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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Saunders
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und jede Seite extra ab. Eine klemmte er sich für später unter die Oberlippe, die andere schob er fast ganz in den Mund und wieder raus. Rein, raus, rein, raus.
    Â»Braver Junge«, sagte er, um sich abzulenken.
    Dann ließ er die Fritte schlaff aus seinem Mund hängen und hob seinen Rucksack vom Boden vor dem Beifahrersitz. Er nahm ein Klemmbrett und einen Stift heraus und
notierte sich zunächst den Namen der Straße, dann die Zeit – 14:49 Uhr – und das Datum. Dann saugte er die Fritte wie eine Nudel in den Mund und rollte sie mit der Zunge zu einem Bällchen, während er weiterschrieb. »Zu Hause, zu Hause, nicht zu Hause. Zu Hause, vielleicht zu Hause. Nicht zu Hause, nicht zu Hause.« Dies schrieb er neben die Skizze, die er von der Straße angefertigt hatte. Wahrscheinlich überflüssig, aber man konnte ja nie wissen. Als Nächstes notierte er sich Marke und Farbe aller Autos. Zufrieden stellte er fest, dass der Commodore seiner Mutter hier überhaupt nicht auffiel.
    Simon schluckte die zu einer runden Breikugel geformte Fritte herunter und griff, gierig nach Salzigem, erneut in die Tüte, obwohl ihm die andere Fritte noch unter der Oberlippe klebte. Er mochte das Gefühl, wie sich seine Oberlippe wölbte und ein wenig dehnte.
    Er notierte sich, dass ein paar Gardinen zugezogen und einige Jalousien heruntergelassen waren. Dann ließ er den Wagen an und fuhr los, ebenso vorsichtig und gewissenhaft wie zuvor. Links in die Lauren, rechts zurück auf die Gilbert, dann länger als vermutet ein Stück geradeaus, rechts in die Jacaranda und wieder rechts zurück in die Snow Street. Diesmal kam er vom entgegengesetzten Ende und parkte auf der anderen Straßenseite. Von hier hatte man einen besseren Überblick, wie er feststellte.
    Noch zwei Pommes verschwanden in seinem Mund. Er kritzelte eine weitere Seite voll und fragte sich, ob er sich, so wie beim letzten Mal, zwei Wochen für die Observation Zeit lassen sollte. Er wusste nicht, ob er so lange warten konnte. Obwohl es sich voll ausgezahlt hatte, das durfte er nicht vergessen. Als er schließlich mit seinen Notizen fertig war – alles verschlüsselt natürlich -, lehnte er sich mit einem
zufriedenen Seufzer zurück. Jetzt brauchte er nur noch zu warten.
    Er nahm einen Schluck Cola, rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her. Er sehnte sich danach, seinen Reißverschluss aufzumachen, wagte es aber nicht. Außerdem war sein Schwanz sowieso noch ein bisschen wund, und der Teebaum, unter dem er stand, bot nicht genügend Sichtschutz. Daher zog er lediglich genüsslich seine Jeans zurecht und beschäftigte sich dann mit seinem Essen.
    Er hatte erst ein knappes Viertel seines Burgers aufgegessen, als die ersten Fahrräder in der Straße auftauchten. Mädchen, wie er bemerkte. Dicke Mädchen in Schuluniform. Er notierte sich die Zeit. Als Überschrift schrieb er, wiederum verschlüsselt: »Schulschluss«. Einzelheiten waren wichtig. Ein zweites Paar tauchte auf, ebenfalls Mädchen. Er beachtete sie nicht weiter. Als Nächstes kam eine Dreiergruppe. Die auffällige Art, wie sie mit ihren Rädern herumkurvten, erregte seine Aufmerksamkeit. War’s möglich? Simon rutschte erregt auf seinem Sitz hin und her, zog die Nase hoch und starrte vor Aufregung die Wasserflecken auf der Windschutzscheibe an, bevor er den Blick erneut auf das Trio richtete. Sie waren noch zu weit weg, als dass er ihre Gesichter genauer erkennen konnte, aber … seine Augen verengten sich zu Schlitzen … ja, sie waren es!
    Der Untersetzte mit dem Stachelkopf bremste schlitternd direkt in dem Bushäuschen ab, in dem er, Simon, gestern gesessen hatte. Heute gab’s dort keine Beute für die drei. Ungerührt fuhren sie weiter, näherten sich unwissentlich Simon.
    Doch dann bohrte sich die Enttäuschung wie ein Finger in seine Rippen. Topfschnitt war nicht dabei. Vielleicht war die ganze Aufklärungsmission für die Katz.
    Die Jungen kamen näher, wie üblich eine Spur von Verwüstung
hinterlassend – Abfall, Rasenfetzen, Bremsspuren. Sie waren ganz offensichtlich auf der Suche nach einem Opfer. Simon schluckte die Fritte herunter, die er sich aufgehoben hatte, sie lenkte ihn jetzt bloß ab. Er musste sich konzentrieren. Konnte er riskieren, dass sie ihn bemerkten, vielleicht sogar an seinem Wagen anhielten? Aber wenn er jetzt losfuhr, würde das nicht

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