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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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anwesend?»
    «Noch
nicht, glaube ich, aber ich hörte, daß sowohl er wie seine Frau kommen werden.
Justin wird ein großes Publikum haben.»
    Rasch
füllten sich die Räume. Merivale hörte einen Lakaien Condé ankündigen. Hinter
dem Prinzen erschienen die Saint-Vires, die Marchérands und der Herzog de la
Roque mit seiner Gattin. Ein junger Stutzer näherte sich Fanny und fragte nach
Mademoiselle de Bonnard. Bei der Nachricht, daß sie nicht anwesend sei, zog
sich sein Gesicht beträchtlich in die Länge, und kummervoll vertraute er Milady
an, er habe auf Léonies Augen ein Madrigal geschrieben, das er heute abend
vorzutragen im Sinne gehabt hätte. Milady bedauerte ihn, und als sie ihm den
Rücken kehrte, fand sie Condé neben sich stehen.
    «Madame!»
Er verbeugte sich. «Wo ist denn la petite?»
    Lady Fanny
entschuldigte neuerlich Léonies Fernbleiben, und Condé bat sie, ihr seine
herzlichsten Grüße zu bestellen. Er entfernte sich sodann, um sich an einem
Wettspiel von bouts-rhymés zu beteiligen, und das Gefiedel erstarb zu
einem Flüstern.
    Just in dem
Augenblick, da Madame du Deffand M. de la Douaye aufgefordert
hatte, seine letzten Gedichte vorzutragen, entstand eine leichte Bewegung an
der Tür, und Seine Gnaden der Herzog von Avon trat ein. Er trug den
golddurchwirkten Anzug, den er in Versailles getragen hatte; er erschimmerte im
sanften Licht der Kerzen. Ein großer Smaragd glitzerte bösartig in seinem
Spitzenhalstuch, ein anderer sprühte Funken von seinem Finger. An seiner Seite
hing ein leichter Galadegen; in der einen Hand trug er ein parfümiertes
Taschentuch sowie eine mit winzigen Smaragden besetzte Schnupftabakdose, vom
Gelenk der anderen baumelte ein Fächer aus bemalter Schwanenhaut mit goldenen
Stäbchen.
    Die Gäste,
die in der Nähe der Tür standen, traten zurück, um ihn passieren zu lassen, und
einen Augenblick lang stand er allein da, eine schlanke, hochmütige Gestalt,
die die Franzosen ringsumher zu Zwergen stempelte. Er schien in seinem Element,
ja sogar ein wenig herablassend zu sein. Er hob sein Lorgnon ans Auge und ließ
den Blick durch den Saal schweifen.
    «Bei Gott,
er ist ein prächtiger Teufel, das muß man ihm lassen!» sagte Rupert zu
Merivale. «Verdammt will ich sein, wenn ich ihn je königlicher sah!»
    «Welch ein
Anzug!» flüsterte Fanny ihrem Gatten ins Ohr. «Du kannst nicht leugnen, Edward,
daß er wirklich schön ist.»
    «Er weiß
aufzutreten», räumte Marling ein.
    Avon
durchquerte den Saal und beugte sich über die Hand der Gastgeberin.
    «Spät wie
immer!» schalt sie ihn aus. «Oh, und Sie tragen noch immer einen Fächer, wie
ich sehe! Poseur! Sie sind gerade rechtzeitig gekommen, um M. de la Douaye
seine Gedichte vortragen zu hören.»
    «Stets
werde ich vom Geschick begünstigt», sagte er, seinen Kopf leicht vor dem jungen
Dichter neigend. «Dürfen wir Monsieur bitten, uns seine Verse 'An die Blume in
ihrem Haar' zu Gehör zu bringen?»
    La Douaye
errötete vor Vergnügen und verbeugte sich.
    «Ich fühle
mich geehrt, daß man sich dieses armseligen Machwerks noch entsinnt», sagte er
und schritt zum Kamin, vor dem er, eine Rolle Papier in der Hand, Aufstellung
nahm.
    Seine
Gnaden schritt langsam zum Sofa der Herzogin de la Roque hinüber und setzte
sich neben sie. Sein Blick schweifte zu Merivale und von diesem zur Tür.
Unauffällig hakte sich Merivale in Davenants Arm und bewegte sich mit ihm auf
ein Sofa zu, das neben der Tür stand.
    «Avon macht
mich nervös», murmelte Davenant. «Dieses imposante Erscheinen, die auffallende Kleidung
und sein Auftreten, das einem einen Schauer über den Rücken jagt. Fühlen Sie's
nicht auch?»
    «Gewiß. Er
will heute abend die Szene beherrschen.» Merivale sprach ganz leise, denn La
Douaye rezitierte bereits mit gewandter Zunge die erste Zeile seines Poems. «Er
wies mich auf diesen Platz. Wenn Sie Ruperts Blick erhaschen können,
signalisieren Sie ihm, die andere Tür zu besetzen.» Er schlug die Beine
übereinander und wandte seine Aufmercsamkeit La Douaye zu.
    Ein
Beifallssturm dankte dem Dichter. Davenant renkte sich den Hals nach Saint-Vire
aus und entdeckte ihn schattenhaft bei einem Fenster. In einiger Entfernung von
ihm saß Madame de Saint-Vire; mehrmals blickte sie mit schreckgeweiteten Augen
zu ihm hinüber.
    «Wenn
Saint-Vire festgestellt hat, daß Léonie nicht hier ist, wird auch er diesen
eisigen Schauer im Rücken fühlen, dünkt mich», sagte Merivale.
«Ich wollte, ich wüßte, was Avon im

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