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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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kennenzulernen», sagte sie höflich. «Jetzt muß ich
einen Knicks machen, und Sie küssen mir die Hand, n'est-ce
    pas?»
    Rupert
glotzte sie an.
    «Ja, aber
...»
    «Eh
bien!» Léonie
versank, tauchte wieder auf und hielt ihm ihr Händchen
hin. Rupert küßte es nach allen Regeln des Zeremoniells.
    «Mir hat
bis jetzt noch keine Dame gesagt, ich solle ihr die Hand küssen»,
bemerkte er.
    «Hätte ich
das nicht sagen sollen?» fragte sie ängstlich. «Voyons, diese Dinge
sind so schrecklich schwer zu erlernen! Wo ist Monseigneur, bitte?»
    «Beim
Himmel, ich weiß es nicht, meine Liebe! Wir führen keinen gemeinsamen
Haushalt, auf Ehre!»
    Léonie
blickte ihn ernst an.
    «Sie sind
also der junge Rupert. Ich habe von Ihnen schon gehört.»
    «Nicht
übertrieben viel Gutes, möchte ich wetten. Ich bin der Tunichtgut der
Familie.»
    «Ach nein!
Ich habe in Paris über Sie sprechen gehört und glaube, man hat Sie
dort recht gern.»
    «Wirklich,
bei Gott? Kommen Sie von Paris, meine Liebe?»
    Sie nickte.
    «Ich war
Monseigneurs Pa ...» Sie schlug die Hände vor den Mund, und ihre
Augen tanzten.
    Ruperts
Neugier war aufs höchste erregt. Sein Blick streifte scharfsichtig
ihre kurzgeschnittenen Locken.
    «Pa ...?»
    «Ich darf's
nicht sagen. Fragen Sie mich bitte nicht!»
    «Sie waren
doch nicht sein Page?»
    Léonie
starrte auf ihre Zehenspitzen hinab.
    «Das nenn
ich romantisch!» rief Rupert entzückt. «Sein Page, wenn das nicht
phantastisch ist!»
    «Sie
dürfen's nicht weitersagen!» legte sie ihm ans Herz. «Versprechen
Sie's!»
    «Ich werde
schweigen wie das Grab, meine Liebe!» antwortete er prompt.
«Daß ich auf solch eine wunderbare Geschichte stieße, hätt ich mir nie
träumen lassen. Was tun Sie hier in diesem Käfig?»
    «Ich lerne
eine Dame werden, Milor'.»
    «Hol der
Teufel den Milor', mit Verlaub! Mein Name ist Rupert.»
    «Ist es
aber auch convenable, daß ich Sie so nenne?» erkundigte sie sich.
«Wissen Sie, ich kenne mich da noch nicht recht aus.»
    «Convenable, meine Liebe? Ich
verpfände Ihnen mein Wort dafür!
    Sind Sie
nicht meines Bruders Mündel?»
    «J-ja.»
    «Eh
bien, würden Sie
selbst sagen! Hol's der Teufel, da kommt meine Cousine!»
    Madam Field
kam die Treppe herab, sich die kurzsichtigen Augen ausschauend.
    «Nein, so
etwas! Bist du's auch wirklich, Rupert?» rief sie.
    Rupert
schritt ihr entgegen.
    «Ja,
Cousine, ich bin's wirklich. Ich hoffe dich bei deinem üblichen Wohlbefinden
anzutreffen?»
    «Wenn man
von einem leichten Gichtanfall absehen will, ja. Léonie!
    Du bist
hier?»
    «Habe mich
selbst vorgestellt, Cousine. Ich glaube, ich bin so etwas wie ein
Onkel für sie.»
    «Ein Onkel?
O nein, Rupert, bestimmt nicht!»
    «Ich will
Sie nicht zum Onkel», sagte Léonie hochnäsig. «Sie sind nicht genug
respekteinflößend.»
    «Meine
Liebe!»
    Rupert
brach in schallendes Gelächter aus.
    «Meiner
Treu, ich will so etwas wie Sie auch nicht zur Nichte haben, Kind. Sie
sind nu naseweis.»
    «Ach nein,
Rupert», versicherte ihm Madam, «sie ist wirklich sehr brav!»
Zweifelnd blickte sie ihn an. «Aber, Rupert, glaubst du eigentlich, daß
du hier bleiben sollst?»
    «Du setzest
mich also vor meine eigene Tür, Cousine?»
    «Ich
protestiere, ich habe nicht gemeint ...»
    «Ich bin
gekommen, um die Bekanntschaft von meines Bruders Mündel zu
machen, Cousine, wie sich's geziemt.» Seine Stimme klang überzeugend.
Madams Stirn entwölkte sich.
    «Wenn du
meinst, Rupert – Wo wohnst du, bitte?»
    «In
Merivale, Cousine, bei Nacht, aber hier, wenn's dir paßt, bei Tag.»
    «Weiß –
weiß Justin davon?» fragte Madam zögernd.
    «Willst du
damit etwa sagen, Cousine, daß Alastair etwas gegen meine
Anwesenheit einzuwenden hätte?» fragte Rupert mit flammender Entrüstung
zurück.
    «O nein,
nein! Du mißverstehst mich! Es unterliegt keinem Zweifel, es ist für
Léonie ungeheuer langweilig, nur mich zu ihrer Gesellschaft hier zu
haben. Vielleicht reitest du ein und das andere Mal mit ihr aus?
    Das Kind
will den Groom stets zu Hause lassen, was äußerst unpassend ist, wie
ich ihr schon des öfteren ans Herz gelegt habe.»
    «Ich werde
mit ihr den ganzen Tag ausreiten!» versprach Rupert bereitwilligst.
«Das heißt, wenn sie mich haben will.»
    «Ich glaube
schon», sagte Léonie. «Ich habe noch nie jemanden tont
    comme
vous kennengelernt.»
    «Genaugenommen»,
versetzte Rupert, «hab ich auch nie ein Mädel wie Sie kennengelernt.»
    Madam Field
seufzte und schüttelte den

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