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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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«Darüber weiß ich schon Bescheid,
sehen Sie. Ich bin bestimmt nicht unschuldig, oder finden Sie vielleicht?»
    «Genug
damit, Léonie!» warf sich Fanny hastig dazwischen. «Du wirst doch
eine Tasse Tee mit mir trinken, Justin? Léonie wird sich bereitmachen,
dich morgen zu begleiten. Léonie, meine Beste, ich habe mein Taschentuch
in deinem Zimmer vergessen. Sei so lieb, es zu holen. Und auch Edward
möge sich entfernen. Ja,. Edward, geh bitte!» Nachdem sie die beiden
derart hinausgejagt hatte, wandte sie sich wieder ihrem Bruder zu.
«Nun, Justin, ich habe nach deinen Wünschen gehandelt.»
    «In
bewundernswerter Weise, meine Liebe.»
    Sie
zwinkerte ihm zu.
    «Unter
nicht geringem Kostenaufwand, Justin.»
    «Das spielt
keine Rolle, Fanny.»
    Sie
musterte ihn unentschlossen.
    «Was
geschieht nun, Justin?»
    «Nun bringe
ich sie nach Avon.»
    «Mit
Cousine Field?»
    «Zweifelst
du daran?» gab er mit einer Verbeugung zurück.
    «Leicht.»
Sie schürzte die Lippen. «Justin, was beabsichtigst du eigentlich? Ich
weiß, du hast irgendeinen Plan. Aber ich glaube, du hast nichts Böses mit
Léonie vor.»
    «Es
empfiehlt sich stets, das Schlechteste von mir zu denken, Fanny.»
    «Ich muß
gestehen, daß mir dein Verhalten unerklärlich ist, Justin.
    Und das ist
höchst beunruhigend.»
    «Das muß
wohl sein», stimmte er ihr bei.
    Sie rückte
ihm schmeichelnd näher.
    «Justin,
ich wünschte, du würdest mir erzählen, was du im Sinne hast.»
    Er nahm
eine Prise Schnupftabak und ließ dann die Dose zuschnappen.
    «Du mußt
lernen, deine Neugier zu bezähmen, Fanny. Es möge dir genügen, daß ich dem Kind
gegenüber wie ein Großvater fühle. Es muß dir genügen.»
    «Das ist ja
teilweise der Fall, aber ich möchte so gerne wissen, was für einen Plan du im
Sinne hast!»
    «Das glaube
ich dir gerne, Fanny», sagte er mitfühlend.
    «Du bist
ein abscheulicher Mensch», schmollte sie. Plötzlich begann sie zu lächeln.
«Justin, welch neue Grille ist in dich gefahren? Léonie spricht von dir als
einem strengen Schulmeister. Dieses ewige 'Monseigneur würde es nicht wollen,
daß ich dies tue', oder 'Glauben Sie, daß Monseigneur damit einverstanden wäre?'
Es sieht dir so gar nicht ähnlich, mein Lieber.»
    «Wüßte ich
nicht so viel von der Denkweise der Welt, würde ich zweifellos ein weniger
strenger Lehrmeister sein», entgegnete er. «Aber wie die Dinge liegen, Fanny ...»
Er zuckte die Achseln und zog den Fächer aus einer seiner großen Taschen.
    Léonie
kehrte, ihren Rock leicht schürzend, ins Zimmer zurück.
    «Ich konnte
Ihr Taschentuch nicht finden, Madame», begann sie, doch dann erblickte sie
Avons Fächer. Ein mißbilligender Ausdruck trat in ihre Züge – die klaren blauen
Augen waren voll beträchtlichen Tadels. Avon lächelte.
    «Du wirst
dich daran gewöhnen, mein Kind.»
    «Nie»,
erklärte Léonie mit Entschiedenheit. «Er gefällt mir überhaupt nicht.»
    «Aber ich
verwende ihn auch keineswegs, um dir zu gefallen», murmelte Seine Gnaden.
    «Pardon,
Monseigneur», erwiderte
sie zerknirscht und lugte ihn durch ihre Wimpern hindurch an. Das nicht zu
bändigende Grübchen begann zu beben.
    «Sie wird
ihn einfangen», dachte Fanny. «Sie ist zu bezaubernd.»
    Justin brachte am nächsten Tag sein Mündel
per Kutsche nach Avon, gemeinsam mit Madam Field, deren liebenswürdige Fadheit
von Léonie mit
geringem Respekt aufgenommen wurde. Avon erfaßte rasch ihre Einstellung
gegenüber der Dame, und als sie in Avon ankamen, nahm er sie beiseite.
    «Das ist
ein nettes Haus», äußerte Léonie fröhlich. «Hier gefällt's mir.»
    «Wie mich
dies freut!» erwiderte Seine Gnaden ironisch.
    Léonie blickte
sich in der getäfelten Halle mit den geschnitzten Stühlen, den Bildern und
Gobelins um; oben führte eine Galerie entlang.
    «Vielleicht
ein bißchen sombre», meinte sie. «Wer ist dieser Herr?» Sie trat zu
einer Rüstung und betrachtete sie voll Interesse.
    «Das ist
kein Herr, mein Kind. Das ist die Rüstung, die einer meiner Vorfahren trug.»
    «Vraiment?» Sie schritt zum Fuß
der Treppe und beäugte ein altes Bildnis.
«Und dies närrische Weibsbild gehört ebenfalls zu Ihren Vorfahren?»
    «Sie ist
sogar sehr berühmt, meine Liebe.»
    «Sie hat
ein albernes Lächeln», bemerkte Léonie. «Warum war sie berühmt?
Was hat sie getan?»
    «Berühmt
war sie hauptsächlich ihrer Indiskretionen wegen. Apropos Indiskretionen,
Kind, ich möchte mit dir reden.»
    «Ja,
Monseigneur?» Nun war Léonie in die

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