Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
Vom Netzwerk:
bin eben ein Hitzkopf.»
    «Ja, das
sehe ich», bestätigte Rupert mit einer Grimasse.
    «Sehr
schlimm, n'est-ce pas? Aber
es tut mir aufrichtig leid.»
    Von diesem
Augenblick an war er ihr Sklave.

16
    GRAF
SAINT-VIRE TAUCHT AUF
    Die Tage jagten vorüber, und noch immer
war der Herzog nicht eingetroffen. Rupert und Léonie ritten, fochten und
stritten miteinander wie zwei Kinder, während ihnen aus der Ferne die Merivales
lächelnd zusahen.
    «Meine
Liebe», sagte der Lord, «sie erinnert mich seltsam an jemanden, aber an wen,
kann ich um alles in der Welt nicht herausfinden.»
    «Ich habe
meines Wissens noch niemanden gesehen, der ihr ähnelt», antwortete Jennifer.
«Ich habe gerade darüber nachgedacht, wie hübsch es wäre, wenn sie Rupert
heiratete.»
    «Ach nein!»
erwiderte er rasch. «Sie ist gewiß ein Baby, aber für Rupert ist sie meiner
Treu zu alt.»
    «Oder nicht
alt genug. Alle Frauen sind älter als ihre Männer, Anthony.»
    «Ich
protestiere, ich bin ein gesetzter Mann in mittleren Jahren!»
    Sie strich
über seine Wange.
    «Du bist
nur ein Bub. Ich bin bei weitem älter.»
    Er war
verwirrt und ein wenig beunruhigt.
    «Mir
gefällt es so», sagte sie.
    In Avon
machten sich mittlerweile Léonie und ihr Schäfer fröhliche Tage. Rupert lehrte
Léonie fischen, sie verbrachten köstliche Tage am Bach und kehrten erst bei
Einbruch der Dämmerung zurück, müde und durchnäßt und unglaublich schmutzig.
Rupert behandelte Léonie als Jungen, was ihr behagte, und erzählte ihr endlos
Gesellschaftsklatsch, was ihr ebenfalls behagte. Doch am besten gefiel ihr,
wenn er Erinnerungen an seinen Bruder wiedergab. Stundenlang hätte sie da
zugehört, mit funkelnden Augen und geöffneten Lippen, um jedes einzelne Wort
einzusaugen.
    «Er ist –
er ist ein grandseigneur!» sagte sie einmal stolz.
    «O ja,
jeder Zoll ein Grandseigneur! Das sag ich ja. Er wird auch nie nachrechnen.
Außerdem ist er teuflisch gescheit.» Weise schüttelte Rupert sein Haupt.
«Manchmal glaub ich, es gibt nichts, was er nicht weiß. Es ist mir unklar, wie
er auf alles kommt, aber er tut's. Ist natürlich alles nur Pose, aber verdammt
widerwärtig, auf mein Wort. Man kann nicht das geringste vor ihm geheimhalten.
Und er kommt immer dann daher, wenn man's am wenigsten erwartet – oder wünscht.
Oh, er ist gerieben, verteufelt gerieben.»
    «Ich
glaube, Sie haben ihn doch ganz gern», sagte Léonie scharfsichtig.
    «Hol's der
Teufel! Oh, er kann gewiß sehr nett sein, aber wie selten! Man ist stolz auf
ihn, wissen Sie, aber er ist wunderlich.»
    «Ich
wollte, er käme zurück», seufzte Léonie.
    Zwei Tage
später begegnete Merivale auf seinem Weg nach dem Dörfchen Avon den beiden,
wie sie wild überland galoppierten. Als sie ihn erblickten, zügelten sie die
Pferde und ritten auf ihn zu. Léonie war erhitzt und außer Atem, Rupert
übelgelaunt.
    «Dieser
Rupert ist ein großer Dummkopf», verkündete Léonie. «Heut hat sie mir übel
mitgespielt», beklagte sich Rupert.
    «Ich
wünsche überhaupt nicht mehr Ihre Begleitung», sagte Léonie von oben herab.
    Merivale
hörte sich lächelnd ihren Hader an.
    «Meine
Gattin sagte mir vor einem Weilchen, ich sei noch ein Bub, aber euch gegenüber
komm ich mir, bei Gott, uralt vor», meinte er. «Lebt wohl, ihr beiden!» Er fuhr
ins Dorf und erledigte dort seine Geschäfte. Für ein paar Minuten hielt er vor
dem Ortsgasthof an und kehrte in die Kaffeestube ein. Auf der Schwelle lief er
in einen hochgewachsenen Kavalier hinein, der sie eben verlief?.
    «Verzeihung,
Sir», sagte er und blickte dann erstaunt auf. «Saint-Vire! Wie kommen Sie
hierher, Comte? Ich hatte keine Ahnung ...»
    Saint-Vire
war ärgerlich zurückgewichen, doch nun verbeugte er sich, und wenn seine Stimme
auch nicht gerade herzlich klang, war sie doch zumindest höflich.
    «Ihr
Diener, Merivale. Ich hätte nicht gedacht, Sie hier zu sehen.»
    «Ebensowenig ich
Sie. An welch seltsamen Orten man doch einander über den Weg läuft! Was führt
Sie hierher?»
    Saint-Vire
zögerte einen Augenblick.
    «Ich bin
auf der Durchreise zu Freunden», sagte er nach einem Weilchen. «Sie leben –
eine Tagereise nördlich von hier. Mein Schoner liegt vor Portsmouth.» Er
breitete die Arme aus. «Eine leichte Indisposition, die mich en route befiel,
zwingt mich, meine Reise zu unterbrechen, um mich ein wenig zu erholen. Was
wollen Sie? Man möchte ja doch nicht souffrant im Hause eines Freundes
eintreffen.»
    Merivale
kam diese Geschichte

Weitere Kostenlose Bücher