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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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Betrachtung eines Schildes vertieft,
der über dem Kamin hing. «'J'y serai.' Das ist Französisch.»
    «Du
verfügst über eine bemerkenswerte Intelligenz. Ich möchte mit dir über
meine Cousine, Madam Field, sprechen.»
    Léonie
blickte grimassenschneidend über ihre Schulter.
    «Darf ich
meine Meinung frei heraussagen, Monseigneur?»
    Er ließ
sich am großen geschnitzten Tisch nieder und ließ sein Lorgnon
pendeln.
    «Vor mir
gewiß.»
    «Sie ist
eine dumme Gans, Monseigneur.»
    «Ohne
Zweifel. Und daher, mein Kind, mußt du nicht nur ihre Dummheit
ertragen, sondern dich auch bemühen, ihr keine Schwierigkeiten zu
bereiten.»
    Léonie
schien einen innerlichen Kampf auszufechten.
    «Muß ich
das wirklich, Monseigneur?»
    Justin sah
sie an und erkannte das mutwillige Zwinkern ihrer Augen wieder.
    «Ja, weil
ich es wünsche, mein Kind.»
    Das gerade
Näschen kräuselte sich.
    «Oh, eh
bien!»
    «Dacht
ich's doch», murmelte Avon in sich hinein. «Ist das ein Versprechen,
Léonie?»
    «Versprechen
will ich's gerade nicht», sagte Léonie zögernd. «Aber ich will's
versuchen.» Sie trat auf ihn zu. «Monseigneur, es ist schrecklich nett
von Ihnen, mich an diesen schönen Ort zu bringen und mir alles zu
schenken, als wäre ich nicht die Schwester eines Kneipenwirtes.
    Ich danke
Ihnen tausendmal.»
    Justin blickte
sie einen Moment lang an, und seine Lippen schürzten sich zu
einem seltsamen Lächeln.
    «Du hältst
mich für den Gipfel aller Tugenden, nicht wahr, ma fille?»
    «O nein!»
erwiderte sie aufrichtig. «Ich glaube, Sie sind nur mir gegenüber so
gütig. Anderen Frauen gegenüber sind Sie's keineswegs. Ich kann nicht
umhin, all diese Dinge zu wissen, Monseigneur!»
    «Und
trotzdem, Kind, bist du's zufrieden, bei mir zu bleiben?»
    «Aber
natürlich!» antwortete sie leicht erstaunt.
    «Du bist
sehr vertrauensvoll», bemerkte er.
    «Natürlich!»
wiederholte sie. «Dies», sagte Avon, auf die Ringe an seiner Hand blickend,
«ist eine neue
Erfahrung. Was würde Hugh wohl dazu sagen?»
    «Oh, er
würde seine Mundwinkel herabziehen, so! und seinen Kopf schütteln.
Manchmal ist er gar nicht sehr gescheit, glaube ich.»
    Er lachte
und legte ihr seine Hand auf die Schulter.
    «Ich hätte
nie gedacht, ma fille, ein Mündel zu haben, das so sehr nach meinem
Herzen ist. Ich bitte dich, darauf zu achten, daß du Madam Field nicht
allzusehr schockierst!»
    «Aber Ihnen
gegenüber darf ich doch reden, wie's mir paßt?»
    «Immer»,
erwiderte er.
    «Und Sie
werden hierbleiben?»
    «Augenblicklich
ja. Weißt du, ich muß mich deiner Erziehung annehmen. Du
mußt Dinge lernen, in denen ich dich am besten unterweisen kann.»
    «Was par exemple?»
    «Reiten.»
    «Auf einem
Pferd? Vraiment?»
    «Diese
Aussicht behagt dir?»
    «Oh, und
wie sehr! Und werden Sie mich auch lehren, mit einem Degen zu
fechten, Monseigneur?»
    «Das ist
keine sehr damenhafte Betätigung, ma fille.»
    «Aber ich
will nicht immer Dame sein, Monseigneur! Wenn ich fechten lernen
darf, will ich mich sehr bemühen, all die anderen albernen Dinge zu
erlernen.»
    Er blickte
lächelnd auf sie hinab.
    «Mir
scheint, du versuchst mit mir zu feilschen! Was geschieht, wenn ich dich
nicht im Fechten unterweise?»
    Ihr
Grübchen kräuselte sich.
    «Nun, dann
fürchte ich, werde ich mich sehr ungeschickt anstellen, wenn Sie
mich knicksen lehren, Monseigneur. Oh, Monseigneur, sagen Sie doch
ja! Sagen Sie's rasch! Madame kommt.»
    «Du zwingst
mich ja», sagte er mit einer Verbeugung. «Ich will's dich lehren,
Teufelchen.»
    Madam Field
betrat die Halle noch rechtzeitig, um Léonie einen Freudentanz
aufführen zu sehen. Sie flüsterte ihr ernste Vorhaltungen ins Ohr.

13
    LÉONIES
ERZIEHUNG
    Der Herzog hielt sich mehr als einen
Monat in Avon auf, während welcher Zeit Léonie sich energisch der Aufgabe
widmete, eine Dame zu werden. Glücklicherweise entsprach Madam Fields
Auffassung dieses Standes nicht der Avons. Er wünschte sein Mündel nicht sittsam
über eine Stickarbeit gebeugt zu sehen; vielleicht trug dazu auch – nach dem ersten
Versuch – Léonies Erklärung bei, nichts in der Welt würde sie dazu bringen,
eine Nadel zu handhaben. Madam Field erhitzte sich etwas ob dieser
Pflichtvergessenheit, ebenso wie über Léonies Vorliebe für das Spiel mit dem
Degen, doch sie war weitaus zu gutmütig und phlegmatisch, um sich zu mehr als
nervösen Vorhaltungen hinreißen zu lassen. Sie war von ihrem Cousin stark
eingeschüchtert, und, obgleich eine gebürtige

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