Georgette Heyer
verlogene Kehle zerdrücke, was hast du zu Lady
Sheringham gesagt?»
Sir Montagu
sagte heiser, während er zurückwich: «Sheringham, du wirst es bereuen, wenn du
mich anrührst! Wenn die Ereignisse dieser Nacht erst einmal bekannt sind ...»
«Nein, Sherry», rief Ferdy, packte den
Ärmel seines Cousins und umklammerte ihn verzweifelt. «Du hast versprochen,
nicht wütend zu werden. Wäre nicht gut. Man muß dem Kerl den Mund stopfen.»
«Ich will
ihm den Mund so stopfen, daß er ihn nie wieder aufmacht!» rief Sherry wild.
«Zum Teufel, Ferdy, laß mich los! Ich werde dieses üble Gewürm in Stücke
reißen, und wenn von ihm dann noch etwas übrigbleibt, wenn ich mit ihm fertig
bin ...»
«Lieber
Junge, doch nicht vor den Damen! Schrecklich schlechter Ton! Außerdem ist das
nicht nötig: George dürstet nach seinem Blut, und warum, zum Kuckuck, soll er
es nicht bekommen? Wird ihm guttun, dem armen Kerl! Wird ihm wieder
Lebensfreude geben!»
«Sherry,
ich warne dich, wenn es hier noch einmal zu einer Schlägerei kommt, bekomme ich
einen hysterischen Anfall», erklärte Miss Milborne. «Ich bin überzeugt, daß
ich mehr als Hero von seiten Sir Montagus zu erdulden hatte, und wenn ich
zufriedengestellt bin, Sherry, sehe ich nicht ein, warum du es nicht sein
solltest. Und wenn Sie, Sir, so unklug sein sollten, auch nur ein einziges Wort
über die heutigen nächtlichen Ereignisse über Ihre Lippen kommen zu lassen,
dann hätte ich der Welt auch einiges zu erzählen! Ich bilde mir ein, Sie würden
es nicht besonders begrüßen, wenn allgemein bekannt würde, daß Sie Ihre Klinge
gegen einen unbewaffneten Mann gezogen haben!»
Sherry
schüttelte seinen Cousin ab. «Revesby», sagte er und maß Sir Montagu mit den
Blicken, «ich würde die Gelegenheit begrüßen, eine gewisse Rechnung mit Ihnen
zu begleichen, aber ich glaube, Ferdy hat recht – es ist nicht nötig. Wrotham
sucht Sie, und er wird höchstwahrscheinlich jede Minute hier auftauchen.
Revesby, Sie sind bereits ein toter Mann!»
«George
sucht mich?» sagte Miss Milborne mit schwacher Stimme. «Oh, du lieber Himmel!»
«Ist in
übelster Laune auf und davon, sobald er hörte, daß Sie nicht zurückgekehrt
sind», sagte Ferdy. «Sagte, er würde Revesby wegen seiner Schurkereien zur
Rechenschaft ziehen. Du guter Gott, Sherry, ich will
verdammt sein, wenn dieses griechische Wesen nicht auch hinter Monty her ist!
Auf mein Wort, sehr bemerkenswerter Zufall!»
«Was, zum
Teufel, ist das für ein Gerede von diesem verwünschten Griechen?» fragte
Sherry. «George versuchte schon, mir von ihm zu erzählen, aber ich will gehängt
werden, wenn ich daraus schlau wurde. Alles, was ich weiß, ist, daß ich keinen
Griechen kenne – und auch keinen kennen will!»
«Es ist
kein Ding, mit dem du bekannt sein kannst, lieber alter Junge. Duke kennt es.
Schleicht hinter jemandem her, wenn er es gar nicht erwartet. Dachte, es wäre
hinter mir her, aber es zeigt sich, daß es hinter Monty her ist. Und das ist
gut so!»
«Ja, aber
was ist es denn?»
Mr.
Tarleton sagte mit belustigtem Lächeln: «Ich glaube, er meint die Nemesis ...»
«Ja, das
ist es!» rief Ferdy und sah ihn respektvoll an. «Nemesis! Kennen Sie es auch?»
«Nun, das
kann ich von mir nicht behaupten», erklärte Sherry. «Außerdem, was immer es
auch sein mag, es hat nichts damit zu tun, daß ich nach Bath gefahren bin.»
«Nicht < es > », murmelte Mr. Tarleton, der seine Jahre zu fühlen begann. «'s ist
die Göttin der Rache, und, Hesiod zufolge, die Tochter der Nacht.»
«So? War
sie das?» sagte Ferdy. «Nun, bei Jupiter, Tochter von wem?»
«Der
Nacht», wiederholte Mr. Tarleton.
Ferdy sah
ihn ein wenig zweifelnd an. «Scheint mir etwas merkwürdig, aber ich glaube,
Sie haben recht. Wenn ich es überlege, so waren diese alten Griechen verteufelt
komische Leute.»
Sein Cousin
sah ihn überrascht an, und dieser Blick war nicht ganz frei von Mißbilligung.
«Aber Ferdy, ich habe nie gewußt, daß du ein Bücherwurm bist!» sagte er.
«Lernte es
in Eton», entschuldigte sich Ferdy mit abwehrendem Hüsteln. «Die Sache ist
die, ich dachte, das Ding sei hinter mir her. Jetzt zeigt sich's, daß es hinter
Monty her ist. Es gab ihm den Boxhieb und setzte George auf seine Spur.
Immerhin, Sherry, wenn ich es überlege, bin ich nicht restlos überzeugt, daß es
eine so gute Sache ist. Möchte nicht, daß George aus dem Land flüchten muß.
Weißt du
was: laß Monty laufen, bevor George kommt! Ist ja
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