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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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berühren. «Ganz bestimmt
nicht», beruhigte sie ihn. «Ich bleibe unter Ihrem Schutz, bis wir in Paris
sind.»
    Als der
Doktor erschien, überschüttete er seinen Patienten zunächst wild gestikulierend
und voll verblüffender Zungenfertigkeit mit einer gelehrten Tirade, die
überdies nicht der Würze mannigfaltiger theatralischer Ausrufe entbehrte. Seine
Lordschaft ließ das eine Weile schweigend über sich ergehen, verlor dann aber
plötzlich die Geduld und öffnete die Augen (die er nach den ersten fünf Minuten
gottergeben geschlossen hatte), um mit einem einzigen rüden und
außerordentlich charakteristischen Satz kundzutun, was er von der Diagnose und
den zur Heilung vorgeschlagenen Methoden des kleinen Doktors hielt.
    Der Jünger
Äskulaps zuckte zurück, als hätte ihn eine giftige Natter gestochen. «Monsieur,
man hat mir erzählt, Sie wären Engländer!»
    Mylord
sagte ihm unter anderen Dingen, er wolle ihn nicht mit den Einzelheiten seines
Stammbaums belasten, wünschte dann den Medikus samt seinem ganzen Krempel
(dessen Beschreibung er sich mit bestechender Genauigkeit widmete) zur Hölle
und schloß seinen epischen Vortrag mit einer ätzenden und zweifellos sehr
phantasievollen Kritik an der Spezies menschlicher Blutsauger im allgemeinen.
    Worauf der
Doktor, der dieser schwungvollen Schmährede in stummer Verzückung gelauscht
hatte, begeistert sagte: «Aber das ist ja wunderbar! Daß ein Engländer die französische
Sprache so vollendet beherrschen kann! Anbetungswürdig, einfach
anbetungswürdig! Und jetzt lasse ich Sie zur Ader. Madame wird vielleicht die
Güte haben, die Schüssel zu halten. Die Engländer sind ja ohnehin so
phlegmatisch.»
    Vidal
entdeckte, daß Miss Challoner ruhig neben der Tür stand. «Was, Sie sind noch
da?» fragte er. «Verstehen Sie Französisch?»
    «Ganz gut,
Sir», antwortete sie gelassen.
    «Wie gut?»
bohrte Seine Lordschaft.
    Ein
belustigtes Funkeln stahl sich in ihre grauen Augen. «Gut genug, um den Doktor
zu verstehen, Mylord. Ihnen konnte ich allerdings nicht folgen, weil mir die
meisten Ausdrücke, die Sie verwendeten, fremd waren.»
    «Dem Himmel
sei Dank!» seufzte Vidal. «Und nun seien Sie ein braves Mädchen und lassen Sie
mich mit diesem Burschen allein.»
    «Als
Phlegmatikerin macht es mir nichts aus, die Schüssel zu halten», antwortete
Miss Challoner. «Schließlich erwiesen Sie mir den gleichen Liebesdienst.»
    Er grinste.
«Ich habe das Gefühl, als würden Sie mir alles vergeben – nur das nicht.»
    «Vergeben?
Im Gegenteil, ich war Ihnen über alle Maßen dankbar», sagte Miss Challoner
sachlich.
    «Sie sind
eine bemerkenswerte Frau», erklärte er. «Trotzdem – ich will von diesem ganzen
blöden Aderlaß nichts wissen.»
    Miss
Challoner hielt die Schüssel bereit und versicherte ihm freundlich: «Aber es
tut ganz bestimmt nicht weh, Sir.»
    Zum
zweitenmal an diesem Morgen verschlug es Seiner Lordschaft die Sprache.
    Miss
Challoner sagte im Tonfall, als spreche sie mit einem störrischen Kind: «Wenn
Sie gesund werden wollen, damit wir bald nach Paris weiterreisen können, müssen
Sie tun, was der Arzt Ihnen rät. Wenn Sie aber lieber dumm und widerspenstig
sind, wird mir schon etwas einfallen, wie ich allein nach Paris komme.»
    Seine
Lordschaft setzte sich auf. «Zum Donnerwetter, für wie alt halten Sie mich
eigentlich?»
    «Nun, sehr
alt können Sie kaum sein», sagte Miss Challoner, «sonst hätten Sie mehr
Vernunft.» Ihr Lächeln war warm und verständnisvoll. «Bitte erlauben Sie doch
diesem armen Kerl, Sie zur Ader zu lassen, Mylord.»
    «Also gut,
von mir aus!» sagte Seine Lordschaft barsch und lehnte sich wieder zurück. «Und
in Zukunft, Madam, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie sich nicht mehr in
meine Angelegenheiten mischen wollten.»
    «Wenn das
Ihr ausdrücklicher Wunsch ist, werde ich mich bemühen, ihn zu befolgen»,
versprach Miss Challoner.
    Mylord
überließ dem Arzt sein Handgelenk, ohne den Blick von Mary zu wenden. «Wenn
ich Ihnen eines Tages doch noch einmal den Hals umdrehe, sind Sie selbst daran
schuld.»
    Das
Schröpfen schwächte Seine Lordschaft zu sehr, um die Reise nach Paris
fortzusetzen. Er schlief die meiste Zeit, und wenn er wach war, hatte er
anscheinend keine Lust zu sprechen. Die tüchtige Miss Challoner kümmerte sich
um die ganze Gesellschaft und erteilte eine Anzahl das Wohlergehen Mylords
betreffende Befehle, die Mr. Fletcher und Mr. Timms bewogen, erstaunte Blicke
zu tauschen. Diese beiden in

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