Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
Vom Netzwerk:
übermäßig viel ausmacht. Ich bin bei meiner
Familie nie sehr glücklich gewesen. Deshalb habe ich mir einen meiner Ansicht
nach recht vernünftigen Plan zurechtgelegt. Wenn Sie mich nach Paris mitnehmen,
wäre ich Ihnen sehr dankbar für die Begleitung. Dort will ich mir dann in einem
vornehmen Haushalt eine Stelle als Gouvernante suchen, und ich dachte, Sie
könnten mir dabei vielleicht behilflich sein, da Sie in Paris sicher viele
Bekannte haben.»
    Hier
unterbrach Seine Lordschaft sie. «Mein liebes Kind, wollen Sie damit andeuten,
ich soll Sie irgendeiner hochachtbaren und würdigen Dame empfehlen?»
    «Könnten
Sie das nicht?» fragte Miss Challoner ängstlich.
    «Natürlich
könnte ich das, aber – Gott, es wäre mir glatt fünfhundert Pfund wert, das Gesicht
zu sehen!»
    «Oh!» sagte
Miss Challoner. «Ich verstehe. Wie dumm von mir, nicht daran zu denken.» Sie
überlegte angestrengt. «Nun ja, wenn ich niemanden finden kann, der mich als
Gouvernante empfiehlt, werde ich vielleicht Putzmacherin», verkündete sie dann.
    Er streckte
seine rechte Hand aus und legte sie über ihre beiden verschlungenen Hände.
Jetzt lachte er nicht mehr. «Es kommt nicht oft vor, daß mich die Reue plagt,
Mary, aber bei Ihnen lerne ich es schnell. Kommen Sie, können Sie mich wirklich
nicht als Ehemann akzeptieren?»
    «Selbst
wenn ich es könnte, Mylord, glauben Sie denn, ich brächte es fertig, Sie meiner
Schwester zu stehlen? Das war nicht der Grund, warum ich ihren Platz
eingenommen habe.»
    «Verdammter
Blödsinn», sagte Seine Lordschaft höchst unfein. «Ich hatte nie auch nur im
Traum die Absicht, Sophia zu heiraten.»
    «Trotzdem,
Sir – ich könnte es nicht. Schon der bloße Gedanke an eine Heirat ist lächerlich.
Sie lieben mich ebensowenig wie ich Sie, und außerdem trennt uns ein viel zu
großer Standesunterschied.»
    «Was heißt
hier Standesunterschied?» fragte er. «Wer war Ihr Vater?»
    «Ist das
wichtig?»
    «Überhaupt
nicht, aber Sie machen mich neugierig. Ihre Mutter hat Ihnen bestimmt nicht
Ihre Manieren beigebracht.»
    «Ich hatte
das Glück, ein sehr vornehmes Institut besuchen zu dürfen.»
    «So,
tatsächlich? Und wer hat Ihnen das ermöglicht?»
    «Mein
Großvater», antwortete Miss Challoner wenig mitteilsam. «Ihr Großvater
väterlicherseits? Wer ist das? Lebt er noch?»
    «Er ist
General, Sir.»
    Vidals
Brauen zogen sich zusammen. «Welche Grafschaft?»
    «Er lebt in
Buckinghamshire, Mylord.»
    «Lieber
Gott, sagen Sie mir bloß nicht, Sie sind Sir Giles Challoners Enkelin?»
    «Doch»,
sagte Miss Challoner ruhig.
    «Dann gnade
mir Gott – wir müssen sofort heiraten!» stöhnte Vidal. «Dieser eigensinnige
alte Leuteschinder ist ein Freund meines Vaters.»
    Miss
Challoner lächelte. «Sie brauchen keine Angst zu haben, Sir. Mein Großvater war
zwar früher sehr gut zu mir, aber er hatte sich von meinem Vater nach dessen
Heirat losgesagt, und da ich mich dafür entschied, bei meiner Mutter und
meiner Schwester zu bleiben, wollte er auch von mir nichts mehr wissen. Er wird
sich kaum für mein Schicksal interessieren.»
    «Er wird
sich sogar sehr schnell dafür interessieren, wenn er davon Wind bekommt, daß
seine Enkelin in einem Putzmacherladen arbeitet», meinte Vidal.
    «Selbstverständlich
tue ich das nicht unter meinem eigenen Namen», erklärte Miss Challoner.
    «Sie tun es
unter gar keinem, meine Liebe. Finden Sie sich damit ab: Ihre einzige
Möglichkeit ist, mich zu heiraten. Es tut mir leid, aber zu Ihrem Trost
versichere ich Ihnen, ich werde mich bemühen, ein halb wegs angenehmer Ehemann
zu sein. Mit anderen Worten, Sie gehen Ihren Weg – solange Sie vernünftig
sind, mische ich mich nicht in Ihre Angelegenheiten – und ich gehe meinen. Sie
brauchen meine Gegenwart demnach nur höchst selten zu ertragen.»
    Diese
niederschmetternde Aussicht hatte auf Miss Challoner ungefähr die gleiche
Wirkung wie ein kalter Guß, aber mit Rücksicht auf das mittlerweile vom Fieber
hochrot gefärbte Gesicht Seiner Lordschaft hielt sie es für klüger, dieses
Thema im Augenblick nicht weiter mit ihm zu erörtern. Sie stand auf. «Wir
werden uns in Kürze noch einmal darüber unterhalten, Mylord», sagte sie
besänftigend. «Aber jetzt sind Sie müde, und außerdem wird der Arzt jeden
Moment kommen.»
    Er packte
sie am Handgelenk und hielt sie fest. «Versprechen Sie mir, daß Sie nicht
fortlaufen, während ich hier festgenagelt bin!»
    Sie konnte
der Versuchung nicht widerstehen, seine Hand zu

Weitere Kostenlose Bücher