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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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Schilde führt. Sehen Sie sich Fanny an! Bei
Gott, Avon ist der einzige von uns, der unbefangen ist!»
    La Douaye
fuhr in seinem Vortrag fort; weiterer Applaus und eine elegante Diskussion
schlossen sich an. Avon sprach dem Dichter seine Komplimente
aus und wandte sich dann in den anschließenden Salon, wo noch
immer einige bouts-rhymés spielten. Auf der Schwelle traf er Rupert.
Merivale sah ihn einen Augenblick stehenbleiben und etwas sagen. Rupert
nickte und schlenderte zu den beiden am Haupteingang herüber. Er beugte sich
über die Rückenlehne des Sofas und grinste aufgeräumt.
    «Ein
geheimnisvoller Teufel, was?» sagte er. «Ich wurde angewiesen, die andere Tür
zu bewachen. Ich platze vor Aufregung, verdammt noch mal! Tony, ich wette mit
dir fünfhundert Pfund, daß Justin diese letzte Runde gewinnt!»
    Merivale
schüttelte den Kopf.
    «Ich wette
nicht gegen eine Gewißheit, Rupert», erwiderte er. «Bevor ich hierherkam, war
ich von Zweifeln befallen, aber, meiner Treu, sein Anblick
genügt, diesen ein Ende zu setzen! Die schiere Kraft seiner Persönlichkeit,
vermöchte allein schon den Sieg davonzutragen. Sogar ich bin nervös. Saint-Vire
muß, im Vollbewußtsein seiner Schuld, noch tausendmal nervöser sein. Rupert,
hast du eine Ahnung, was er vorhat?»
    «Nicht
einen Schimmer!» antwortete Rupert munter. Er dämpfte seine Stimme. «Aber
etwas will ich dir trotzdem sagen. Das ist die letzte Soirée, an
der ich teilnehme. Hast du diesen Kerl seine Reime flöten gehört?» Er
schüttelte verweisend den Kopf. «Weißt du, so etwas sollte verboten sein.
Dieser im Wachstum zurückgebliebene Wurm!»
    «Du wirst
doch zugeben, daß er trotzdem so etwas wie ein Poet ist?» fragte Hugh lächelnd.
    «Hol der
Teufel die Poeten!» rief Rupert. «Er geht mit einer Rose in der Hand herum! Mit
einer Rose, Tony!» Er schnaubte verächtlich und sah zu
seinem Entsetzen, wie sich ein behäbiger Herr anschickte, einen Essay über die
Liebe zu verlesen. «Gott sei uns gnädig, wer ist diese alte Runkelrübe?» fragte
er respektlos.
    «Pst,
Junge!» flüsterte Lavoulère, der in der Nähe stand. «Das ist der große Monsieur
de Foquemalle!»
    M. de
Foquemalle begann mit rollender Stimme mächtige Perioden vorzutragen.
Rupert schlängelte sich mit komisch-bestürzter Miene die Wand entlang zum
kleineren Salon. Dort stieß er auf den Chevalier d'Anvau, der so tat, als
wollte er ihm den Durchgang verwehren.
    «Ei,
Rupert?» Die Schultern des Chevaliers erbebten vor unterdrücctem  Lachen.
«Wohin des Wegs, mon vieux?»
    «Laß mich
durch!» wisperte Rupert. «Hol mich der Teufel, das ist nicht zum Aushalten! Der
letzte schnüffelte in einem fort an einer Rose, und dieser alte Halunke hat
etwas Widerliches im Blick, das mir gar nicht gefallen will. Ich verdufte!» Er
zwinkerte auffällig Fanny zu, die mit zwei oder drei anderen Damen in der Mitte
des Raumes saß und M. de Foquemalle mit seelenvollem Blick ansah.
    Im anderen
Salon traf Rupert eine animierte Gruppe um den Kamin an. Condé trug, von
Gelächter und lustigem Beifall umrauscht, eine Stanze vor. Eine Dame winkte
Rupert zu sich.
    «Kommen
Sie, Milor', kommen Sie! Oh, bin ich jetzt an der Reihe?» Sie griff nach einem
Zettel und las ihre Zeilen herunter. «So! Nach Monsieur le Ducs Versen klingen
sie nicht sehr gut, fürchte ich. Verlassen Sie uns schon, Herzog?»
    Avon küßte
ihr die Hand.
    «Meine
Inspiration läßt mich im Stich, Madame. Ich muß mit Madame du Deffand
sprechen.»
    Rupert fand
neben einer lebhaften Brünetten Platz.
    «Beherzige
meinen Rat, Justin, und halte dich vom anderen Zimmer fern. Dort liest ein
häßlicher alter Halunke einen Essay über die Liebe oder ähnlichen Unsinn vor.»
    «De
Foquemalle, möchte ich wetten!» rief Condé und lugte über die Schwelle. «Werden
Sie es mit ihm aufnehmen, Herzog?»
    M. de
Foquemalle kam zum Ende seines Redeschwalls; Madame du Deffand eröffnete den
Schauer von Komplimenten, der auf ihn niederprasselte, und de Marchérand
leitete eine Diskussion über M. de Foquemalles Betrachtungen ein. Plötzlich
entstand eine Gesprächspause, und Lakaien erschienen mit Erfrischungen.
Gelehrte Auseinandersetzungen wichen müßigem Geplauder. Die Damen sprachen,
während sie Punsch und Ratafia nippten, von Toiletten und der neuesten
Haarmode; Rupert zog neben der Tür, die er bewachte einen Würfelbecher hervor
und begann mit einigen Intimi verstohlen zu spielen. Seine Gnaden schlenderte
zu Merivale

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