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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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Morgen
heimkehren werde.
    «Wer war
alles dort?» fragte Davenant.
    «Die Säle
waren überfüllt, doch ich kenne so wenig Leute», sagte Marling. «Ich ließ
Rupert beim Würfelspiel mit einem gewissen Lavoulère zurück.» Er blickte den
Herzog an. «Der Junge ist unverbesserlich, Avon. Er wird dieser Tage noch sein
Seelenheil verspielen.»
    «Oh,
hoffentlich nicht!» sagte Avon. «Er verliert wohl?»
    «Gewiß»,
erwiderte Marling. «Es ist nicht meine Sache, Justin, doch ich finde, du
solltest das Spielfieber in ihm ein bißchen zu dämpfen versuchen.»
    «Ich stimme
bei», sagte Davenant. «Der Junge ist einfach zu gedankenlos.»
    Avon
schritt zur Tür. «Meine Lieben, ich überlasse euch eurer moralischen
Entrüstung», sagte er sanft und entfernte sich.
    Hugh
lachte, doch Marling runzelte die Stirn.
    «Satanas
ist wieder einmal unmöglich!» sagte Hugh.
    «Er scheint
sich um Ruperts Heil nicht das geringste Kopfzerbrechen zu machen», äußerte
Marling bedachtsam. «Er sollte den Jungen fester in der Hand halten.»
    «Oh, mein
lieber Marling, Rupert wird sich zusammenreißen, sobald Avon nur mit dem
kleinen Finger winkt.»
    «Schön,
Hugh, aber ich habe ihn noch nicht winken gesehen.»
    «Ich
schon», erwiderte Davenant. Er schob seinen Stuhl näher zum Feuer. «Ich habe
auch einen gewaltigen Wandel an unserem Satanas wahrgenommen.»
    «Gewiß»,
räumte Marling ein. «Das ist der Einfluß des Kindes. Meine Frau träumt von
einer Hochzeit.»
    «Ich
wollte, es käme dazu.» Hugh schlug die Beine übereinander. «Wenn Avon auf
Léonie blickt, ist in seinen Augen etwas ...»
    «Ich traue
ihm nicht.»
    «Nun,
diesmal traue ich ihm.» Hugh lachte kurz auf. «Als ich Léonie das letzte Mal
sah – damals war sie noch Léon –, hieß es 'Ja, Monseigneur' und 'Nein,
Monseigneur'. Nun heißt's, 'Monseigneur, tun Sie dies!' und 'Monseigneur, ich
will das!' Sie wickelt ihn um den Finger, und, bei Gott, es behagt ihm!»
    «Oh, aber
er verhält sich keineswegs wie ein Liebhaber, Hugh! Sie hörten doch, wie er sie
schalt und korrigierte.»
    «Ja, aber
ich habe auch in seiner Stimme den Ton von – Vertrauen, von Zärtlichkeit
gehört. Mich dünkt, es wird eine ungewöhnliche Freite sein, aber die Hochzeit
hängt in der Luft.»
    «Sie ist
zwanzig Jahre jünger als er!»
    «Finden Sie
das von Bedeutung? Ich würde Justin nicht eine gleichaltrige Braut geben. Ich
würde ihm dieses Baby geben, das gehätschelt und behütet werden muß. Und ich
möchte schwören, daß er sie wohl behüten wird!»
    «Mag sein.
Ich weiß es nicht. Sie blickt regelrecht zu ihm auf, Davenant! Sie betet ihn
an!»
    «Darin sehe
ich seine Erlösung», entgegnete Davenant.

25
    LÉONIE
WIRD IN DIE GROßE WELT EINGEFÜHRT
    Lady Fanny trat zurück, um einen
besseren Überblick über ihr Kunstwerk zu gewinnen.
    «Ich weiß
nicht recht», sagte sie. «Soll ich dir ein Band ins Haar knüpfen oder – nein,
ich hab's! Eine einzelne weiße Rose!» Sie nahm eine zur Hand, die auf dem Tisch
neben ihr lag. «Auf deiner Corsage kannst du sie wohl entbehren, meine Liebe.
Wo ist die kleine Agraffe, die Justin dir gab?»
    Léonie, die
vor dem Spiegel saß, reichte ihr das mit Perlen und Diamanten besetzte
Schmuckstück. Milady machte sich daran, die Rose damit über Léonies linkem Ohr
zu befestigen, wo sie zwischen den gepuderten Locken zu ruhen kam, die
geschickt zu einer kunstvollen Frisur arrangiert worden waren; der Coiffeur
hatte ein wahres Wunderwerk vollbracht. Dicht bauschten sie sich um das
königliche Köpfchen, nur einem einzigen Löckchen hatte man schmeichelnd
zugesetzt, auf die Schulter herabzufallen.
    «Es könnte
nicht besser sein!» sagte Milady. «Gib mir die Hasenpfote, Mädchen!»
    Léonies
Zofe reichte sie ihr und hielt die verschiedenen Tiegel in Bereitschaft.
    «Nur einen
Hauch Rouge, glaube ich», sagte Fanny. «Eine ganz, ganz zarte Andeutung – so!
Den Lippenstift, Mädchen! ... Halte still, meine Liebe; ich darf nicht
übertreiben. So! Puder, Mädchen!» Die Hasenpfote flatterte über Léonies
Gesicht. Angelegentlich studierte Milady den Effekt. «Ausgezeichnet. Nun die
Schönheitspflästerchen! Zwei, glaube ich. Zapple nicht, Kind!» Erfahrene Finger
drückten die Pflaster auf: eines unter das Grübchen, das andere über dem
Backenknochen. «Großartig!» rief Milady. «Barmherziger, wie spät es geworden
ist! Ich muß mich eilen! Steh auf, Léonie, und. du, Mädchen, reiche mir das
Kleid!»
    Léonie
stand in ihrem Spitzenunterkleid da,

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