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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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Speisezimmer zu, aus dem ein Babel von Stimmen zu ihm drang.
    Der
langgestreckte Raum war von Kerzen erhellt, die in goldenen Armleuchtern auf
dem Tisch standen. Silber und Kristall funkelten im sanften
Licht, das über allem lag. Am Ende der Tafel saß Milady Fanny, Marling zu
ihrer Rechten, in ein hitziges Wortgefecht mit dem ihr gegenübersitzenden
Rupert verwickelt. Neben Marling befand sich Léonie, in
mattgelbe Seide und alte Spitze gekleidet. Sie sagte eben etwas zu Seiner
Gnaden am Kopfende der Tafel, als Davenant eintrat, doch sie blickte beim
Geräusch der sich öffnenden Tür auf und klatschte plötzlich in die Hände.
    «Tiens, Monsieur Davenant! Er ist also doch
gekommen! Sehen Sie nur, Monseigneur!»
    Seine
Gnaden erhob sich und legte seine Serviette nieder.
    «Mein
lieber Hugh! Du kommst äußerst gelegen. Jacques, ein Gedeck für Monsieur.»
    Davenant
hielt einen Augenblick seine Hand umfaßt, während er Rupert und Marling
zunickte.
    «Ich konnte
deiner Einladung nicht widerstehen – oder war es eine Aufforderung?» sagte er.
Er verbeugte sich vor Fanny. «Milady!» Sie reichte ihm frohgemut die Hand.
    «Ich muß
sagen, ich freue mich überaus, Sie zu sehen, Hugh! Ich habe Sie ja schon seit
einer Ewigkeit nicht mehr zu Gesicht bekommen!»
    «So schön
wie eh und je», sagte er, ihr die Hand küssend. Doch seine Augen ruhten auf
Léonie.
    «Oh!»
schmollte Lady Fanny. «Ich werde in den Schatten gestellt, Hugh, ja, ich werde
regelrecht in den Schatten gestellt – durch dieses junge Ding. Wie kränkend!»
Sie lächelte Léonie zu und winkte sie herbei.
    Léonie trat
mit vollendetem Anstand näher und versank in einem Knicks. Ein mutwilliges
Lächeln huschte dabei um ihren Mund; sie fixierte Davenant mit großen,
unschuldigen Augen.
    «Ist's
möglich?» rief er, indem er sich über ihre Finger beugte.
    «Du bist
verblüfft, nicht wahr?» Seine Gnaden stellte sich neben sein Mündel.
    «Völlig!
Ich hätte das nicht für möglich gehalten! Man muß dich beglückwünschen,
Alastair.»
    «Das finde
ich auch», sagte der Herzog.
    Léonie
machte eine groteske kleine Verbeugung.
    «Manchmal,
M'sieur, bin ich noch immer Léon.»
    «Ja, das
ist Léon», lächelte Hugh. «Gefällt es dir, Léonie zu sein?»
    «Anfangs
überhaupt nicht», antwortete sie. «Doch jetzt finde ich's sehr angenehm. Wenn
man ein Mädchen ist, hat man hübsche Sachen und geht auf Bälle. Nächste Woche
werden wir hier einen Ball haben, M'sieur.»
    «Ich hörte
es», sagte er. «Wer kommt alles?»
    Sie setzten
sich wieder an die Tafel, Davenant gegenüber Léonie. Fanny beantwortete seine
Frage.
    «Jedermann,
Hugh, auf mein Wort! Ich habe, bei Gott, für diesen Ball ganze Arbeit
geleistet.»
    «Ja, und
aus dem Haus ein regelrechtes Wespennest gemacht», brummte Rupert. «Wie geht's,
Hugh?»
    «Wie immer,
Rupert. Und dir?»
    «Ganz gut»,
sagte Rupert. «Wir alle haben uns gebessert, wie du siehst. Noch nie gab's eine
so einige Familie, und alle sind zueinander so liebenswürdig – weiß Gott, wie
lange das dauern wird!»
    Davenant lachte
über den Tisch hinweg Marling zu.
    «Ich höre,
daß ich Ihnen in diesem verrufenen Hause Gesellschaft leisten soll, Marling!»
    «Wir wurden
eingeladen, um dem Ganzen einen Anstrich von Solidität zu geben», nickte
Marling. «Das war Léonies Idee. Wie ließen Sie Ihren Bruder zurück?»
    «Solang du
ihn zurückgelassen hast, Hugh, bin ich's zufrieden», sagte Rupert mit einer
Grimasse.
    «Ach ja!»
bemerkte Seine Gnaden. «Der beklagenswerte Frederick! Wie geht es ihm?»
    «Oh, noch
nie gab's einen so lästigen Gesellen wie Colehatch!» rief Milady. «Stellen Sie
sich nur vor, Hugh, er liebte mich dereinst! Der große Lord Colehatch.
Eigentlich sollte ich mich geehrt fühlen.»
    «Ich
fürchte, er ist genauso beklagenswert wie je», erwiderte Hugh.
    «Es behagte
ihm durchaus nicht, daß ich dieses Haus damals zu besuchen beabsichtigte.»
    «Großer
Gott, er wollte dich haben, Fan?» rief Rupert aus. «Nun, ich wußte ja immer
schon, daß der Mann ein Narr war.»
    «Besten
Dank, Milord!» Davenant machte ihm eine spöttische Verbeugung. «Ihr seid ja
alle geradezu verschwenderisch mit Komplimenten für meinen ehrenwerten
Bruder.»
    «Oh, und
für mich!» sagte Milady. «Abscheulicher Junge! Erinnerst du dich, Justin, wie
Colehatch um mich warb?»
    «Mein
Gedächtnis läßt mich im Stich, meine Liebe, wenn ich deine Bewerber
auseinanderzuhalten versuche. War er es, der mich sozusagen mit

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