Georgette Heyer
vorgehaltener
Pistole aufforderte, dich ihm zu geben? Nein, ich glaube, das war Fonteroy.
Colehatch, dünkt mich, schrieb mir eine korrekte Bewerbung um deine Hand, die
ich heute noch schätze. Er erklärte, willens zu sein, über solch geringfügige
Fehler wie deinen Leichtsinn und deine Extravaganz hinwegzusehen, meine Liebe.»
«Fanny,
nehmen Sie diesbezüglich meine aufrichtigsten Entschuldigungen entgegen!»
lachte Hugh.
Marling
bediente sich mit einem Pfirsich.
«Welch
glühender Liebhaber!» bemerkte er. «Hoffentlich habe ich nicht versprochen,
über deine Fehler hinwegzusehen?»
«Liebster
Edward, du sagtest, daß du mich von meinen Fußspitzen bis zu meinem obersten
Löckchen anbetest!» seufzte Milady. «Gott, was für Tage waren das damals!
Cumming – diese Seele von einem Mann – duellierte sich mit John Drew, weil
dieser meine Augenbrauen herabsetzte, und Vane – erinnerst du dich an Vane,
Justin? – wollte mit mir entfliehen!»
Léonie
zeigte höchstes Interesse.
«Und taten
Sie's?» fragte sie.
«Kind, was
willst du noch alles wissen? Er hatte keinen roten Heller, der Arme, und war
obendrein noch verrückt.»
«Leute, die
sich meinethalben duellieren, würden mir gefallen», sagte Léonie. «Mit dem blanken
Degen.»
Davenant
war belustigt.
«Ach nein,
Léon – Léonie!»
«Doch,
M'sieur! Das wäre schrecklich aufregend! Sahen Sie beim Duell zu, Madame?»
«Barmherziger,
nein, Kind! Selbstverständlich nicht. Das tut man doch nie.»
«Oh!»
Léonie war enttäuscht. «Ich dachte, Sie hätten's getan.» Davenant blickte den
Herzog an.
«Die Dame
scheint am Blutvergießen Geschmack zu finden», bemercte er.
«Eine
regelrechte Leidenschaft hat sie dafür, mein Lieber. Nichts sagt ihr mehr zu.»
«Du
solltest sie nicht noch ermuntern, Justin!» sagte Milady. «Das ist ja
skandalös!»
Léonie
zwinkerte fröhlich mit den Augen.
«Es gibt
etwas sehr Blutdürstiges, das mir Monseigneur auf meinen Wunsch beibrachte»,
sagte sie. «Sie wissen es gar nicht!»
«Was ist es
denn, Kätzchen?»
«Ach, ich
sag's nicht!» Weise schüttelte sie den Kopf. «Sie würden es als undamenhaft
bezeichnen.»
«Oh,
Justin, was hast du da auf dem Gewissen? Möchte schwören, daß es sich um einen
recht wilden Streich handelt!»
«Sagen
Sie's uns!» bat Marling. «Sie haben unsere Neugierde wachgerufen, Kind, und
gleich werden wir zu raten beginnen.»
«Bei Gott,
meinst du ...» begann Rupert.
Léonie
winkte ihm aufgeregt ab.
«Nein,
nein, imbécile! Tais toi!» Sie
spitzte affektiert den Mund. «Monsieur Marling wäre schockiert, und Madame
würde sagen, das sei keineswegs respektabel. Monseigneur, er soll schweigen!»
«Man möchte
annehmen, es handle sich um ein schändliches Geheimnis», sagte Seine Gnaden.
«Ich glaube, ich habe dich schon mehrmals ersucht, Rupert nicht 'imbécile' zu
nennen, Kind.»
«Aber,
Monseigneur, er ist ein imbécile!» wandte sie ein. «Das wissen Sie
doch!»
«Zweifellos, ma fille, aber man teilt es nicht der ganzen Welt mit.»
«Dann weiß ich
nicht, wie ich ihn nennen soll», sagte Léonie. «Mich nennt er 'Hitzkopf' und 'Wildkatze',
Monseigneur.»
«Und das
ist sie, bei Gott!» rief Milord aus.
«Nein, das
bin ich nicht, Rupert. Ich bin eine Lady. Monseigneur sagt es.»
«Eine
offenkundig falsche Behauptung», sagte Seine Gnaden. «Doch ich kann mich nicht
erinnern, Kind, jemals etwas Derartiges gesagt zu haben.»
Sie warf
ihm durch die Wimpern einen mutwilligen Blick zu. Es war einer ihrer
reizendsten kleinen Tricks.
«Aber,
Monseigneur, Sie sagten doch erst vor einer Minute, daß Ihr Gedächtnis
keineswegs gut ist.»
Alle
brachen in helles Gelächter aus, selbst in Avons Augen spiegelte sich
Heiterkeit. Er griff nach seinem Fächer und erteilte Léonie einen leichten
Klaps auf die Fingerknöchel. Sie kicherte und wandte sich jubelnd an die
Tischrunde.
«Voyons, ich habe euch zum
Lachen gebracht!» sagte sie. «Und ich wollte euch lachen machen! Ich bin
ein Witzbold, enfin!»
Davenant,
auf dessen Zügen sich wachsendes Erstaunen malte, warf Avon einen Blick zu,
denn Avons Augen ruhten mit solch zärtlicher Belustigung auf seinem Mündel,
daß Davenant es kaum zu glauben vermochte, den Herzog vor sich zu sehen.
«O Gott,
was für ein Kind!» sagte Milady und betupfte sich die Augen. «Nie hätte ich
mich in deinem Alter so zu Justin zu sprechen getraut!»
«Ich
ebensowenig!» sagte Rupert. «Aber es gibt nichts, was sie sich nicht traut,
verdammt!» Er
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