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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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leider entschuldigen», sagte der Herzog. «Ich weiß nichts von
Ihrem Pferd. Augenblicklich bin ich sogar an Ihrem Pferd – Rotschimmel
oder was immer – nicht sehr interessiert.»
    Mr. Manvers
warf die geballte Faust gen Himmel.
    «Nicht dran
interessiert!» sprudelte er hervor. «Mein Pferd wurde gestohlen!»
    «Seien Sie
meines Mitgefühls versichert», sagte Seine Gnaden gähnend. «Doch
ich erfasse nicht ganz, was dies mit mir zu tun haben soll.»
    Mr. Manvers
hieb auf den Tisch. «Gestohlen wurde es, Sir, von Ihrem Bruder,
Lord Rupert Alastair, und zwar heute!»
    Diese Worte
ließen eine plötzliche Stille eintreten.
    «Fahren Sie
fort!» forderte Seine Gnaden ihn auf. «Jetzt interessiert uns dies
höchlichst. Wo, wann, wie und warum stahl Lord Rupert Ihr Pferd?»
    «Er stahl
es im Dorf, Sir, heut vormittag! Und ich muß sagen, Sir, daß ich
dies für eine gewaltige Unverschämtheit ansehe. Ein starkes Stück, das mich in
Wut versetzt! Ich bin sonst ein ruhiger Mensch, Sir, aber wenn mir solche
Nachricht von einem Mann von hoher Geburt, von Titel, überbracht wird ...»
    «Oh, er hat
eine Nachricht hinterlassen?» fragte Merivale dazwischen.
    «Durch den
Hufschmied, Sir! Mein Stallbursch ritt auf dem Rotschimmel ins Dorf, und da
das Pferd einen Huf verlor, brachte er es zum Schmied, wie sich's gehört.
Während Coggin das Tier beschlug, ging mein Bursch zu Fawley, um meine Aufträge
auszuführen.» Er atmete schwer. «Als er zurückkehrte, war das Pferd fort! Der
Schmied – dieser verdammte Narr! – sagte mir, daß Lord Rupert darauf bestand,
das Pferd zu nehmen – mein Pferd, Sir! –, und mir seine Empfehlungen und
seinen – seinen Dank übermitteln lasse, daß ich ihm mein Pferd geborgt!»
    «Äußerst
korrekt», meinte Seine Gnaden.
    «Verdammt,
Sir, das übersteigt doch alles!»
    Jennifer
brach in ein gurgelndes Gelächter aus.
    «Oh, hat
man schon je einen solchen Jungen gesehen?» rief sie. «Was in aller Welt wollte
er mit Ihrem Pferd, Sir?»
    Mr. Manvers
warf einen grimmigen Blick auf sie.
    «Stimmt,
Madam! Wie Sie sagen: was wollte er mit meinem Pferd? Der Bursche ist verrückt
und sollte einmal richtig versohlt werden! Coggin erzählte mir, er sei wie ein
Wahnsinniger, ohne Hut auf dem Kopf, ins Dorf gelaufen gekommen. Und keiner von
den glotzenden Lümmeln hatte den Mut, ihn am Diebstahl meines Pferdes zu
hindern! Eine Bande Idioten, Sir!»
    «Ich kann
das wohl verstehn», sagte Avon. «Aber ich erfasse noch immer nicht, wie uns
Ihre Information nützen kann.»
    Mr. Manvers
bezwang sich nur mühsam.
    «Herr, ich
bin nicht hierhergekommen, um Ihnen zu nützen!» tobte er. «Ich bin gekommen, um
mein Pferd zurückzufordern!»
    «Ich würde
es Ihnen geben, wäre es in meinem Besitz», sagte Seine Gnaden entgegenkommend.
«Unglücklicherweise hat aber Lord Rupert Ihr Pferd.»
    «Dann
verlange ich die Rückerstattung!»
    «Bekümmern
Sie sich nicht!» riet ihm Avon. «Er wird es Ihnen gewiß zurückgeben. Ich
möchte nur das eine wissen: warum brauchte Lord Rupert Ihr Pferd und wohin ritt
er?»
    «Wenn man
diesem Tölpel von einem Wirt Glauben schenken kann», sagte Mr. Manvers, «so hat
er sich nach Portsmouth gewandt.»
    «Sicherlich,
um aus England zu fliehen», murmelte Seine Gnaden. «Befand sich eine Dame bei
Lord Rupert?»
    «Nein, das
war nicht der Fall. Lord Rupert machte sich in einem schändlichen Tempo an die
Verfolgung einer Kutsche – oder ein ähnlicher Unsinn.»
    Des Herzogs
Augen weiteten sich. «Nun beginne ich langsam klar zu sehen»,
sagte er. «Fahren Sie fort.»
    Merivale
schüttelte den Kopf. «Ich tappe im dunkeln», gestand er.
    «Es wird
immer geheimnisvoller.»
    «Im
Gegenteil», entgegnete Seine Gnaden ruhig. «Das Geheimnis steht knapp
vor der Lösung.»
    «Ich
verstehe keinen von Ihnen!» Mr. Manvers barst fast vor Wut.
    «Das ist
auch nicht zu erwarten», sagte Avon. «Lord Rupert, sagten Sie, ritt
in Verfolgung einer Kutsche nach Portsmouth. Wer befand sich in dieser
Kutsche?»
    «Irgend so
ein verdammter Franzose, sagte Fletcher.»
    Merivale
fuhr auf, desgleichen Jennifer.
    «Franzose?»
echote Merivale. «Aber wieso kam Rupert ...»
    Seine
Gnaden lächelte grimmig.
    «Das
Geheimnis», sagte er, «ist gelöst. Lord Rupert, Mr. Manvers, borgte sich
Ihr Pferd, um Monsieur le Comte de Saint-Vire zu verfolgen.»
    Merivale
schnappte nach Luft.
    «Sie wußten
also, daß er hier war?»
    «Nein.»
    «Wieso
dann, um Gottes willen ...?»
    Der Herzog
bediente sich abermals

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