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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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instinktiv nach seinem Arm zu greifen, um das reichlich fließende
Blut zu stillen, das seinen Ärmel schrecklich verfärbte und dann zu Boden
tropfte.
    Die beiden
Damen, die bei diesen Vorgängen vor Entsetzen wie angewurzelt dagestanden
waren,, liefen auf ihn zu.
    «Welche
Schande!» rief Isabella, und ihre Augen blitzten in herrlichem Zorn. «Gegen
einen unbewaffneten Mann eine Klinge zu ziehen! Feigling!»
    «Oh, armer
Mr. Tarleton», sagte Hero. «Und das alles haben Sie um meinetwillen getan! Ich
bin Ihnen außerordentlich dankbar und hoffe nur, daß Sie nicht ernstlich
verletzt sind. Bitte, erlauben Sie, daß ich Ihnen dabei helfe, den Rock
auszuziehen. Oh, sind Sie da, Wirt? Seien Sie so gut und bringen Sie, so rasch
Sie können, eine Schüssel mit Wasser und etwas Brandy. Und, Kellner, helfen
Sie bitte diesem Herrn seinen Rock ausziehen – die andern sollen sich
entfernen!»
    «Du guter
Gott», sagte Mr. Tarleton mit schwacher Stimme, als er sich dem Wirt, dem
Kellner, dem Stallknecht, zwei Postkutschern und einem Zimmermädchen
gegenübersah. «Oh, was habe ich da angerichtet! Meine verwünschte Torheit! Als
ich aber hörte, in welcher Weise er zu Ihnen sprach, konnte ich mich nicht
zurückhalten!»
    «Nein,
nein, das konnten Sie natürlich nicht», sagte Hero, die seinen Ärmel behutsam
aufrollte und die häßliche Fleischwunde bloßlegte. «Oh, dafür müssen wir einen
Arzt haben. Wirt! – Ach, er ist weggegangen. Einer von euch soll, bitte, zum
nächsten Arzt laufen, und ihm sagen, daß sich hier ein Herr befindet, der bei
einem Unfall verletzt wurde.»
    «Um Himmels
willen nicht», bat Mr. Tarleton aus der Tiefe eines Fauteuils, in den man ihn
gesetzt hatte. «Es ist nichts als ein Kratzer! Wenn Sie mir bloß eine Serviette
reichen und mir dabei helfen würden, sie fest um den Arm zu binden.»
    Isabella,
die in ihrem Retikül eifrig herumgekramt hatte, brachte eine Schere zum
Vorschein und begann mit ihrer Hilfe eine Serviette in Streifen zu schneiden.
Sir Montagu, durch seine jüngste Wahnsinnstat ebenso erschreckt wie durch die
fürchterlichen Folgen, die sich, wie er deutlich kommen sah, daraus ergeben
mußten, war aufgestanden und in die entfernteste Ecke des Zimmers getaumelt, wo
er, die Hand auf seine rasch anschwellende Backe gedrückt, sich auszudenken
versuchte, auf welche Art er die drohenden Konsequenzen verhüten könnte. Der
Wirt kehrte mit einer Wasserschüssel zurück und befahl seinen Angestellten mit
scharfer Stimme, sich an ihre Arbeit zu begeben. Der Kellner setzte ein Glas
Brandy an Mr. Tarletons Lippen. Mr. Tarleton, der sich durch den starken
Blutverlust ziemlich schwach fühlte, schluckte den Brandy und lehnte sich
hierauf mit geschlossenen Augen in seinen Fauteuil zurück.
    Der Wirt,
aufs höchste entrüstet über ein so zügelloses Betragen in seinem Hause,
behandelte die Wunde dennoch sehr geschickt, gab aber seine Absicht zu
erkennen, den Dorfpolizisten herbeizurufen, um beide Kämpfer verhaften zu lassen.
Als Anhang fügte er eben noch hinzu, daß der Beamte schon wissen werde, wie er
mit sogenannten Gentlemen zu verfahren habe, die versuchten, ehrliche
Postkutscher um ihren Fuhrlohn zu prellen, als man im Hof das Geräusch von
Pferdehufen und das Scharren von Rädern auf dem Katzenkopfpflaster vernahm und
eine ungeduldige Stimme rief: «He, hallo! Stallknecht! Stallknecht! Hören Sie
doch!»
    «Sherry!»
schrie Hero auf und stürzte von der Seite Mr. Tarletons eiligst auf den
Korridor, der in den Hof führte. «Sherry! Sherry!»
    Seine
Lordschaft war soeben von seinem Kabriolett heruntergesprungen. Er erkannte
seine Frau im Schein des Lampenlichts, das durch die offenstehende Tür fiel,
und stürzte auf sie zu. «Oh, mein Kätzchen! Gott sei Dank, daß ich dich gefunden
habe!» rief er und streckte seine Arme nach ihr aus. «Du darfst das nie, nie
wieder tun, hörst du, mein süßer kleiner Schatz! Ich kann ohne dich nicht
leben!»
    Hero lief
direkt in seine weitgeöffneten Arme und schlang die ihren eng um seinen Hals.
«Nein, nein, Sherry, ich wollte es ja nie tun!»
    schluchzte
sie. «Ich glaubte doch, daß du es warst, und nicht Mr. Tarleton!»
    «Ach,
Kätzchen, das sieht dir wieder ganz ähnlich», sagte er etwas unsicher. «Aber
ich hätte ja an seiner Stelle dort sein sollen! Und wenn ich nicht ein solcher
Esel gewesen wäre – Kätzchen, mein kleiner Pechvogel, wie übel hast du mir
doch mitgespielt. Komm, küsse mich!»
    Der
Honourable Ferdy Fakenham, der mit

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