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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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Hände
vor die Ohren zu halten.
    «Wenn du
ihn dafür nicht mit seinem Blut büßen läßt, Justin, dann werde ich es tun!»
sagte er schließlich, hob die Perücke auf und setzte sie sich wieder auf den
Kopf.
    «Möge
dieser schwarze Schurke in der Hölle braten! Ist sie sein Bastard?»
    «Nein»,
sagte Avon. «Sie ist seine legitime Tochter. Ich habe um Hugh und Marling
geschickt. Es ist an der Zeit, daß ihr alle die Geschichte meines Kindes
erfahrt.»
    «Sie läßt
mich tausendmal grüßen, Gott segne sie!» sprach Rupert mit erstickter Stimme.
«Wo ist sie? Brechen wir gleich auf? Du brauchst nur ein Wort zu sagen, Justin,
und ich bin bereit!»
    «Daran
zweifle ich nicht, Junge, aber heute ziehen wir nicht los. Ich glaube zu
wissen, wohin sie sich gewandt hat; sie wird dort sicher sein. Bevor ich sie
zurückbringe, soll sie in den Augen der Welt rehabilitiert sein.»
    Rupert starrte
auf den Brief in seiner Hand.
    «'Ich kann
es nicht ertragen, Sie in einen Skandal verwickelt zu sehen'», las er.
«Verteufelt, dein Leben ist ein einziger Skandal gewesen! Und sie – Hol's der
Teufel, ich könnte heulen wie ein Weib, meiner Seel!» Er gab dem Herzog den
Brief zurück. «Sie hat ein Idol aus dir gemacht. Justin, und du bist, verdammt
noch mal, nicht wert, ihren Fuß zu küssen!» sagte er.
    Avon
blickte ihn an.
    «Ich weiß
es», sagte er. «Meine Rolle endet, sobald ich sie nach Paris zurückgebracht
habe. Es ist besser so.»
    «Du liebst
sie also.» Rupert nickte seiner Schwester zu.
    «Ich habe
sie schon seit langem geliebt. Und du, mein Sohn?»
    «Nein,
nein, ich freie nicht um sie, danke sehr! Sie ist ein Schatz, aber ich möchte
ihresgleichen nicht zur Frau haben. Du bist es, den sie haben möchte, und sie
wird dich auch bekommen, gib nur acht!»
    «Ich bin 'Monseigneur'»,
erwiderte Avon' mit einem verzerrten Lächeln. «Ein gewisser Glanz haftet mir
an, aber ich bin zu alt für sie.» Dann kamen die andern, von lebhaftester
Neugier getrieben.
    «Was ist
los, Justin?» fragte Hugh. «Ist jemand im Hause gestorben?»
    «Nein, mein
Lieber. Gestorben nicht.»
    Lady Fanny
sprang auf.
    «Justin –
sie – sie wird sich doch nicht umgebracht haben und – und das alles in ihrem
Brief nur geschrieben haben, damit du ihre Absicht nicht durchschaust? Erst
jetzt fällt mir das ein! Oh, Edward, Edward, ich bin ja so unglücklich!»
    «Sie?»
Marling legte seinen Arm um Fanny. «Meinst du – Léonie?»
    «Sie hat sich nicht
umgebracht, Fanny. Du vergißt, daß sie ihre Jungfer mithat», sagte Avon
beruhigend.
    Davenant
schüttelte seinen Arm.
    «So sprich
doch, Mensch, um Gottes willen! Was ist dem Kind zugestoßen?»
    «Sie hat
mich verlassen», sagte Avon und reichte ihm Léonies Brief. Merivale und Marling
blickten einmütig Hugh über die Schulter.
    «So wahr
mir Gott helfe!» fuhr Merivale auf und tastete während des Lesens nach
seinem Degengriff. «Welch ein Bösewicht! Nun, Justin, müssen Sie
ihm zu Leibe rücken, und ich folge Ihnen bis in den Tod!»
    «Aber ...» Marling
blickte stirnrunzelnd auf. «Ärmstes Kind – ist das wahr?»
    Hugh hatte
fertiggelesen und sagte heiser: «Kleiner
Léon! Bei Gott, es ist herzzerreißend!»
    Rupert
schuf in diesem kritischen Augenblick seinen Gefühlen freie Bahn, indem er
seine Schnupftabakdose an die gegenüberliegende Wand schleuderte.
    «Oh, wir
werden ihn schon miteinander zur Hölle senden, habt keine Angst!» brach er los.
«Dieser Halunke, dieser heimtückische Halunke! Schenk mir Burgunder ein, Fan!
Ich habe mich dermaßen erhitzt! – Ein Schwert ist zu schade für einen solchen
Schuft, verdammt!»
    «Viel zu
schade», stimmte ihm Seine Gnaden zu.
    «Ein
Schwert!» rief Merivale aus. «Das ist viel zu rasch. Sie oder ich, Justin,
könnten ihn in weniger als drei Minuten töten.»
    «Zu rasch
und zu plump. In jener Rache, die ich nehme, liegt mehr Poesie.»
    Hugh
blickte auf.
    «Erkläre
dich doch», bat er. «Wo ist das Kind? Wovon sprichst du? Du hast wohl einen Weg
gefunden, die Rechnung zu begleichen, aber wie fandest du ihn?»
    «Wie
sonderbar», sagte Seine Gnaden. «Ich hatte diesen alten Hader schon ganz
vergessen. Deine Erinnerung kommt mir äußerst gelegen.
    Die
Waagschale senkt sich schwer zuungunsten Monsieur de Saint-Vires.
Schenkt mir eine Minute Aufmerksamkeit, und ihr werdet Léonies Geschichte
erfahren.» In kurzen Worten und ganz ohne seine gewohnten
verbindlichen Floskeln erzählte er ihnen die Wahrheit. Wie vom Donner gerührt,
lauschten

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