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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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erschienen mir so unschuldig!
Ich kann's jetzt noch kaum glauben ...»
    «Unschuldig!
Natürlich waren sie's!» schnauzte Merivale sie an. «Lassen Sie doch endlich
diesen Unsinn mit dem Durchgehen! Das ist kindisches Geschwätz!»
    «Oh,
Anthony, glaubst du wirklich?» rief Jennifer dankbar.
    «Ich möchte
nicht aufdringlich erscheinen», sagte der Herzog, «doch ich hätte ganz gerne
eine Erklärung. Wo ist mein Mündel, wenn ich fragen darf?»
    «Darum»,
versetzte Merivale, «handelt es sich ja.»
    Der Herzog
stand stocksteif.
    «Ei!» sagte
er leise. «Bitte, fahren Sie fort. Cousine, ich muß Sie ersuchen, Ihr
Wehklagen einzustellen.»
    Madams
geräuschvolles Schluchzen erstarb. Sie umklammerte Jennifers Hand und
schnüffelte verstohlen.
    «Mehr weiß
ich nicht», sagte Merivale, «als daß sie und Rupert seit elf Uhr vormittags
abwesend sind.»
    «Rupert?»
sagte Seine Gnaden.
    «Ich hätte
Ihnen noch mitteilen müssen, daß Rupert seit den letzten drei Wochen unser Gast
ist.»
    «Sie
versetzen mich in Bestürzung», sagte Avon. Seine Augen waren hart wie Achat. Er
wandte sich um und stellte seine Schnupftabakdose auf den Tisch. «Damit scheint
sich ja das Rätsel gelöst zu haben», fuhr er gelassen fort.
    «Sir!»
Jennifer hatte das Wort ergriffen. Seine Gnaden blickte sie gleichmütig an.
«Wenn Sie damit meinen, daß – daß die beiden durchgegangen sind, lassen Sie
mich Ihnen versichern – oh, ich bin überzeugt, daß dies nicht der Fall ist! So
etwas hatten sie nie im Sinn!»
    «So?» Avon
sah von einem zum andern. «Wollen Sie mich bitte aufklären?»
    Merivale
schüttelte den Kopf.
    «Meiner
Treu, ich kann's nicht. Aber ich würde meine Ehre zum Pfand setzen, daß
zwischen beiden von Liebe keine Rede ist. Sie sind richtige Kindsköpfe, und
selbst jetzt noch habe ich sie im Verdacht, uns einen Streich zu spielen. Um so
mehr ...» er hielt inne.
    «Ja?»
fragte Avon.
    Jennifer
schaltete sich ein.
    «Sir, das
Kind kann von nichts anderem als von Ihnen sprechen!» sagte sie ungestüm. «Sie
werden von ihr angebetet!»
    «Das
glaubte ich», erwiderte Avon. «Aber man kann sich täuschen. Es gibt, scheint
mir, ein Sprichwort, das besagt, daß Jugend zu Jugend strebt.»
    «Das ist
nicht der Fall», behauptete Merivale. «Sie liegen sich doch stets in den
Haaren! Außerdem haben sie keine Pferde mitgenommen. Vielleicht verstecken sie
sich irgendwo, um uns einen Schrecken einzujagen.»
    Ein Diener
trat ein.
    «Ja?» Avon
sagte es, ohne das Haupt zu wenden.
    «Mr.
Manvers wünscht mit Lord Rupert zu sprechen, Euer Gnaden.»
    «Ich habe nicht die
Ehre, Mr. Manvers zu kennen», sagte der Herzog, «aber lassen Sie ihn ein.»
    Es trat ein
kleiner drahtiger, rotbäckiger Herr mit funkelnden zornigen Augen ein. Er
starrte die Gesellschaft an und platzte, sich an den Herzog wendend, mit der
Frage heraus: «Sind Sie Lord Rupert Alastair, Sir?»
    «Nein, der
bin ich nicht», erwiderte Seine Gnaden. Das erboste Männchen wandte sich an
Merivale. «Sie, Herr?»
    «Mein Name
ist Merivale», erwiderte Anthony.
    «Wo ist
also Lord Rupert Alastair?» fragte Mr. Manvers, wütend und verwirrt in
einem.
    Seine
Gnaden nahm eine Prise.
    «Das
möchten wir alle selber gern wissen», sagte er.
    «Verdammt,
Sir, gedenken Sie mit mir zu scherzen?» schäumte Mr.
    Manvers.
    «Ich habe
noch nie mit jemand gescherzt», erwiderte der Herzog.
    «Ich bin
hierhergekommen, um mit Lord Rupert Alastair zu sprechen! Ich
wünsche eine Erklärung von ihm!»
    «Mein
lieber Herr», sagte Avon. «Treten Sie in unsre Mitte! Wir alle
wünschen dies.»
    «Wer sind
Sie, zum Teufel?» schrie das Männchen außer sich.
    «Sir»,
verbeugte sich Seine Gnaden, «ich glaube, ich bin der Teufel.
    Man sagt's
zumindest.»
    Merivale
schüttelte sich vor unterdrücktem Lachen. Mr. Manvers fuhr auf ihn
los. «Ist das ein Irrenhaus?» fragte er. «Wer ist das?»
    «Der Herzog
von Avon», erwiderte Merivale mit schwankender Stimme.
    Mr. Manvers
stürzte sich abermals auf den Herzog.
    «Ah! Dann
sind Sie Lord Ruperts Bruder!» sagte er rachelüstern.
    «Zu meinem
Mißgeschick, Sir, glauben Sie mir.»
    «Ich möchte
folgendes wissen», sagte Mr. Manvers. «Wo ist mein Rotschimmel?»
    «Ich habe
nicht die leiseste Ahnung», erwiderte Seine Gnaden freundlich. «Ich
kann nicht einmal mit Sicherheit behaupten zu wissen, wovon Sie reden.»
    «Meiner
Treu, ich auch nicht!» gluckste Merivale.
    «Mein
Rotschimmel, Sir! Wo ist er? Antworten Sie mir!»
    «Sie müssen
mich

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