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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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«Du warst sehr grausam zu mir, mein Süßes.»
    «Ach nein,
Edward! Ich war nicht grausam! Du, du hast mich so gereizt. Und dann gingst du
weg, und ich langweilte mich so sehr! Doch nun ist das vorbei, und ich habe
etwas Wundervolles vor mir!»
    Edward
legte seinen Arm um ihre reizende Taille.
    «Meiner
Treu, was denn?»
    «Ein
Mädchen», antwortete sie. «Das hübscheste Mädchen der Welt, Edward!»
    «Ein
Mädchen?» wiederholte er. «Welch neue Grille ist das schon wieder? Was willst
du mit einem Mädchen anfangen, meine Liebe?»
    «Oh, ich
wollte sie gar nicht! Mir wäre das nie in den Sinn gekommen. Wie denn auch, da
ich sie noch nie gesehen hatte? Justin hat sie mir gebracht.»
    Der Griff
um ihre Taille lockerte sich.
    «Justin?»
fragte Marling. «Oh!» Seine Stimme war höflich, jedoch keineswegs begeistert. «Ich
glaubte ihn noch in Paris.»
    «Dort war
er auch noch vor ein oder zwei Tagen, und wenn du beabsichtigst, unangenehm zu
werden, Edward, werde ich weinen. Ich habe Justin sehr gern!»
    «Na schön,
Liebe. Erzähl weiter. Was hat dieses Mädel, wer immer sie sein mag, mit Justin
zu tun?»
    «Das ist ja
das Erstaunlichste an der ganzen Sache!» sagte Fanny, und ihre Stirn entwölkte
sich, wie von einem Zauberstab berührt. «Sie ist Justins Adoptivtochter! Ist
das nicht interessant, Edward?»
    «Was?»
Marlings Arm fiel von ihrer Taille herab. «Justins was ist sie?»
    «Adoptivtochter»,
antwortete sie munter. «Das süßeste Ding, das man sich denken kann, mein
Lieber, und ihm so sehr ergeben! Ich muß gestehen, ich habe sie schon völlig in
mein Herz geschlossen, obwohl sie so entzückend ist, und – oh, Edward, werde
doch nicht böse!»
    Edward
packte sie an den Schultern und zwang sie, ihren Blick auf hin zu richten.
    «Fanny,
willst du damit sagen, daß Alastair die Unverschämtheit besaß, das Mädchen
hierherzubringen? Und du warst so toll, sie aufzunehmen?»
    «In der
Tat, Sir, und warum auch nicht?» sagte sie herausfordernd. «Das wäre ja hübsch,
wenn ich meines Bruders Mündel vor die Tür setzte!»
    «Mündel!»
schnaubte Marling.
    «Ja, Sir,
sein Mündel. Oh, ich will's nicht leugnen, ich glaubte dasselbe wie du, als
ich sie sah, aber Justin schwor, es sei nicht so. Und du weißt doch Edward, wie
korrekt sich Justin mir gegenüber verhält. Du darfst nicht böse sein! Sie ist
doch noch ein bloßes Kind, und dabei ein halber Bub!»
    «Ein halber
Bub, Fanny? Was soll das schon wieder heißen!»
    «Sie war
sieben Jahre lang ein Knabe», sagte Fanny triumphierend. Als sich daraufhin die
Furchen um seinen Mund verschärften, stampfte sie zornig mit dem Fuß auf. «Du
bist wirklich sehr unnett, Edward! Wie kannst du anzunehmen wagen, daß der gute
Justin sein Liebchen in mein Haus bringen würde? Das ist der dümmste Gedanke,
der mir je zu Ohren gekommen ist! Er möchte, daß ich das Kind chaperoniere, bis
es ihm gelungen ist, Madam Field dazu zu bewegen. Was ist schon dran, daß sie
ein Knabe gewesen ist? Was hat das überhaupt damit zu tun, bitte sehr?»
    Marling
lächelte unwillig.
    «Du mußt
zugeben, wenn Justin ein Mädchen adoptiert, so heißt das ...»
    «Edward,
ich glaube aufrichtig, daß er diesmal nichts Schlimmes im Schilde führt! Léonie
ist sein Page gewesen – Oh, nun bist du schon wieder schockiert!»
    «Nun ...»
    «Ich will
kein Wort mehr hören!» Fanny legte ihm die Hände auf den Mund. «Edward, du
wirst doch nicht zornig und grausam sein?» schmeichelte sie ihm. «Es ist
bestimmt irgendein Geheimnis um Léonie, aber – oh, Liebster, du brauchst ihr
nur in die Augen zu sehen! Nun hör zu, Edward!»
    Er hielt
ihre Hände in den seinen gefangen und zog sie zum Sofa. «Schön, mein Liebchen,
ich höre dir zu.»
    Fanny
setzte sich.
    «Liebster
Edward! Ich wußte doch, daß du gütig bist. Siehst du, Justin kam heute mit
Léonie her; sie war als Knabe gekleidet. Ich war ja so entzückt! Ich hatte mir
nicht vorgestellt, daß Justin bereits in England sei! Oh, und er hat einen
Fächer! Du kannst dir nichts Absurderes ausmalen, Liebster! Ich glaube
allerdings, Fächer sind jetzt der letzte Modeschrei ...»
    «Aber,
Fanny, du wolltest mir doch von diesem Mädchen erzählen – Léonie.»
    «Ich begann
ja gerade zu erzählen», protestierte sie mit einem Schmollmündchen. «Ja, also, er
schickte Léonie in einen Nebenraum – mein Lieber, ich glaube, sie betet ihn
direkt an, das arme Kind – und bat mich, sie ein paar Tage bei mir zu behalten,
weil er nicht wünsche, daß

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