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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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deinen Geschmack angezweifelt, Fanny.»
    «Wie
drollig das sein wird! Als ob ich eine Tochter hätte, und habe doch gottlob
keine! Soll sie reich gekleidet erscheinen?»
    «Wie es
meinem Mündel zukommt, Fanny, doch à la
jeune fille.»
    «Oh, habe
keine Angst! Du wirst nicht zu klagen haben. Lieber Himmel, seit du mich in
meinen Mädchentagen nach Versailles mitnahmst, Justin, bin ich nicht so aufgeregt
gewesen. Das ganze Haus muß den Gästen geöffnet werden. Möchte wetten, daß
einige Zimmer dicke Staubschichten aufweisen. Es wird einer ganzen Armee
bedürfen, alles in Ordnung zu bringen. Aber der Ball gibt meinem Tatendrang nur
neuen Auftrieb, versichere
ich dir.» Sie lachte entzückt. «Wir werden soirées und Kartenpartien
haben, vielleicht auch einen Rout und – oh, wir werden schon einiges Aufsehen
erregen!» Voll geschäftiger Entschlossenheit enteilte sie.
    Seine
Gnaden machte sich daran, Hugh Davenant einen Brief zu schreiben.
    Von diesem
Augenblick an erfüllte rege Tätigkeit das Hotel Avon. Putzmacherinnen und
Schneiderinnen, Tanzmeister und coiffeurs kamen und gingen; die Diener
drangen in jeglichen versperrten Raum ein, um ihn zu fegen und zu schmücken.
Seine Gnaden war kaum je zu Hause. Er war bestrebt, sich in der Gesellschaft zu
zeigen und so die Nachricht von seiner Rückkehr zirkulieren zu lassen. Sobald
Rupert sich wieder voller Gesundheit erfreute, wurde er ausgesandt, die stets
wache Neugier weiter anzuregen; und so machte er sich auf den Weg in die Spielsalons
und Wohnsitze seiner intimen Freunde und sorgte in seiner charakteristischen
Weise dafür, daß der Bericht von der neuesten Grille seines Bruders weiteste
Kreise erreichte. Léonies Schönheit erlitt durch seine Schilderungen keine
Einbuße; er spielte auf ein tiefverborgenes Geheimnis an und versicherte allen
und jeden, daß Avon mit dem Erscheinen des Prinzen von Condé und des Herzogs
von Richelieu auf seinem Ball rechne. Paris begann vor Erregung zu schwirren,
und Fanny saß in ihrem Boudoir inmitten eines Berges von Zusagebriefen.
    «Oh, das
läßt sich großartig an!» rief sie. «Sagte ich nicht, daß ganz Paris kommen
wird?»
    Doch Léonie
entschlüpfte ihren Tanzlehrern wie ihren Schneiderinnen und stahl sich in die
Bibliothek, wo der Herzog gewöhnlich zu finden war. Sehnsüchtige Blicke nach
ihm auswerfend, blieb sie auf der Schwelle stehen. Er sah auf, legte seinen
Federkiel nieder und streckte ihr eine Hand entgegen.
    «Nun, ma
fille?»
    Sie lief
auf ihn zu und sank neben seinem Stuhl auf die Knie.
    «Monseigneur,
es macht mir Angst.»
    Zärtlich
strich er über ihre glänzenden Locken.
    «Was macht
dir Angst, Kind?»
    Sie machte
eine umfassende Handbewegung.
    «Das alles!
Es werden so viele große Leute kommen, und jedermann ist so geschäftig. Und ich
selbst habe keine Zeit, mit Ihnen zu sprechen, Monseigneur.»
    «Und das
gefällt dir nicht, Kind?»
    Sie rümpfte
das Näschen.
    «Ah,
quant à ça ...! Es
erregt mich, Monseigneur, und – und, o doch, es gefällt mir sehr gut. Aber es
ist so, wie's in Versailles war. Ich erinnere mich, wie ich Sie verlor. Es war
so riesig und prunkvoll.»
    «Kind ...» Er
blickte in ihre Augen hinab. «Ich bin immer da.» Er lächelte ein wenig. «Ich
glaube, Kind, ich bin's, der dich verlieren wird, wenn du in die große Welt
eingeführt wirst. Dann wirst du nicht mehr Lust haben, neben mir zu sitzen.»
    Sie
schüttelte heftig den Kopf.
    «Immer,
immer! Voyons, Monseigneur, ich wirble in all der Geselligkeit herum,
die mich umgibt, und für ein Weilchen gefällt's mir. Aber stets möchte ich zu
Ihnen laufen. Bei Ihnen bin ich in Sicherheit und – und kein Ding bringt mich
da in Verwirrung. Verstehen Sie?»
    «Vollkommen»,
sagte Seine Gnaden. «Ich werde dich nicht im Stich lassen, Kind.»
    «Nein,
Monseigneur.» Sie nestelte ihre Hand in seine und stieß einen leisen Seufzer
aus. «Warum tun Sie all dies für mich?»
    «Ich habe
viele Gründe. Ich will dein Köpfchen nicht damit belasten.»
    «Nein,
Monseigneur», wiederholte sie gehorsam. «Diese Zeit mit Jean und Charlotte –
wie weit liegt sie jetzt zurück!»
    «Ich
wünsche, daß du sie vergißt, ma mie. Es war ein häßlicher Traum – nicht
mehr.»
    «Bien, Monseigneur.» Sie preßte ihr Haupt
an seinen Arm und blieb geraume Zeit in dieser Haltung.
    An diesem
Abend traf Davenant ein; man teilte ihm mit, daß der Herzog eben zu Abend
speise. Er überließ Mantel und Hut dem Lakaien, winkte ihm ab und schritt
allein auf das

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