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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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nicht nach Hause?»
    Marling
schüttelte den Kopf.
    «Er
verschwand», sagte er. «Wir wußten zwar, daß er sich nach der Soirée auf die
Suche nach Léonie machen würde, aber er nannte uns kein genaues Ziel. Sein
Kammerdiener begleitet ihn, und er hat die leichte Chaise genommen. Mehr wissen
wir nicht.»
    Armand ließ
sich kraftlos nieder.
    «Aber –
aber ist er denn in seiner Ballkleidung aufgebrochen?» fragte er. «Er muß doch
bestimmt zuerst hierhergekommen sein, um etwas anzuziehen, das mehr convenable war!»
    «Er tat es
nicht», erklärte Fanny nachdrücklich. «Dieser goldene Anzug befindet sich
nicht in seinem Zimmer. Wir haben nachgesehen.»
    «Fi
donc!» rief Armand.
«Reist er denn so durch ganz Frankreich?»
    «Das kann
ich mir kaum vorstellen.» Davenant war belustigt. «Er wird irgendwo haltgemacht
haben, um zu übernachten, und wie ich Justin nur zu gut kenne, ist er nicht
ohne Gepäck unterwegs.»
    Armand sah
sich hilflos um.
    «Und
niemandem von Ihnen hat er sich anvertraut!» sagte er. «Der Fall wird ernst.
Dreimal bin ich hergekommen ...»
    «Viermal»,
sagte Milady müde.
    «Wirklich,
Madame? Viermal also bin ich hergekommen, um zu sehen, ob Sie Nachricht von
ihm und meiner Nichte haben! Was kann Ihrer Meinung nach geschehen sein?»
    Davenant
blickte ihn an.
    «Wir
versuchen nicht darüber nachzudenken, Armand. Glauben Sie mir, unsere Besorgnis
ist ebenso groß wie Ihre. Wir wissen nicht, ob Léonie lebt oder tot ist.»
    Lady Fanny
schneuzte und räusperte sich.
    «Und wir können
nichts tun!» sagte sie. «Wir können nur müßig dasitzen und warten!»
    Marling
tätschelte ihr die Hand.
    «Du
zumindest bist keineswegs müßig gewesen, meine Liebe.»
    «Nein, in
der Tat!» Armand wandte sich ihr zu. «Madame, Ihre Güte gegenüber meiner
unglücklichen Schwägerin überwältigt mich! Ich finde einfach keine Worte! Daß
Sie sie hierhergebracht und bei sich aufgenommen haben – Madame, dafür kann
ich Ihnen niemals dankbar genug ...»
    «Larifari!»
sagte Fanny, sich wieder belebend. «Was hätte ich anderes tun können? Sie ist
nicht in der Verfassung, allein zu leben, versichere ich Ihnen. Eine Zeitlang
fürchtete ich, sie würde an ihren Nervenkrisen zugrunde gehen, die arme Seele!
Sie hat mit einem Priester gesprochen, und seit sie ein schriftliches
Geständnis niedergelegt hat, glaube ich, fühlt sie sich erleichtert. Wenn uns
nur Justin Nachricht sendete! Nächtelang finde ich keinen Schlaf vor Sorgen,
was meinem armen, armen Kind zugestoßen sein mag!»
    Davenant
schürte das Feuer im Kamin.
    «Wahrhaftig»,
sagte er, «keiner von uns kann Ruhe finden, bevor wir sie nicht in Sicherheit
wissen.» Er lächelte verzerrt. «Das Haus ist wie ein Grab, seit sie es
verließ.»
    Niemand
antwortete ihm. Mitten in das unbehagliche Schweigen platzte Rupert hinein.
    «Hei,
wieder einmal dem Trübsinn verfallen?» sagte er in seiner erfrischenden Weise.
«Was, Armand ist schon wieder hier? Es wäre am besten, du nähmest gleich bei
uns Quartier, das wäre praktischer!»
    «Ich weiß
nicht, woher du den Mut nimmst, noch zu lachen, Rupert!» sagte Milady.
    «Warum
nicht?» gab Rupert roh zurück und trat zum Feuer. «Justin sagte uns, er wisse,
wohin sich Léonie gewandt hat, und es geht mir nicht ein, warum er ausgerechnet
jetzt Pech haben sollte, Fan, hol mich der Teufel! Ich wette fünfhundert Pfund,
daß er sie noch vor Ende dieser Woche gesund und heil zurückbringt.»
    «Wenn er
sie findet», sagte Marling ruhig. «Es ist bereits mehr als eine Woche
verstrichen, Rupert.»
    «Stimmt,
Edward», gab Milord zurück. «Aber nimm doch die Dinge von der bessern Seite!
Ich laß mich hängen, wenn ich je einem so trübseligen Burschen begegnet bin!
Wir wissen doch nicht, wie weit Justin reisen mußte.»
    «Aber er
hat uns keine Nachricht gesendet, Rupert!» sagte Fanny angsterfüllt. «Dieses
Schweigen erschreckt mich!»
    Rupert
betrachtete sie leicht erstaunt.
    «Gott im
Himmel, hast du je erlebt, daß Justin davon Nachricht gab, was er im Schilde
führte?» fragte er. «Er spielt wieder einmal sein eigenes Spiel, paßt nur auf!
Er gehört nicht zu denen, die andere in ihre Angelegenheiten einweihen, und er
braucht keinerlei Hilfe.» Er kicherte. «Das haben wir am letzten Dienstag
gesehen, meiner Seel! Er liebt es' eben, uns im dunkeln tappen zu lassen, da
kann man nichts dagegen unternehmen.»
    Ein Lakai
kündete Lord Merivale an. Anthony trat ein.
    «Keine
Nachrichten?» fragte er, sich über

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