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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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zutage.
    «Ich trage
so ungern Bänder im Haar», klagte sie. «Ich möchte viel lieber ...»
    «Das hat
überhaupt nichts zu sagen», erwiderte Fanny streng. «Ich bin entschlossen, dich
so gut als möglich aussehen zu lassen. Schüttle deinen Unterrock aus und nimm
deinen Fächer zur Hand. Und wenn du dich nochmals unterstehst, in völlig
unmädchenhafter Manier vorwärts zustürmen, werde ich mich derart kränken, daß
...»
    «Lassen Sie
mich jetzt gehen! Bitte, ich bin doch fertig!»
    «Dann folge
mir, Kind!» Fanny rauschte hinaus und die Treppe hinab. «Merke dir! Einen
geziemenden Knicks, meine Liebe, und dann die Hand zum Kusse gereicht.» Während
dieser Worte öffnete sie die Tür in den Salon.
    «Pah!»
sagte Léonie.
    Seine
Gnaden stand beim Fenster und blickte hinaus.
    «Meine
Schwester hat dich also noch immer nicht davon abbringen können, 'Pah' zu
sagen?» sagte er, sich umwendend. Einen Augenblick lang sprach er kein Wort,
war nur in den Anblick seines Mündels versunken. «Kind, das ist
ausgezeichnet», sagte er schließlich langsam.
    Léonie
versank in einem Knicks, während sie ununterbrochen redete.
    «Ich muß
dies tun, weil Madame es so befahl und Sie mir auftrugen, Monseigneur, alles zu
tun, was sie mich hieße, aber ich würde mich viel lieber vor Ihnen verneigen!»
Sie tauchte graziös wieder empor und tänzelte vorwärts. «Monseigneur,
Monseigneur, ich dachte schon, Sie würden nie
wiederkommen! Ich bin ja so froh, Sie zu sehen!» Sie führte seine Hand an ihre
Lippen. «Ich bin brav und geduldig gewesen, werden Sie mich jetzt zu sich
nehmen, bitte?»
    «Léonie!»
    «Aber,
Madame, ich möchte doch so schrecklich gerne, daß er mich zu sich nimmt.»
    Avon hob
sein Lorgnon ans Auge.
    «Steh
einmal still, Kind. Fanny, ich küsse deine Hände und Füße. Ich bin geradezu
betroffen von dem Wunder, das du vollbracht hast.»
    «Monseigneur,
finden Sie mich jetzt nett?» fragte Léonie, sich auf die Zehenspitzen stellend.
    «Das ist ein
unzutreffendes Wort, Kind. Du bist nicht mehr Léon.» Sie schüttelte seufzend
den Kopf.
    «Ich
wollte, ich wäre noch immer Léon! Monseigneur, können Sie's erfassen, was das
heißt, in Unterröcken zu stecken?»
    Fanny fuhr
auf, ihr Gesicht zu einer Grimasse des Abscheus verziehend.
    «Natürlich
erfasse ich's nicht, mein schönes Mündel», entgegnete Justin ernst. «Ich kann
mir nur vorstellen, daß nach der Freiheit, die dir deine Hose gab, Unterröcke
ein bißchen beengend sind.»
    Léonie
wandte sich triumphierend an Fanny.
    «Madame, er
hat es ausgesprochen, Sie haben's gehört! Er hat Hose gesagt!»
    «Léonie –
Justin, ich dulde nicht, daß du sie weiterhin – ihrer Hose – nachtrauern läßt,
wie sie es in einem fort tut! Und ich beschwöre dich, Léonie, sage nicht 'Pah'!»
    «Hat sie
dir sehr viele Nüsse zu knacken gegeben, meine Liebe? Ich glaube dich gewarnt
zu haben, daß sie ein Spitzbub ist.»
    Fanny
lenkte ein.
    «Das wohl,
doch wir lieben sie von Herzen! Ich wünschte, du ließest sie noch länger bei
uns.»
    Léonie
packte Avon fest am Ärmel.
    «Das werden
Sie nicht tun, nicht wahr, Monseigneur?»
    Er befreite
sich von ihr.
    «Mein Kind,
du mußt dich bestreben, höflicher zu sein. Man könnte geradezu annehmen, daß du
dich bei Lady Fanny unglücklich gefühlt hast.»
    «Ja,
Monseigneur, sehr unglücklich. Nicht deshalb, weil sie nicht nett zu mir ist,
denn sie ist sehr nett zu mir gewesen, aber ich gehöre Ihnen.» Justin blickte
über ihren Kopf hinweg seine Schwester spöttisch an. «Das zerreißt dir wohl das
Herz, meine Liebe? Ich glaube, du hast recht,
Léonie. Ich bin dich holen gekommen.»
    Ein
strahlendes Lächeln verklärte ihre Züge.
    «Voyons, jetzt bin ich
glücklich! Wohin bringen Sie mich, Monseigneur?»
    «Auf das
Land, Kind. Ach, unser würdiger Edward! Ergebenster Diener,
Edward.»
    Marling war
gemessenen Schrittes eingetreten. Steif erwiderte er Avons
Verbeugung.
    «Wenn es
dir paßt, möchte ich ein Wort mit dir reden, Alastair», sagte er.
    «Paßt es
mir?» forschte Seine Gnaden. «Du willst ohne Frage bezüglich meines
Mündels mit mir sprechen?»
    Edward blickte
verärgert drein.
    «Unter vier
Augen, Sir.»
    «Dies ist
ganz unnotwendig, lieber Edward, versichere ich dir.» Achtlos strich
er Léonie über die Wange. «Mr. Marling hat dich zweifellos darauf
aufmerksam gemacht, daß ich für junge und – äh – unschuldige Leute kein
geeigneter Gefährte bin, Kind?»
    «N-nein.»
Léonie neigte das Haupt.

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