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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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Schwelle
meines ruchlosen Heimes zu betreten.»
    Marling errötete.
    «Nicht doch
...»
    «Diese
Scheu ist nicht angebracht, glaube mir. Ich würde auch nie einen
derart nichtswürdigen Vorschlag machen, wäre es nicht um dessentwillen, daß
ich Fanny benötige.»
    «Ich
verstehe nicht, weshalb du sie benötigen solltest.»
    Seine Gnaden
sagte ungläubig: «Mein
teuerster Edward, ich hätte mir vorgestellt, daß dir bei deinem ausgesprochenen
Anstandsgefühl der Grund hierfür direkt in die Augen springen muß.»
    «Léonie!
Ich hatte es ganz vergessen.» Marling wurde hin und her gerissen. «Kannst du
keine andere Chaperonne für sie finden?»
    «Ich könnte
deren zweifellos Hunderte finden, aber ich bedarf einer Gastgeberin.»
    «Dann
bliebe Fanny doch wohl am besten bei dir. Ich will nach England zurückkehren.»
    Fanny
seufzte.
    «Edward,
wenn du nicht nach Paris mitkommen willst, muß ich mit dir zurückkehren. Aber
es ist mein Wunsch, daß du mit uns kommst!»
    In diesem
Augenblick erschien Léonie und klatschte beim Anblick Marlings in die Hände.
    «Parbleu, Monsieur
Marling! Bonjour, Monsieur!»
    Er küßte
ihr lächelnd die Hand.
    «Ich hoffe,
Sie fühlen sich wohl, Kind? Aber Ihre blühenden Farben sagen alles.»
    «Mein Kind
findet Gnade vor diesen strengen Augen», murmelte Seine Gnaden. «Kind, ich
versuche Mr. Marling zu überreden, mein armseliges Haus mit seiner Anwesenheit
zu beehren. Schließe dich meinen dringenden Bitten an.»
    «ja?»
Léonie blickte von einem zum anderen. «Kommen Sie doch bitte mit uns, M'sieur!
Ich werde Monseigneur bitten, auch noch M. Davenant einzuladen.»
    Avon
lächelte wider Willen.
    «Ein guter
Einfall, ma fille.»
    «Nun, mein
Kind, ich sollte lieber nicht mitkommen», sagte Marling. «Nehmt meine Frau mit
und laßt mich nach Hause fahren.»
    «Pah!» rief
Léonie. «Ist's deswegen, weil Sie Monseigneur nicht mögen?»
    «Ehrlich
ist mein Kind, wenn schon nichts anderes», bemerkte Avon. «Man kann's kaum
bündiger formulieren.»
    «Sie halten
ihn nicht für genug solid. Aber er ist jetzt wirklich sehr solid, je vous
assure!»
    Von Rupert
kam ein erstickter Laut; Miladys Schultern zuckten, und Marling wurde von
hemmungslosem Lachen geschüttelt. Léonie blickte voll Abscheu auf das sich
windende Trio und wandte sich an den Herzog.
    «Was haben
sie denn, Monseigneur? Warum lachen sie?»
    «Keine
Ahnung, Kind», erwiderte Avon ernst. «Ich finde, sie sind albern. Sehr albern.»
    Doch das
Gelächter reinigte die Luft. Marling sah den Herzog an und sagte, noch
immer schwankend: «Ich muß
gestehen, es ist dein Mangel an – Solidität, der mir irgendwie im
Schlund steckengeblieben ist!»
    «Das wird's
wohl sein», sagte Seine Gnaden. «Aber Davenant wird dir zur
Seite stehen. Er wird mit Freuden bereit sein, mit dir über das Hinschwinden
meiner Moral zu trauern.»
    «Eine
äußerst verlockende Aussicht», sagte Marling. Er warf einen unsichtbaren
Seitenblick auf seine Frau. «Aber ich passe nur schlecht in dieses
tolle Abenteuer.»
    «Mein
lieber Edward, passe ich etwa gut dazu?» fragte Seine Gnaden schmerzlich.
«Ich rechne auf deinen Beistand, dieser Gesellschaft einen soliden
Anstrich zu verleihen.»
    Marling
faßte ironisch Seiner Gnaden pastellroten Samtrock ins Auge.
    «Ich könnte
ja Solidität beistellen, aber du, Avon? Du stellst die Pracht bei, glaube
ich.»
    «Du
schmeichelst mir», Avon verbeugte sich. «Darf ich dem entnehmen, daß du
dich uns anschließt?»
    «Ja,
Edward, ja! O bitte, ja!»
    «Voyons, es wird fort
amusant werden, M'sieur. Sie müssen kommen!»
    Auch Rupert
wagte es, sich einzumengen.
    «Los, komm
mit, Marling. Je mehr, desto lustiger.»
    «Was kann
ich, angesichts so lieber Aufforderungen ...» Marling nahm seine Frau
bei der Hand – «andres sagen als: vielen Dank, Avon. Ich komme.»
    «Dann kehrt
wohl Gaston am besten nach London zurück, um deine Sachen zu
holen», sagte Seine Gnaden.
    Léonie
kicherte.
    «Da stirbt
er, Monseigneur. Todsicher.»
    «Wie du
bemerkst», wandte sich Seine Gnaden an Marling, «bedeuten Tod
und Unheil aller Art meinem Kind eine nie versiegende Quelle des
Vergnügens.»
    Marling
legte Léonie die Hand aufs Haupt.
    «Sie ist
ein Schelm, Avon, nicht wahr? Aber ein hübscher Schelm.»
    Léonie riß
die Augen auf.
    «Vraiment? Bin ich hübsch,
Monseigneur? Finden Sie?»
    «Passabel,
mein Kind, passabel.»
    Ihr Gesicht
zog sich in die Länge.
    «Ich
fürchtete schon, Sie wären nicht dieser Ansicht,

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