Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
Vom Netzwerk:
möglich – Oh, Monseigneur, Monseigneur, warum sind Sie gekommen?»
    «Dich
zurückzuholen, mein Kind. Was sonst?»
    Sie
schüttelte den Kopf.
    «Nie und
nimmermehr! Ich k-kann's nicht! Ich weiß so gut, was ...»
    «Setze
dich, Kind. Ich muß dir so vieles erzählen. Weine nicht, ma mie.» Er hob
ihre Hand an seine Lippen, und seine Stimme war sehr zärtlich. «Es gibt nun
nicht den geringsten Anlaß mehr, traurig zu sein, mignonne, ich schwöre
es.» Er drängte sie sanft, auf dem Sofa Platz zu nehmen, und setzte sich, noch
immer ihre Hand haltend, neben sie. «Kind, du bist nicht unehelicher und nicht
einmal bäuerlicher Geburt. Du bist, wie ich es von Anfang an wußte, Léonie de
Saint-Vire, Tochter des Grafen und seiner Gattin Marie de Lespinasse.»
    Léonie
blinzelte ihn an.
    «Mon-monseigneur?»
rang sie nach Atem.
    «Ja, mein Kind,
es ist wahr», sagte Seine Gnaden und erzählte ihr in kurzen Worten ihre
Geschichte. Sie starrte ihn mit aufgerissenen Augen und geöffneten Lippen an
und konnte, nachdem er geendet, lange Zeit keine Worte finden.
    «Dann –
dann bin ich – eine Adelige!» sagte sie endlich. «Ich – Oh, ist's wahr,
Monseigneur? Ist's wirklich wahr?»
    «Sonst
hätte ich es dir nicht gesagt, mignonne.»
    Glühend vor
Erregung sprang sie auf.
    «Ich bin
edler Geburt! Ich bin – ich bin Mademoiselle de Saint-Vire! Ich kann – ich kann
nach Paris zurück! Monseigneur, ich glaube, jetzt muß ich wieder weinen!»
    «Tu
dies bitte nicht, ma fille. Spare dir deine Tränen für meine nächste
Nachricht.»
    Sie hielt
in ihrem Wirbel durch das Zimmer inne und blickte ihn ängstlich
an.
    «Ich muß
dich informieren, Kind, daß dein Vater tot ist.»
    Die Farbe
kehrte wieder in ihre Wangen zurück.
    «Vraiment?» sagte sie begierig.
«Haben Sie ihn getötet, Monseigneur?»
    «Tut mir
recht leid, Kind, aber eigentlich habe nicht ich ihn getötet.
    Ich
veranlaßte ihn, sich selbst zu töten.»
    Sie kam zum
Sofa zurück und setzte sich wieder.
    «Erzählen
Sie doch!» bat sie. «Erzählen Sie mir doch bitte rasch, Monseigneur!
Wann tötete er sich?»
    «Dienstag,
mein Kind, bei Madame du Deffands Soirée.»
    «Tiens!» sagte sie
unerschüttert. «Wieso, enfln?»
    «Ich fand,
daß er schon zu lang auf dieser Erde weilte», erwiderte Avon.
    «Sie
wollten es! Ich weiß, daß Sie es wollten!» rief sie frohlockend.
    «Sie
wollten, daß er in dieser Nacht sterbe!»
    «Ja, Kind,
ich wollte es.»
    «War Rupert
dabei? Und Lady Fanny? Wie sehr muß sich Rupert gefreut
haben!»
    «Mit Maßen,
Kind. Er gab keine Zeichen jener ruchlosen Verzückung von sich,
wie du sie zu empfinden scheinst.»
    Sie stahl
ihre Hand in seine und lächelte ihn vertrauensvoll an.
    «Monseigneur,
er war ein Schweinekerl. Doch nun berichten Sie mir, wie es
geschah. Wer war dabei?»
    «Wir alle,
Kleine, sogar M. Marling und Milor' Merivale. Von den anderen
Condé, die de la Roques, die d'Aiguillons, die Saint-Vires einschließlich
Armands, Lavoulère, d'Anvau – mit einem Wort, Kind, die gesamte
große Welt.»
    «Wußten
Lady Fanny und die anderen, daß Sie den Schweinekerl töten würden,
Monseigneur?»
    «Kind,
verbreite bitte nicht in aller Welt, daß ich ihn tötete.»
    «Nein,
Monseigneur. Aber wußten sie's?»
    «Sie
wußten, daß ich an diesem Abend zuschlagen wollte. Alle waren sehr
blutdürstig.»
    «Vraiment? Selbst M. Marling?»
    «Selbst
Marling», nickte Avon. «Siehst du, ma fille, alle lieben sie dich.»
    Sie
errötete. «Oh ...! Was hatten Sie an, Monseigneur?»
    «Diese
Frauen», murmelte Seine Gnaden. «Ich kam in Gold, Kind, und trug
dazu Smaragde.»
    «Weiß
schon. Welch prächtiger Aufzug! Fahren Sie bitte fort, Monseigneur.»
    «Rupert und
Hugh standen an den Türen», sagte Seine Gnaden, «und Merivale verwickelte
Saint-Vire in ein freundschaftliches Gespräch. Lady Fanny hatte deine Mutter
beschlagnahmt. Ich erzählte deine Geschichte, Kind. Das ist alles.»
    «Voyons!» rief sie aus. «Das
ist noch nichts! Was geschah, nachdem Sie sie erzählt hatten?»
    «Deine
Mutter brach zusammen. Siehst du, mein Kind, ich machte sie glauben, daß du
dich ertränkt hättest. Da schrie sie die Wahrheit heraus, und als sich
Saint-Vire derart verraten sah, erschoß er sich.»
    «Das muß
riesig aufregend gewesen sein», bemerkte sie. «Ich wollte, ich wäre
dabeigewesen. Madame de Saint-Vire tut mir ja ein wenig leid, aber ich freue
mich, daß der Schweinekerl tot ist. Was wird der Vicomte tun? Für ihn ist das
Ganze sehr traurig,

Weitere Kostenlose Bücher