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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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Kopf.
    «Ich
fürchte, sie wird nie ganz so werden, wie ich's mir wünschte», sagte sie
kummervoll.
    «Sie wird
London aus dem Häuschen bringen», prophezeite Rupert. «Wollen Sie mich in die
Stallungen begleiten, Léonie?»
    «Ich hole
mir nur einen Mantel», nickte sie und lief leichtfüßig hinauf.
    Als sie
zurückkehrte, hatte Madam Field Rupert einen kurzen Vortrag gehalten und ihm
das Versprechen abgenommen, Léonie gegenüber den schicklichen Anstand zu
wahren.
    Sobald die
beiden das Haus verlassen hatten, blickte Léonie, die mit kurzen aufgeregten
Schritten neben Rupert einhertänzelte, vertrauensvoll lächelnd zu ihm auf.
    «Ich habe
einen Plan», verkündete sie. «Plötzlich ist er mir eingefallen. Wollen Sie
bitte mit mir Florett fechten?»
    «Was soll
ich wollen?» rief Rupert aus, unvermittelt stehenbleibend. Sie stampfte
ungeduldig mit dem Fuß auf.
    «Florett
fechten! Fechten!»
    «Donner und
Doria, was noch alles? Natürlich werd ich mit Ihnen fechten, Wildfang.»
    «Danke vielmals! Sehen Sie, Monseigneur begann mich darin zu unterrichten, aber dann ging
er fort, und Madam Field lehnt es ab, zu fechten. Ich habe sie drum gebeten.»
    «Sie
sollten Anthony Merivale bitten, Ihr Lehrmeister zu sein, meine Liebe. Justin
ficht gut, das gebe ich zu, aber Anthony hat ihn einmal besiegt.»
    «Aha! Wußte
ich's doch, daß da ein Geheimnis dahintersteckt! Sagen Sie mir, war Monseigneur
einstmals mit Milady Jennifer in einen Liebeshandel verstrickt?»
    «Er hat sie
Anthony unter der Nase entführt, meine Liebe!»
    «Vraiment? Gegen ihren Willen
aber, glaube ich?»
    «Bei Gott
ja! Welche Frau wäre schon dafür?»
    «Ich hätte
nichts dagegen», sagte Léonie ruhig. «Aber Lady Merivale – das ist etwas
anderes! War sie damals schon verheiratet?»
    «Teufel,
nein. Justin hat nicht oft Affären mit verheirateten Frauen. Er wollte sie
selber heiraten.»
    «Das wäre
nicht gut ausgegangen», sagte sie weise. «Sie wäre ihm auf die Nerven gegangen.
Hat Milor' sie dann befreit?»
    «Ja, und
hat versucht, mit Justin à outrance zu fechten. Marling hat sich
dazwischengeworfen. Solch eine Szene erlebt man nicht so bald wieder! Jetzt
sprechen die beiden nicht mehr miteinander, wissen Sie. Verdammt zuwider, wenn
man bedenkt, daß wir Merivale seit unseren Kindheitstagen kennen. Marling liebt
Justin auch nicht übermäßig.»
    «Oh!»
machte Léonie geringschätzig. «Ein netter Mensch, Marling, aber so langweilig!»
    «Na ja,
aber mit Fanny verheiratet sein, kann einen Mann schon dämpfen, lassen Sie sich
das gesagt sein!»
    «Ich finde,
Ihre Familie ist sehr sonderbar», bemerkte sie. «Jedes Mitglied haßt das
andere. Ach nein, Lady Fanny hat manchmal Monseigneur gern.»
    «Ja, sehen
Sie, unsere Mutter war ein Hitzkopf», erklärte Rupert. «Und der alte Herzog
war, weiß der Himmel, auch kein Heiliger! Kein Wunder, daß wir wie ein Rudel
sich gegenseitig ankläffender Hunde aufwuchsen.»
    Sie hatten
die Stallungen erreicht, wohin Ruperts Pferd gebracht worden war. Er sprach
mit einem der Grooms, den er leutselig begrüßt hatte, und ging die wenigen
Pferde, die sich hier befanden, betrachten. Als sie wieder ins Haus
zurückkehrten, waren die beiden miteinander befreundet, als hätten sie sich
seit Jahren gekannt. Rupert war vom Mündel seines Bruders entzückt und hatte
bereits beschlossen, sich einige Zeit in Merivale aufzuhalten. Ein Mädchen, das
sich so ungeniert wie ein Junge benahm und offensichtlich keine Courschneiderei
von ihm erwartete, war für Rupert etwas ganz Neues. Vor einem Monat noch hatte
er Mistress Julia Falkner den Hof gemacht; er war dessen überdrüssig geworden
und hatte beschlossen, weibliche Gesellschaft zu meiden. Doch Léonie mit ihrer
Freundlichkeit und ihren wunderlichen Einfällen würde, so dachte er, eine
angenehme und amüsante Gefährtin sein. Außerdem war sie sehr jung, und seine
Lieben waren bis jetzt stets älter gewesen als er. Er versprach sich einige
heitere Wochen, von keiner Furcht getrübt, in die Ehefalle gelockt zu werden.
    Er kam am
nächsten Tag wieder und hörte vom Lakaien, der ihn einließ, Léonie erwarte ihn
in der Bildergalerie. Als er diese aufsuchte, traf er sie dabei an, wie sie, in
Reitrock und Hose gekleidet, seine Ahnen begutachtete.
    «Großer
Gott!» rief er aus. «Sie Spitzbub!»
    Sie drehte
sich um und legte rasch den Finger auf den Mund.
    «Wo ist
Madame?»
    «Cousine
Harriet? Ist mir nicht unter die Augen gekommen. Léonie, Sie sollten stets
diese

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