine Gefahr.»
    Die Worte
waren ihm kaum über die Lippen, als sich draußen Stimmengewirr erhob. Miss
Challoner wurde totenblaß und wäre um ein Haar unbeherrscht aufgesprungen.
«Sir, er ist da!» sagte sie, krampfhaft bemüht, nicht die Nerven zu verlieren.
    «Man hört
es», antwortete er unerschütterlich.
    Miss
Challoner blickte sich angstvoll um. «Sie haben mir versprochen, mich zu
beschützen, Sir. Wollen Sie mich nicht verstecken? Wir müssen uns beeilen!»
    «Ich
verspreche Ihnen noch einmal, daß Sie bei mir völlig sicher sind, und ich werde
Sie ganz gewiß nicht verstecken. Darf ich Ihnen empfehlen, ruhig wieder Platz
zu nehmen ... Herein!»
    Einer der
Bediensteten des Wirts trat mit recht besorgter Miene ein und schloß mit
Nachdruck die Tür hinter sich. «Milor', draußen ist ein Gentleman, der die
englische Dame zu sehen verlangt. Ich sagte ihm, daß sie soeben mit einem
englischen Milor' speist, und da knirschte er durch die Zähne, ich soll ihn
augenblicklich zu diesem englischen Milor' führen. Milor', er sieht aus wie
einer, der gleich einen Mord begehen will. Soll ich Milor's eigene Dienerschaft
holen?»
    «Aber
nein», sagte Mylord. «Laß den Gentleman eintreten.»
    Miss
Challoner streckte impulsiv die Hand aus. «Sir, ich flehe Sie an, tun sie's
nicht! Wenn Mylord einen seiner Wutanfälle hat, ist er völlig unberechenbar.
Unter Umständen hält ihn nicht einmal die Ehrfurcht vor Ihrem Alter davon ab,
Gewalt anzuwenden. Gibt es denn keine Möglichkeit, daß ich unbemerkt aus diesem
Zimmer schlüpfen kann?»
    «Miss
Challoner, ich muß Sie nochmals ersuchen, wieder Platz zu nehmen», sagte Mylord
gelangweilt. «Lord Vidal wird weder Ihnen noch mir ein Haar krümmen.» Er
musterte den Diener mit einem arroganten Blick. «Ich verstehe absolut nicht,
warum du noch wie ein Ölgötze da herumstehst», sagte er. «Ich lasse Seine
Lordschaft bitten.»
    Der Diener
verschwand, und Miss Challoner, die noch immer stoccsteif neben ihrem Stuhl
stand, schaute ziemlich hilflos auf ihren Gastgeber hinunter. Sie fragte sich,
was nun wohl geschehen würde. Irgendwo in der Ferne hatte früher eine Uhr
Mitternacht geschlagen – eine seltsame Zeit, um mit einem fremden Herrn beim
Souper angetroffen zu werden, egal, wie ehrfurchtsgebietend sein Alter auch
sein mochte. Wer konnte wissen, ob die Eifersucht den Marquis nicht wieder derart
übermannte, daß es zu katastrophalen Folgen kam? Offenbar war es hoffnungslos,
ihrem Gastgeber begreiflich zu machen, daß man den Marquis, wenn er außer sich
war, kaum für seine Handlungsweise ver antwortlich machen konnte. Im
Gegenteil, der fremde Gentleman war aufreizend gelassen, ja er lächelte sogar
ein wenig.
    Sie hörte,
wie sich rasche Schritte durch die Halle näherten. «He, einer von euch da soll
sich um mein Pferd kümmern», sagte Vidals scharfe Stimme. «Wo ist dieser
Engländer?»
    Miss
Challoners Hand krampfte sich um die Stuhllehne. Der Diener antwortete: «Ich
werde M'sieur anmelden.»
    «Das
besorge ich selbst», sagte Seine Lordschaft zornig.
    Gleich
darauf flog die Tür auf, und der Marquis stürzte, die Reitgerte in der Hand,
ins Zimmer. Sein drohender Blick überflog den Raum, doch dann erstarrte er
plötzlich wie vom Blitz getroffen. «Sir!» rief er mit dem Ausdruck größter
Verblüffung.
    Der
Gentleman am oberen Ende des Tisches maß ihn von Kopf bis Fuß. «Komm näher,
Vidal», sagte er verbindlich.
    Der Marquis
rührte sich nicht vorn Fleck. «Sie hier!» stammelte er. «Ich dachte ...»
    «Deine
Gedanken interessieren mich nicht im geringsten. Vielleicht hast du die Güte,
die Tür zu schließen.»
    Zu Miss
Challoners höchstem Erstaunen gehorchte der Marquis sofort und sagte förmlich:
«Verzeihen Sie, Sir.» Er griff an seine

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