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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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mit Schnupftabak.
    «Wollen wir
es – Intuition nennen, mein lieber Anthony?»
    «Aber –
aber warum verfolgte Rupert Saint-Vire? Und – und was hatte
Saint-Vire auf der Straße nach Portsmouth zu suchen? Er sagte mir doch,
daß er nordwärts reise, um einen Freund zu besuchen? Das geht über
meinen Verstand!»
    «Ich möchte
das eine wissen», sagte Jennifer, «wo ist Léonie?»
    «Ja, das
ist die Frage», nickte Merivale.
    «Verzeihung,
Sir», unterbrach Mr. Manvers, «aber die Frage ist: wo ist mein
Pferd?»
    Alle
blickten Aufklärung heischend den Herzog an.
    «Léonie»,
sagte der Herzog, «befindet sich jetzt auf dem Wege nach Frankreich,
in Gesellschaft des Grafen Saint-Vire. Rupert, stelle ich mir vor, ist
ebenfalls unterwegs nach Frankreich, da er die beiden wahrscheinlich
nicht rechtzeitig abfangen konnte. Mr. Manvers' Pferd befindet sich
mit großer Sicherheit in Portsmouth. Außer, Rupert hat es nach
Frankreich mitgenommen.»
    Mr. Manvers
brach im nächsten Sessel zusammen.
    «Mitgenommen
– mein Pferd nach Frankreich mitgenommen, Sir?
    Oh, das ist
ungeheuerlich! Das ist ungeheuerlich!»
    «Erklären
Sie sich deutlicher, Avon, um Himmels willen!» flehte Merivale.
«Warum ist Saint-Vire mit Léonie durchgegangen? Er hatte sie doch nie
gesehen!»
    «Im
Gegenteil», versetzte Avon, «er hat sie sehr oft gesehen!»
    Jennifer
sprang auf die Füße.
    «Oh, Sir,
er wird ihr doch kein Leid antun?»
    «Nein,
Milady, er wird ihr kein Leid antun», erwiderte Avon, und seine Augen
glitzerten. «Er wird keine Zeit dazu haben. Rupert ist ihm hart auf den Fersen
– und ich.»
    «Sie wollen
fort?»
    «Natürlich
will ich fort. Folgen Sie meinem Beispiel, und setzen Sie Ihr Vertrauen auf
Rupert. Wie es scheint, bin ich ihm zu tiefem Dank verbunden.»
    «Alastair,
was hat all dies zu bedeuten, um Gottes willen?» fragte Merivale. «Rupert
selbst schwor, es stecke ein Geheimnis dahinter, als er sah, wie sehr Léonie
Saint-Vire ähnelte.»
    «Rupert hat
das also erkannt? Ich scheine Ruperts Intelligenz unterschätzt zu haben. Ich
glaube, ich kann Ihre Neugier befriedigen. Kommen Sie in die Bibliothek, mein
lieber Merivale.»
    Vergangene
Feindseligkeiten waren vergessen. Anthony ging zur Tür. Mr. Manvers sprang auf.
    «Aber das
alles verhilft mir nicht zu meinem Pferd!» rief er bitter. Avon hielt, die Hand
an der Tür, inne und blickte zurück.
    «Mein
lieber Herr», sagte er hochmütig, «ich habe Ihr Pferd satt. Es hat seine
Dienste geleistet und wird Ihnen zurückgegeben werden.» Er entfernte sich mit
Merivale und schloß die Tür hinter sich. «So. Noch einen Moment, Anthony.
Johnson!»
    Der Butler
trat auf ihn zu. «Euer Gnaden?»
    «Lassen Sie
sofort Thunderholt und Blue Peter vor das Kabriolett spannen, meinen großen
Reisekoffer hineintun und einem der Mädchen sagen, sie solle einige Kleider für
Mistress Léonie zurechtpacken. Alles binnen einer halben Stunde, Johnson.»
    «Sehr wohl,
Euer Gnaden», verbeugte sich der Alte.
    «Und nun,
Merivale, hier hinein.»
    «Bei Gott,
Sie sind ein kalter Teufel!» rief Merivale aus und folgte ihm in die
Bibliothek.
    Seine
Gnaden schritten zu seinem Schreibtisch und entnahm ihm ein Paar
goldbeschlagene Pistolen.
    «In kurzen
Worten, Anthony, steht's so: Léonie ist Saint-Vires Tochter.»
    «Ich wußte
nicht, daß er eine Tochter hat!»
    «Niemand
wußte es. Sie glaubten vielleicht, daß er einen Sohn habe?»
    «Ja – ja natürlich.
Habe den Jungen oftmals gesehen.»
    «Er ist
ebensosehr Saint-Vires Sohn, wie Sie es sind», sagte Seine Gnaden und ließ den
Hahn der einen Pistole schnappen. «Er heißt Bonnard.»
    «Großer
Gott, Alastair, wollen Sie damit sagen, daß Saint-Vire so vermessen war, die
Kinder zu vertauschen? Armands wegen?»
    «Ich
erkenne mit Freuden, wie gut Sie die Situation erfassen», sagte der Herzog.
«Ich bitte Sie, das Ganze nicht weiterzugeben, denn noch ist die Zeit dafür
nicht gekommen.»
    «Schön,
aber welch eine Niedertracht! Weiß er, daß Sie wissen?»
    «Ich erzähle Ihnen wohl
am besten die ganze Geschichte», seufzte Avon.
    Als sie endlich
aus der Bibliothek auftauchten, spiegelte Merivales Gesicht die verschiedensten
Gefühle und er schien sprachlos zu sein. Jennifer begegnete ihnen in der Halle.
    «Sie gehen,
Sir? Werden Sie sie zurückbringen?»
    «Das kann
ich nicht sagen», erwiderte Avon. «Sie wird bei mir in Sicherheit sein,
Milady.»
    Ihre Augen
senkten sich zu Boden. «Ja, Sir, das fühle ich.»
    Seine
Gnaden blickte sie an.

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