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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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glaube ich.»
    «Ich meine,
er wird es nicht bedauern», erwiderte Avon. «Dein Onkel wird zweifellos
Anstalten zu seiner Versorgung treffen.»
    Ihre Augen
funkelten.
    «Voyons, nun habe ich,
scheint's, eine Familie! Wie viele Onkel besitze ich, Monseigneur?»
    «Ganz
sicher weiß ich es nicht, Kind. Väterlicherseits besitzest du einen Onkel und
eine Tante, die verheiratet ist. Mütterlicherseits hast du meines Erachtens
mehrere Onkel und wahrscheinlich viele Tanten, Vettern und Cousinen.»
    Sie
schüttelte den Kopf.
    «Es fällt
mir schrecklich schwer, das alles aufzufassen, Monseigneur. Und Sie wußten es?
Wieso wußten Sie's? Warum sagten Sie es mir nicht?»
    Seine
Gnaden versenkte sich in die Betrachtung seiner Schnupftabacdose.
    «Mein Kind,
als ich dich dem ehrenwerten Jean abkaufte, tat ich es, weil mich deine
Ähnlichkeit mit Saint-Vire frappierte.» Er machte eine Pause. «Ich gedachte
dich als Waffe zu verwenden, um – äh – ihn für etwas zu bestrafen, das er mir
einst angetan hatte.»
    «Und
deswegen – deswegen machten Sie mich zu Ihrem Mündel und schenkten mir so
viele, viele Dinge?» fragte sie mit ersterbender Stimme. Er erhob sich, schritt
zum Fenster und starrte hinaus.
    «Nicht
ganz», sagte er und vergaß völlig zu näseln.
    Sie sah ihn
versonnen an.
    «War es
auch ein ganz klein wenig deswegen, weil Sie mich lieb hatten, Monseigneur?»
    «Später.
Als ich dich kennenlernte, Kind.»
    Sie zerrte
an ihrem Taschentuch.
    «Werde ich
– werden Sie mich weiterhin Ihr Mündel sein lassen?» Er schwieg einen
Augenblick.
    «Meine
Liebe, du hast nun eine Mutter und einen Onkel, die für dich sorgen werden.»
    «ja?»
    Seiner
Gnaden Profil war streng und verschlossen.
    «Sie werden
sehr gut zu dir sein, ma fille», sagte er monoton. «Da du sie nun hast –
kannst du nicht länger mein Mündel sein.»
    «M-muß ich
sie denn haben?» fragte sie, und ein herzzerreißender Ton klang in ihrer Stimme
mit.
    Seine
Gnaden lächelte diesmal nicht.
    «Ich
fürchte, ja, Kind. Siehst du, sie wollen dich haben.»
    «So?» Auch
sie erhob sich, das Funkeln war aus ihren Augen gewichen. «Sie kennen mich
nicht, Monseigneur.»
    «Sie sind
deine Familie, Kind.»
    «Ich will
sie nicht haben.»
    Da wandte
er sich um, schritt auf sie zu und ergriff ihre Hände.
    «Meine
Liebe», sagte er, «es wird das beste für dich sein, zu ihnen zu gehen, glaube
mir. Eines Tages wirst du wohl einem jüngeren Mann als mir begegnen, der dich
glücklich machen wird.»
    Zwei große
Tränen kamen zum Vorschein. Kläglich blickten Léonies Augen in die des Herzogs.
    «Monseigneur
– bitte – sprechen Sie mir nicht vom Heiraten!» flüsterte sie.
    «Kind ...»
Seine Hand schloß sich noch fester um die ihre.. «Ich will, daß du mich
vergißt. Ich bin nicht der passende Mann für dich. Denke lieber nicht an mich.»
    «Monseigneur,
ich dachte nie daran, daß Sie mich heiraten würden», sagte sie schlicht. «Aber
wenn – wenn Sie mich wollten – dachte ich, daß Sie mich vielleicht – zu sich
nähmen – bis Sie meiner müde würden.»
    Es trat ein
kurzes Schweigen ein. Dann sprach Seine Gnaden, und seine Stimme war so rauh,
daß Léonie zurückfuhr.
    «Du sollst
nicht so sprechen, Léonie. Hast du verstanden?»
    «Tut – tut
mir leid!» stammelte sie. «Ich – ich wollte Sie nicht erzürnen, Monseigneur.»
    «Ich bin
nicht zornig», erwiderte er. «Selbst wenn es möglich wäre, Léonie, würde ich
dich nicht zu meiner Geliebten machen. So denke ich nicht von dir.»
    «Lieben Sie
mich denn nicht?» fragte sie wie ein Kind.
    «Zu sehr,
um dich zu heiraten», sagte er, ihre Hände freigebend. «Es ist nicht möglich.»
    Sie blieb
ganz still und sah mit einem leisen wissenden Lächeln auf die Male hinab, die
seine Finger auf ihren Handgelenken hinterlassen hatten.
    «Sie werden
mich zu dieser Mutter und diesem Onkel bringen, die ich nicht kenne?»
    «Ja»,
erwiderte er kurz angebunden.
    «Monseigneur,
dann möchte ich lieber hier bleiben», sagte sie. «Da Sie mich nicht wollen,
kehre ich nicht zurück. C'est fini, tout cela.»
    Schluchzen
übermannte sie. «Sie haben mich gekauft, Monseigneur, und ich gehöre Ihnen bis
zu meinem Tod. Ich sagte es Ihnen bereits – einstmals. Erinnern Sie sich
nicht?»
    «Ich
erinnere mich jedes Wortes, das du zu mir sprachst.»
    «Monseigneur,
ich – ich will Ihnen nicht zur Last fallen. Sie sind es müde, ein – ein Mündel
zu haben, und – ich wollte Sie lieber verlassen als bleiben und Ihnen

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