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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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Fannys Hand beugend. «Leider nein!»
    Rupert
machte Milord auf dem Sofa Platz.
    «Fanny
bläst deswegen Trübsal», sagte er. «Ich sage ihr gerade, sie soll mehr
Vertrauen in Justin setzen.» Er hob bedeutsam seinen Finger. «Er hat bisher
jeden Stich im ganzen Spiel gewonnen, Fan, und er wäre nicht Justin, wenn ihm
nicht auch der letzte Stich gelänge.»
    «Meiner
Treu, ich glaube, Rupert hat recht», bekräftigte Merivale. «Ich bin nahe daran,
Avon für allmächtig zu halten.»
    Marling
sagte gewichtig: «Er ist ein
sehr gefährlicher Mensch. Es wird lange dauern, bis ich die Ereignisse jenes
Abends vergessen kann.»
    Rupert war
angewidert.
    «Du bist
ein Spielverderber, Edward», sagte er.
    Fanny
erschauerte.
    «Oh,
Edward, sprich bitte nicht davon! Es war entsetzlich, entsetzlich!»
    «Ich möchte
dem Toten nichts Schlechtes nachsagen», meinte Davenant, «aber – es war ein
gerechtes Gericht.»
    «Ja, und er
hat es glänzend gehalten, bei Gott!» rief Rupert. «Ich sehe ihn jetzt noch vor
mir, wie er dort stand – verdammt noch mal, wie ein Henker! Aber er war
teuflisch, oh, wie teuflisch er war! Er faszinierte mich, auf mein Wort!»
    Die Tür
öffnete sich.
    «Madame
est servie», meldete
ein Lakai.
    Fanny stand
auf.
    «Essen Sie
mit uns, Graf? Und Sie, Anthony?»
    «Ich
mißbrauche Ihre Gastfreundschaft!» zögerte Armand.
    «Hol dich
der Teufel, Mensch!» sagte Rupert. «Avons Gastfreundschaft ist's, die du
mißbrauchst, und unsere Geduld.»
    Fanny
lachte.
    «So ein
rüder Junge! Graf, wollen Sie mir den Arm reichen? Unter so vielen Männern
fühle ich mich regelrecht eingeschüchtert!»
    «Und was
ist mit Madame?» fragte Marling, als sie an ihm vorbei schritt.
    «Sie hat
ein Tablett in ihr Zimmer bekommen», erwiderte Fanny. «Ich kann sie noch nicht
dazu bringen, sich unserem Kreis anzuschließen, und ich glaube auch wirklich,
daß sie sich allein wohler fühlt.»
    Sie begaben
sich in den Speisesaal und gruppierten sich um die lange Tafel, Fanny und
Marling an den beiden Enden einander gegenüber.
    «Ihr müßt
wissen, ich wage mich derzeit kaum außer Haus», bemercte Rupert, als er seine
Serviette entfaltete. «Wohin immer ich gehe, fallen die Leute über mich her,
um Neues zu erfahren.»
    «Ja, und
niemand scheint es glauben zu wollen, daß wir nicht mehr als die anderen
wissen», sagte Davenant.
    «Und diese
Leute, die ins Haus strömen, um zu fragen, ob Léonie in Sicherheit ist!» rief
Milady. «Am heutigen Tag habe ich sowohl Condé wie de Richelieu und die de la
Roques empfangen! Das Kind wird mit offenen Armen bewillkommt werden, wenn – wenn es zurückkommt.»
    «Der Teufel
hole deine 'Wenn', Fan!» sagte Rupert. «Tony, willst du Bordeaux?»
    «Ich habe
aufgehört, die Briefe zu beantworten», sagte Fanny. «Es ist ja sehr freundlich
von den Leuten, aber es ist wirklich aussichtslos, alle Anfragen erwidern zu wollen.»
    «Freundlich?»
schnaubte Rupert. «Verdammt neugierig, sage ich!»
    «Armand, was geschieht mit de
Valmé – will sagen Bonnard?» Armand legte seine Gabel nieder.
    «Ihr werdet
mir nicht glauben – aber der Junge ist richtig froh!» sagte er. «Er verstand
nicht das mindeste davon, was bei Madame du Deffands Soirée gespielt wurde,
doch als ich ihm das Ganze erklärte – was glaubt ihr, was er da sagte?»
    «Wie sollen
wir das wissen!» rief Rupert. «Wir haben genug Rätsel gehabt, auch ohne daß du
uns ein neues zu lösen gibst, hol mich der Teufel!»
    «Rupert!»
verwies ihn Milady stirnrunzelnd. «Du ungezogener Junge!»
    «Er sagte»,
fuhr Armand fort: «'Endlich, endlich kann ich meinen Hof bekommen!'» Er sah
sich eindringlich im Kreise um. «Habt ihr schon je so etwas gehört?»
    «Nein, noch
nie», sagte Davenant ernst. «Also ...?»
    «Also werde
ich ihm natürlich einen Bauernhof kaufen und ihm eine Summe Geldes aussetzen.
Ich vermutete, daß er vielleicht in Paris zu bleiben wünsche, und versicherte
ihn meines Schutzes – aber nein! Er haßt das Stadtleben, ich bitte euch!»
    «Verrückt!»
sagte Rupert voll Überzeugung.
    Merivale
sprang auf.
    «Hört!»
rief er scharf.
    Draußen in
der Halle vernahm man eine Bewegung, wie wenn jemand eingetroffen wäre. Die im
Speisesaal Versammelten sprangen auf und blickten einander leicht verlegen an.
    «Ein – ein
Besuch», sagte Fanny. «Sicher ist es nur ...»
    Die Tür
wurde aufgerissen, und Seine Gnaden der Herzog stand, gestiefelt und gespornt
und im Reisemantel, auf der Schwelle. Neben ihm, seine Hand

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