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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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ungeheurem Interesse die leidenschaftliche
Umarmung und die Zärtlichkeiten beobachtete, die zwei Personen austauschten,
welche ihre Umgebung völlig zu vergessen schienen, stieg würdevoll von dem
Kabriolett herab und befahl dem gleichermaßen interessierten Jason, die Pferde
in den Stall zu führen und darauf zu achten, daß sie gut abgerieben würden. Als
diesem Befehl widerwillig gehorcht worden war, trocknete Sherry soeben die
feuchten Wangen seiner Frau mit seinem Taschentuch, und Hero blickte selig
lächelnd in sein zärtliches Gesicht. «Aber, Sherry, woher wußtest du es denn?»
    «Jason sah
dich. Ich dachte – ich fürchtete, es wäre deshalb geschehen, weil ich dir eine
so unüberwindliche Abneigung gegen mich eingeflößt hatte, daß du es nicht über
dich bringen konntest, mich zu empfangen. Ich hätte mir am liebsten eine Kugel
vor den Kopf geschossen!»
    «Oh,
Sherry, nein! Wie wäre es denn möglich, dich nicht zu lieben? Ich habe dich
mein ganzes Leben geliebt!»
    «Kätzchen,
mein Kätzchen!» rief er und schloß sie wieder in die Arme. «Ich wollte, ich
könnte dasselbe von mir sagen. Aber ich gewann dich erst so lieb, nachdem ich
dich geheiratet hatte. Was bin ich doch für ein schlechter Mensch! Als du mir
aber davongelaufen warst, da wußte ich erst, wie innig ich dich liebte. Das
eine kann ich dir sagen, du wirst keine Gelegenheit mehr bekommen, mir
davonzulaufen!»
    Sie legte
ihre Wange an sein Herz. «Oh, und ich bin immer so lästig gewesen. Und jetzt
wieder diese schreckliche Verwirrung! Ich dachte, du würdest mich für immer
davonjagen.»
    «Es war
meine Schuld. Alles war nur meine Schuld!» sagte er leidenschaftlich.
    Ferdy
hüstelte diskret. «Sagte dir doch immer, daß es ein Irrtum ist, Sherry, lieber
alter junge. Habe nicht die Absicht, dich zu stören, da sind aber zwei
Postkutscher, die neugierig um die Ecke lugen.»
    «Laß sie
lugen», sagte Seine Lordschaft, schob aber doch Heros Hand unter seinen Arm und
schritt mit ihr langsam in den Gasthof. «Wo ist dieser Bursche Tarleton? Du
kleine Teufelin, du mußt ihn hübsch an der Nase herumgeführt haben. Ich will
verdammt sein, wenn mir der arme Kerl nicht leid tut. Aber was, zum Kuckuck,
hat er sich denn vorgestellt, als er so plötzlich mit dir davonlief?»
    «O Sherry,
ich fürchte, es war deswegen, weil ich einmal schrecklich törichtes Zeug
dahergeredet habe», gestand Hero schuldbewußt.
    Er brach in
schallendes Gelächter aus. «Das hätte ich mir denken können. Bei Gott, Fratz,
es sieht ganz so aus, als wäre ich deine letzte Hoff nung gewesen, die mit der
Eilpost kommen mußte, um dir wieder einmal aus der Patsche zu helfen.»
    «Weißt du,
Sherry, es ist für mich eine außerordentliche Erleichterung, daß du das sagst,
denn um die Wahrheit zu gestehen, es handelt sich um eine weit schlimmere
Verwicklung, als du dir vorstellen kannst. Sie ist in der Tat sogar ziemlich
anstoßerregend, und der Wirt drohte, daß er uns von dem Polizisten verhaften
lassen will. Wenn du aber vielleicht so gut wärest, die Rechnung für den armen
Mr. Tarleton zu bezahlen, könnte er sich erweichen lassen. Weißt du, es ist
ihm nämlich sein ganzes Geld gestohlen worden ...»
    «Ich weiß»,
sagte Sherry grinsend, «Jason hat es ihm geklaut. Dadurch gelang es mir auch,
dich hier einzuholen.»
    «Oh, wie
gescheit von Jason», rief Hero. «Wir müssen ihm etwas Schönes schenken.»
    In diesem
Augenblick hatten sie das Ende des Ganges erreicht, der in das Gastzimmer
führte. Mr. Tarleton war es gelungen, den Wirt loszuwerden, dennoch erschien
der Raum dem eintretenden Viscount merkwürdig bevölkert. Sein erstaunter Blick
fiel zuerst auf Miss Milborne, dann auf Sir Montagu Revesby und zuletzt auf den
Mops, der während der letzten Ereignisse schnarchend vor dem Salonfeuer gelegen
hatte und eben erst in das Gastzimmer gewatschelt war, um Seine Lordschaft mit
einem asthmatischen Bellen zu begrüßen.
    Es war für
den Viscount charakteristisch, daß seine Gedanken unverzüglich von den
bewegten Ereignissen dieses Tages abgelenkt wurden. Der Ausdruck einer bösen
Vorahnung breitete sich über sein Gesicht; er starrte den Mops mit grenzenlosem
Abscheu an und fragte: «Woher kommt denn das hier?»
    «Oh, den
hab ich mitgebracht», erwiderte Hero fröhlich. «Es ist ein Mops.»
    «Das sehe
ich», sagte Sherry. «Nein, zum Kuckuck, Kätzchen. Ich habe nichts gegen Gils
Kanarienvogel – das heißt, ich habe schon etwas gegen ihn, aber ich kann

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