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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Saunders
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erst recht ihre Aufmerksamkeit erregen? Er konnte sie hören, ein jungenhaftes Grölen von Flüchen und Obszönitäten, genau wie gestern.
    Er ließ den Wagen an und überlegte. Er hatte zwei Möglichkeiten: Entweder vollführte er eine Dreipunktwendung und fuhr zurück, oder er setzte seinen Weg fort, an den Jungen vorbei, und wendete weiter vorne. Er entschied sich für Letzteres. Seine Handflächen waren klamm vor Nervosität. Er nahm einen Schluck Cola und fuhr an dem Trio vorbei. Nur einer bemerkte ihn und riss aggressiv das Vorderrad hoch. Aber ebenso schnell richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Kumpane.
    Simons Augen huschten in kurzen Abständen zum Rückspiegel. Als die drei Figuren so klein geworden waren wie die grünen Plastiksoldaten, mit denen er als Kind gespielt hatte, hielt er erneut am Straßenrand an. Dabei vergaß er zu blinken, und das ärgerte ihn. Peinlich genau und mit höchster Konzentration machte er eine Kehrtwendung und stellte das Auto unter einem anderen Teebaum ab.
    Jetzt konnte er die Jungen mühelos beobachten. Ohne sie aus den Augen zu lassen, nahm er sein Klemmbrett zur Hand und machte sich genaue Notizen von ihrer Kleidung und ihren Gesprächen. Er würde ihnen ein weiteres Stückchen folgen, wenn sie sich zu weit von ihm entfernten. Aber er musste dabei sehr vorsichtig sein, durfte keine Aufmerksamkeit erregen.

    All diese Gedanken drängten sich in seinem Gehirn, füllten es und verursachten überall in seinem Körper ein Brausen und Kribbeln.
    Seine Erregung war ungeheuer. Er drückte die Schenkel zusammen, betastete seine Lippen, steckte einen Finger in den Mund und zeichnete seine Lippen mit Speichel nach, als wäre es Lippenstift. Dabei ließ er die Jungen keine Sekunde lang aus den Augen, bis sie sich so weit entfernt hatten, dass er sie fast nicht mehr erkennen konnte. Da steckte er sein Klemmbrett rasch in den Rucksack zurück, nahm einen hastigen Schluck Cola und ließ den Motor an. Auch jetzt wieder verhielt er sich makellos korrekt: Fuß auf die Bremse, richtiger Gang eingelegt? Motor anlassen, warten, bis der Gang eingerastet ist, Blick in Rück- und Seitenspiegel, rechter Blinker an.
    Weiter kam er nicht. Seine Augen zuckten zum Rückspiegel. Sein Herz machte einen stolpernden Satz.
    Fünfzig Meter hinter ihm war ein Fahrrad aufgetaucht. Darauf saß ein Junge mit blonden, von der Sonne ausgebleichten Haaren. Ein Junge mit Topfschnitt.
    Auf ihn hatte er gewartet. Was für ein Glück!
    Simon griff nach seinem Schwanz, er konnte nicht anders. Er fasste sich in den Schritt, kratzte mit seinem abgenagten Daumennagel über die Naht. Dabei wandte er den Blick keine Sekunde vom Rückspiegel und dem Jungen ab. Wie das Trio, das inzwischen wahrscheinlich verschwunden war, hinterließ auch dieser Junge ein Bild der Verwüstung. Er fuhr gegen Briefkästen, feuerte Abfall aus seinem Schulranzen auf die Straße, spuckte auf den Bürgersteig.
    Er fuhr hin und her und drehte sich immer wieder um, um seine Spuren der Zerstörung zu begutachten. Für den ungeduldigen Simon ging das alles viel zu langsam, es dauerte
ewig, bis der Junge näher kam. Immerhin hatte er dadurch Zeit, ein paar wichtige Beobachtungen zu machen: Der Junge trug keine Armbanduhr, sein Ranzen hing lässig über der Schulter – ließ sich also leicht herunterreißen, er trug keine Schuluniform. War er einer von diesen Unzuverlässigen, diesen Schulschwänzern, deren Fehlen nicht sofort auffallen würde?
    Noch eine Runde und der Junge wäre bis auf wenige Meter an den Commodore seiner Mutter herangekommen. Simons Blick verfolgte ihn mit zitternder Erregung. Endlich, der letzte Schlenker und er war auf seiner Höhe. Was dann folgte, war eine außergewöhnliche Reihe von Ereignissen. Es begann damit, dass der Junge Rotz hochzog und in weitem Bogen aufs Heckfenster des Commodore spuckte.

15:30 Uhr
    Â»Stopp!«, befahl Mary. »Biegen Sie hier ein, und bleiben Sie in der Auffahrt stehen.«
    Claudia gehorchte, aber Mary wusste, dass ihre Zusammenarbeit am seidenen Faden hing, dass die Kollegin darauf brannte, aus dem Auto zu steigen, Nick anzurufen und sich zu beschweren. Claudia war die Anspannung deutlich anzumerken, Mary sah, wie die Sehnen an ihrem Hals hervortraten.
    Mary stand jedoch so unter Strom, dass sie das, was sie als Schwäche der anderen interpretierte, nicht

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