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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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sie ihm schweigend und vermochten noch eine Zeitlang, nachdem er
geendet hatte, keine Worte zu finden. Marling war der erste, der das Schweigen
brach.
    «Wenn das
wahr ist, dann ist dieser Mann der ärgste Schurke, der noch ungehängt
herumläuft!» sagte er. «Bist du deiner Sache sicher, Avon?»
    «Vollkommen,
mein Freund.»
    Rupert
ballte seine Faust und murmelte drohende Worte.
    «Großer
Gott, leben wir denn im finsteren Mittelalter?» rief Hugh. «Es ist schier
unglaublich!»
    «Aber der
Beweis!» warf Fanny ein. «Was kannst du tun, Justin?»
    «Ich kann alles auf die
letzte Runde setzen, Fanny. Und das werde ich tun. Und
ich glaube – ja, ich glaube es wahrhaftig –, daß ich gewinnen werde.» Er
lächelte ein unerfreuliches Lächeln. «Für den Augenblick ist mein Kind in
Sicherheit, und ich denke, ich kann ihrer habhaft werden, sobald ich es
wünsche.»
    «Was
beabsichtigst du zu tun?» schrie Rupert.
    «Ach ja,
Justin, erzähle es uns bitte!» beschwor ihn Milady. «Es ist so schrecklich,
nichts zu wissen und müßig dazusitzen!»
    «Ich weiß
es, Fanny, aber ich muß euch alle nochmals bitten, euch zu gedulden. Ich spiele
meine Spiele am besten allein. Aber eines kann ich euch versprechen: ihr werdet
bei seinem Tod zugegen sein.»
    «Doch
wann?» Rupert schenkte sich ein zweites Glas Burgunder ein.' «Du gehst mir zu
kompliziert vor, Justin. Ich möchte meine Hand mit im Spiele haben.»
    «Nein.»
Hugh schüttelte den Kopf. «Lasse Avon sein Spiel allein zu Ende führen. Wir
sind unser zu viele, um mitzuspielen, und ein Sprichwort sagt mit Recht: 'Viele
Köche verderben den Brei.' Ich bin für gewöhnlich nicht blutdürstig, doch ich
möchte nicht, daß Saint-Vires Brei verdorben werde.»
    «Ich möchte
ihn zerschmettert sehen», sagte Merivale. «Und das bald!»
    «Das werden
Sie, mein lieber Anthony. Doch bis auf weiteres wollen wir unser Verhalten
nicht ändern. Sollte jemand sich nach Léonie erkundigen, ist sie leidend.
Fanny, sagtest du nicht, daß Madame du Deffand morgen abend eine Soirée gibt?»
    «Ja, aber
ich kann es nicht über mich bringen, hinzugehen», seufzte Milady. «Sie soll so
glänzend werden, und wie hatte ich gewünscht, daß Léonie daran teilnehme!»
    «Du wirst
trotzdem hingehen, meine Liebe, und zwar mit uns allen. Beruhige dich, Rupert.
Du hast deine Rolle gespielt, und gut gespielt – in Le Havre. Nun komme ich an
die Reihe. Fanny, du bist zu Tode erschöpft. Geh nun zu Bett; jetzt kannst
du noch nichts tun.»
    «Ich muß zu
de Châtelet zurück», sagte Merivale. Er packte Avons Rechte. «Handeln Sie Ihrem
Namen gemäß, Satanas, wenn Sie's je taten! Wir stehen alle auf Ihrer Seite.»
    «Sogar
ich», sagte Marling mit einem Lächeln. «Sei so satanisch, als es dir beliebt,
denn Saint-Vire ist der gemeinste Bösewicht, den zu kennen ich je das
Mißgeschick hatte.»
    Als Rupert
dies vernahm, verschluckte er sich beim Leeren seines dritten Glases
Burgunder.
    «Verdammt,
ich koche vor Wut, wenn ich nur an ihn denke!» fluchte er. «Léonie hat ihn
einen Schweinekerl genannt, aber er ist, bei Gott, etwas viel Schlimmeres! Er
ist ...»
    Fanny
entfloh daraufhin unverzüglich.

30
    SEINE
GNADEN NIMMT DEM GRAFEN DIE TRÜMPFE AUS DER HAND
    Die
Marlings trafen frühzeitig in Madame du Deffands Haus ein, knapp gefolgt von Merivale und Hugh Davenant. Madame du Deffand wollte wissen, wo
Léonie geblieben sei, und erfuhr, daß sie mit einer leichten Indisposition das
Haus hüten müsse. Rupert traf in Gesellschaft d'Anvaus und Lavoulères ein und
wurde von einigen, einschließlich Madame du Deffands, wegen seiner Anwesenheit
bei einer derartigen Veranstaltung gehänselt.
    «Zweifellos
sind Sie gekommen, uns ein Madrigal oder ein Rondeau vorzulesen», zog ihn
Madame auf. «Faites voir, Milor', faires voir!»
    «Ich? Nein,
bei Gott!» sagte Rupert. «Hab noch nie in meinem Leben einen einzigen Vers
geschrieben! Ich bin gekommen, um zuzuhören, Madame.»
    «Sie werden
sich langweilen, Ärmster!» lachte sie ihn aus. «Haben Sie Nachsicht mit uns!»
Sie bewegte sich auf eine Gruppe eben Angekommener zu.
    Von den
schmelzenden Klängen der Geigen übertönt, fragte Merivale Davenant: «Wo ist
Avon?»
    Hugh zuckte
die Achseln.
    «Habe ihn
den ganzen Tag lang kaum zu Gesicht bekommen. Unmittelbar nach dieser
Gesellschaft bricht er nach Anjou auf.»
    «Dann
beabsichtigt er heute abend zuzuschlagen.» Merivale sah sich um. «Vor einem
Augenblick sah ich Armand de Saint-Vire. Ist der Graf

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