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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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überzeugt, daß alle reizend sind und dich zum Entzücken kleiden.»
Sie lächelte ihm dankbar zu, und er kniff sie leicht ins Kinn. «Ja, alles recht
schön und gut, Madam, doch das ist nur die Bestechung, die der großen
Strafpredigt vorangeht. Denn du hast es doch etwas zu arg getrieben, meine
Liebe. Du scheinst nicht den geringsten Begriff zu haben, wie man sein Geld
verwaltet, und ich zweifle sehr, ob du je im Leben ein Rechnungsbuch geführt
hast. Nun wohl. Ich werde alle Rechnungen bezahlen und überdies weitere
hundert Pfund auf dein Konto überweisen. Damit solltest du dich – das heißt,
mußt du dich – bis zum nächsten Quartal in einer recht bequemen finanziellen
Situation befinden.»
    Sie rief
impulsiv: «Oh, ich danke dir, daß du so gut bist! Und ich verspreche, mich sehr
in acht zu nehmen.»
    «Ich
glaube, du wirst gar nicht in die Lage kommen, mit deinen Ausgaben sehr
sparsam umgehen zu müssen», sagte er mit einem Anflug von Ironie. «Solltest du
aber noch irgendwo Rechnungen aufbewahrt haben, dann gib sie mir jetzt. Ich
werde dich nicht auszanken, Nell... aber ich warne dich! Es hat keinen Sinn,
dein Geld in sicherer Obhut bei Childe zu lassen, während du in ganz London
Schulden machst. Am Ende des Quartals dürfen keine weiteren Rechnungen
ausständig sein. Wenn du also noch welche vor mir verbirgst, dann gestehe es
mir lieber jetzt ein. Sollte ich dir nämlich draufkommen, daß du mich
beschwindelt hast, dann wäre ich in der Tat sehr böse mit dir. Und dann passierte
weit mehr als eine Strafpredigt.»
    «Was ...
was würdest du tun, wenn ... wenn ich am Ende des Quartals noch Geld schuldig
wäre?» fragte sie verängstigt.
    «Dann würde
ich dir nur soviel Geld geben, um dir zu ermöglichen, Kleinigkeiten für den
täglichen Bedarf zu kaufen, und verfügen, daß alle Rechnungen zur Regelung an
mich geschickt werden», erwiderte er.
    «O nein»,
rief sie tief errötend.
    «Ich
versichere dir, es wäre mir ebenso unangenehm wie dir selbst, und ich würde
mich ebenso gedemütigt fühlen. Doch ich habe gesehen, wozu so unbekümmerte
Geldverschwendung, die dir soviel Genuß zu bereiten scheint, führen kann, und
bin entschlossen, dafür zu sorgen, daß sich das in meinem Hause nicht ereignet.
Überlege es dir also gut, Nell! Hast du mir bestimmt alle Rechnungen gegeben?»
    Das
Bewußtsein, ihn bereits angeschwindelt zu haben, überwältigte sie fast ebenso
wie seine Drohung, die von einem unbeugsamen Gesichtsausdruck noch
unterstrichen wurde. In unterdrückter Erregung, welche ein ruhiges Überlegen
unmöglich machte, sagte sie rasch: «Ja ... o ja.»
    «Also gut.
Dann wollen wir nie wieder darüber sprechen.»
    Das
Flattern ihres Herzens ließ allmählich nach. Sie sagte mit unterdrückter
Stimme: «Danke, Giles! Ich bin dir ungeheuer dankbar. Ich hatte wirklich nicht
die Absicht, eine so verschwenderische Frau zu sein.»
    «Ebensowenig
wie ich ein tyrannischer Ehemann sein möchte. Wir könnten doch weit besser
miteinander leben, nicht, Nell?»
    «Nein,
nein, ich meine, dafür habe ich dich nie gehalten. Du bist unendlich gütig ...
und ich bitte dich, mir zu verzeihen, daß ich dir soviel Kummer bereite. Bitte
verzeih mir.»
    «Nell!»
    Seine Hand
streckte sich ihr entgegen, sie ergriff sie aber nicht, sondern sagte nur
nervös lächelnd: «Danke, Giles. Du bist sehr gut. Ach, wie entsetzlich spät es
geworden ist ... d-darf ich jetzt gehen?»
    Seine Hand
fiel herab. Er sagte in völlig verändertem Ton: «Ich bin kein Schulmeister.
Wenn es dein Wunsch ist, kannst du dich ganz gewiß entfernen.»
    Sie
murmelte etwas Zusammenhangloses über seine Schwester und den Almack Club und
floh aus dem Zimmer. Die Geste am Ende einer Szene, in welcher er in der Tat
eher einem Schulmeister als einem Ehemann geglichen, schien Nell mehr Ausdruck
seiner Güte als der eines wärmeren Gefühls zu sein. Sie war mit ihren bereits
überreizten Nerven außerstande gewesen, darauf einzugehen und sich, wie sonst
immer, dazu zu zwingen, auf jedes Entgegenkommen von seiner Seite entsprechend
zu reagieren. Sie wußte sehr wohl, daß ihr eiliger Rückzug ihn beleidigen
werde. Sie vermutete jedoch nicht, daß er ihn so tief verletzen könnte, denn
sie hatte vom Beginn ihres Ehelebens in der Tat sache, daß er ihr den Hof
machte, nur den ritterlichen Entschluß gesehen, sie, da er ihr einmal seinen
Namen gegeben, nicht merken zu lassen, daß sein Herz einer andern gehörte.
    Cardross
gab sich inzwischen ziemlich

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